Pi Network: Plötzlich mitten Krypto-Zirkus

Und plopp, plötzlich waren sie da: Mit einer Marktkapitalisierung von stattlichen 12,74 Milliarden Dollar sind die PI-Token des Pi Network plötzlich in den letzten Tagen neu in den Krypto-Charts eingestiegen. Und zwar ziemlich hoch: Aktuell liegt Pi, gegründet von zwei Standford-Absolventen, auf Platz 11 – vor Hedera, Chainlink, Sui, Stellar und anderen Größen des Krypto-Business.
Dabei ist Pi eigentlich ein älterer Hut. Nicolas Kokkalis und Chengdiao Fan von der renommierten Stanford-Universität in Kalifornien kamen bereits 2019, also vor dem ersten ganz großen Krypto-Hype, mit der Idee um die Ecke, eine Kryptowährung zu kreieren, die man auf einem Smartphone anstatt in großen Rechenzentren wie Bitcoin minen kann.
„Das Pi-Netzwerk ist eine Gemeinschaft von mehreren Millionen Menschen, die Pi-Kryptowährung schürfen, um das Web3-App-Ökosystem zu nutzen und aufzubauen. Dieses Blockchain-Netzwerk stützt sich auf seine Gemeinschaft von Pionieren und belohnt sie durch einen innovativen mobilen Mining-Mechanismus für ihre vielfältigen Beiträge und ihr digitales Engagement in einer klaren, meritokratischen und dezentralen Weise“, lautet die Vision. Damals, 2019, wollte man ein Netzwerk schaffen, das sich den zentralisierten Big-Tech-Playern Google, Facebook Amazon und Co gegenüberstellt.
Exchange-Listings rücken PI-Token ins Rampenlicht
So weit, so oft gehört – durchgesetzt haben sich solche und ähnliche Konzepte zu dezentralisierten Social Networks mit eigenen Token als Währung letztendlich nie. Trotzdem ist Pi plötzlich prominent in den Rankings von CoinMarketCap und CoinGecko vertreten und zieht Aufmerksamkeit auf sich. Der Grund: nach vielen Jahren der Entwicklung startete Ende Februar 2025 nun endlich das so genannte Open Network, das das alte in sich geschlossene Mainnet ersetzte.
Der Effekt: PI-Token können seither auf Krypto-Börsen gehandelt werden, und OKEx, Bitget, MEXC oder Gate.io haben PI kürzlich gelistet – und somit ist letztendlich auch ein öffentlicher Marktpreis entstanden, der von CMC und CoinGecko dargestellt werden kann. Detail am Rande: Technisch setzt das Pi Network auf das Stellar Consensus Protocol (SCP).
Den Pi-Gründer:innen Kokkalis und Fan zufolge sollen es bereits 60 Millionen User sein, die das Netzwerk bereichern und mit ihren Aktivitäten PI-Token „minen“. Insgesamt gibt es 100 Milliarden PI-Token, 65% davon können sich Teilnehmer des Netzwerks durch Aktionen verdienen. Es gibt vier Stufen:
- Pioneers: Einfache Miner, die sich täglich anmelden, um zu überprüfen, ob sie Menschen sind.
- Contributors: Benutzer, die vertrauenswürdige Personen zu ihrem Netzwerk hinzufügen.
- Ambassadors: Mitglieder, die neue Personen in das Netzwerk einführen.
- Nodes: Benutzer, die die Pi Node Software auf ihren Computern laufen lassen und so zur Dezentralisierung beitragen
Und hier zeigen sich letztendlich auch zwei kritische Punkte des Pi Network. Erstens: Die Token-Ökonomie sieht vor, dass insgesamt 20 Prozent beim Pi Core Team verbleiben, der Rest der Token wird an die oben genannten Akteure über ihre Aktionen ausgeschüttet. Dass sich Startup-Teams ein Fünftel vom gesamten Token-Bestand schon mal zuschreiben, bevor überhaupt etwas passiert ist, wird in der Krypto-Community durchaus als kritisch angesehen.

Smartphones „minen“ in Wirklichkeit gar nicht
Der andere große Kritikpunkt ist die Behauptung, PI-Token würden direkt auf den Smartphones, also der (ziemlich veralteten) Pi-App durch Mining enstehen. Das suggeriert, dass Rechen-Power, sprich Hardware und Energie als Leistung in die Token fließen, aber dem ist in Wirklichkeit nicht so. Stattdessen funktioniert der alles entscheidende Algorithmus so:
„Der Konsensalgorithmus von Pi ist dem Stellar Consensus Protocol (SCP) und einem Algorithmus namens Federated Byzantine Agreement (FBA) nachempfunden, bei denen kein Energieverbrauch erforderlich ist, um einen Konsens zu erreichen und den Ledger zu sichern. Bei dieser Art von Konsensalgorithmus bilden die Knoten Quoren und tauschen auf der Grundlage eines Vertrauensgraphen, der sich aus einzelnen Quorum-Slices zusammensetzt, Nachrichten untereinander aus, um einen „Konsens“ darüber zu erzielen, wie der nächste Block aussehen soll“, heißt es da.
Und weiter: „Während der Beitrag der Proof-Of-Work-Miner zu diesen Blockchains die Energie ist, besteht der Beitrag der Pi-Mobile-Miner zur Pi-Blockchain aus ihren Vertrauensbeziehungen und der aktiven Bestätigung dieser Beziehungen. Die schwere Aufgabe, den Konsensalgorithmus auf der Grundlage des von den Mobiltelefonen erstellten Vertrauensgraphen auszuführen, wird weiterhin von den Computerknoten übernommen.“ Das Netzwerk verfüge über mehr als 10.000 solcher Computerknoten, die für eine dezentrale Blockchain sorgen würden.
Die Smartphones hingegen erbringen gar keine Rechenleistung. „Das Pi-Netzwerk nutzt NICHT die Ressourcen Ihres Telefons – weder Hardware noch Netzwerk oder sonstiges. Die Haupt-Pi-App und die Pi-Browser-App verbrauchen genauso viel Telefonakku wie jede andere reguläre App“, heißt es seitens der Macher. Am Ende ist es also etwas eher Esoterisches, was Wert in die Token pumpt: die Aufmerksamkeit der Smartphone-user, die täglich in die App schauen – oder eben auch nicht.