Pimp Your Doll: Ein Tabuthema wird zur Herzensangelegenheit
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In der aktuellen Folge von 2 Minuten 2 Millionen sorgt ein außergewöhnliches Startup aus Oberösterreich für Aufsehen: Pimp Your Doll von Jürgen Kirchgatterer und Silke Mairinger setzt sich für die sexuelle Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen ein.
Ihr innovatives Konzept bietet realistische Puppen sowie diskrete, barrierefreie Räumlichkeiten, in denen Menschen mit Behinderungen ihre Sexualität frei ausleben können. Ein Thema, das oft tabuisiert wird – doch die Gründer:innen sind überzeugt: Jeder Mensch hat das Recht auf eine erfüllte Sexualität.
Sensibles Thema mit großer gesellschaftlicher Relevanz
Jürgen Kirchgatterer ist Fachbetreuer für psychosoziale Dienste, Streetworker und Gewaltpädagoge. Silke Mairinger war zuvor als persönliche Assistentin tätig und kennt die Herausforderungen, die Menschen mit Behinderungen im Alltag erleben. Gemeinsam wollen sie eine sichere und wertschätzende Umgebung schaffen, in der sexuelle Bedürfnisse erfüllt werden können – ohne Angst vor Diskriminierung oder Vorurteilen.
Die zündende Idee entstand aus der Frage: Wie kann man Menschen mit Behinderungen ermöglichen, ihre Sexualität zu leben, ohne bewertet, diskriminiert oder beurteilt zu werden? Die UN-Behindertenrechtskonvention sieht das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung vor – ein Grundrecht, das in Österreich noch nicht umgesetzt wird.
2021 eröffnete Pimp Your Doll seinen Standort in Attnang-Puchheim. Das Konzept bietet barrierefreie Räume, in denen Menschen mit Behinderungen intime Erfahrungen mit lebensechten Puppen aus Silikon oder TPE machen können.
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Inklusion und Selbstbestimmung als zentrale Werte
Menschen mit Behinderungen stehen oft vor Herausforderungen, wenn es um die Verwirklichung ihrer sexuellen Bedürfnisse geht. Pimp Your Doll möchte diesen Menschen einen geschützten Raum bieten, in dem sie ihre Wünsche und Fantasien ohne Vorurteile erleben können.
So bieten Jürgen und Silke barrierefreie Räume mit Unterstützung durch geschultes Personal. Kund:innen können zwischen verschiedenen Themenräumen wählen und die Puppen individuell anpassen – von Perücken und Augenfarben bis hin zu Kostümen und Positionen. Zudem ist ein separater Warteraum für Begleitpersonen vorhanden, in dem Speisen und Getränke angeboten werden. Weitere Angebote umfassen Aufklärungsrunden, Gewaltpräventions-Workshops und persönliche Beratung.
Es stehen acht verschiedene Puppen zur Auswahl, darunter sieben weibliche und eine männliche Variante. Die Nutzung der Angebote kostet 95 € für 60 Minuten oder 65 € für 30 Minuten mit einer Puppe.
Finanzierungsbedarf und Investitionsangebot
Die Gründer:innen haben bereits 33 Klient:innen erreicht und planen als nächsten Schritt die Eröffnung eines Standorts in Linz. Dafür suchen sie 150.000 Euro für 15 % der Unternehmensanteile.
Das Gründungsduo hat den Verein Inklusions-Brücke ins Leben gerufen, über den sie Spenden von anonymen Politiker:innenn, großen Trägern und anderen Unterstützer:innen erhalten. Diese finanzielle Hilfe ist ein wichtiger Bestandteil ihres Geschäftsmodells. Ihr langfristiges Ziel ist es, das Angebot nach dem Vorbild der Niederlande von öffentlichen Stellen übernehmen zu lassen.
Die Investor:innen von 2 Minuten 2 Millionen sind überrascht und geben zu, dass es sich um ein völlig neues Thema für sie handelt. Sie loben das Engagement der Founder und sind von der gesellschaftlichen Relevanz des Projekts beeindruckt. Statt eines Investments bieten sie finanzielle Unterstützung in Form einer Spende an.
Der Gründer:innen von Pimp Your Doll tritt am 27. Februar bei der Startup-Show 2 Minuten 2 Millionen vor die Investor:innen-Jury. Mehr Infos zu allen Startups der neuen Staffel gibt es hier.