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PhagoMed: 1,5 Millionen Euro für das Wiener Biotech, das Bakterien killen will

Illustration von Bakterien. © Bild von Arek Socha auf Pixabay
Illustration von Bakterien. © Bild von Arek Socha auf Pixabay
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Es sind faszinierende Einblicke in die Welt der Biomedizin. Phagen sind eine spezielle Klasse von Viren, die ausschließlich Bakterien befallen und diese töten können. Das tun sie, indem sie Bakterien mit ihrer DNA infizieren und dann die Bakterienzelle zur Herstellung neuer Phagen umprogrammieren. Sobald genug neue Phagen produziert wurden, zerstören diese mittels eigens produzierter Enzyme die Bakterienzellwände und führen so zum Zelltod.

Phagen haben in der Medizin bereits eine 100-jährige Anwendungsgeschichte und gelten als immer wichtigere Alternative zu Antibiotika. Das Wiener Biotech PhagoMed hat sich dieser Erkenntnisse angenommen und sieht sich als Teil einer „Renaissance der Phagentherapie in der westlichen Medizin“, die zum Ziel hat, die Antibiotika-Krise zu bekämpfen. Immer mehr Menschen sterben aufgrund von multi-resistenten bakteriellen Infektionen, gegen die Antibiotika nicht mehr helfen. Und da braucht es jetzt ein neue Mittel.

Vier Millionen Euro bereits 2018

Für die Entwicklung von Arzneimitteln auf Basis von natürlichen Viren hat PhagoMed jetzt eine Finanzierungsrunde von 1,5 Millionen Euro erhalten. „Unsere Investoren sind ein Konsortium aus Angel-Investoren und kleinen Family Offices“, sagt Alexander Belcredi, Co-Founder und CEO der im Wiener Biocenter ansässigen Firma, zu Trending Topics. Wer die Investoren sind, wird derzeit nicht verraten – sie sollen in den nächsten Wochen im Firmenbuch ersichtlich werden.

Die 1,5 Millionen Euro kommen zusätzlich zu den vier Millionen Euro an Förderungen und Wandelanleihen, die PhagoMed 2018 erhalten hat. Über das FFG Basisprogramm und AWS Seed Financing wurden im Vorjahr rund 3,3 Millionen Euro aufgenommen, dazu kamen die erwähnten Wandelanleihen.

„Unsere Bewertung hat sich verdoppelt“

„Da wir sehr umfangreiche Förderungen erhalten haben, haben wir die Seed-Runde aufgeteilt und letztes Jahr nur eine erste Tranche aufgenommen“, sagt Belcredi. „Wir sind gut vorangekommen und konnten daher jetzt die restlichen Mittel zur Unterlegung der Förderprogramme aufnehmen und unsere Programme daher auch wie geplant weiter aufstocken und beschleunigen. Unsere Bewertung hat sich in diesem auch Zeitraum verdoppelt, daher war es nun ein guter Zeitpunkt um wieder Geld aufzunehmen.“

Derzeit werden Arzneimittelkandidaten in Tierstudien evaluiert. Den Beginn erster klinischer Studien zur Behandlung Implantat-assoziierter Infektionen plant PhagoMed für das Jahr 2021. „Individuelle Phagen wirken nur gegen ein sehr eingeschränktes Spektrum an Bakterien, typischerweise nur innerhalb einer Spezies“, sagt Belcredi. „Diese Kombination aus hoher Selektivität und gleichzeitig hoher Effektivität in der Tötung von Bakterien macht Phagen zu einer hochinteressanten Alternative zu Antibiotika bei der Behandlung bakterieller Infektionen.“

„Es gibt wieder Bedarf“

Der deutsche Arzt Burkhard Wippermann, einer der Mitgründer von PhagoMed, setzt sich seit rund 20 Jahren mit Phagen im Rahmen von experimentellen Heilversuchen ein. Das Unternehmen, das 2017 gegründet wurde (Belcredi ist Wippermanns Schwiegersohn und beriet zuvor Pharmafirmen bei der Boston Consulting Group), sieht eine Marktnische, die es besetzen kann.

Derzeit gibt es aber weder in Europa noch in den USA Phagen-basierte Arzneimittel am Markt“, sagt Belcredi. „Aufgrund der sich verschärfenden Antibiotikakrise gibt es nun aber wieder Bedarf an der Entwicklung neuartiger anti-bakterieller Wirkstoffe.“

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