Pioneers-Mitgründer Andreas Tschas leitet künftig die neue Digitalisierungsagentur des Bundes
Im Rahmen des FFG Forum 2018 wurde gestern Abend in Wien der Leiter der neuen, bei der Forschungsförderungsgesellschaft angesiedelten Digitalisierungsagentur vorgestellt: Andreas Tschas. Er gründete vor vielen Jahren Pioneers mit, das von startup300 übernommen wurde, und war zuletzt beim Wiener Unternehmen TTTech tätig, das auf Systeme für selbstfahrende Autos spezialisiert ist. Als neuer Leiter der DIA soll Tschas eine „zentrale Plattform für Umsetzung wichtiger Digitalisierungsmaßnahmen“ aufbauen. Die neue Agentur ist thematisch in den fünf Feldern „Digitale Infrastruktur“, „Wirtschaft“, „Bildung und Gesellschaft“, „Forschung“, „Entwicklung und Innovation“ sowie „Datenschutz und Datenwirtschaft“ tätig.
Die DIA wurde von der ÖVP/FPÖ-Regierung ins Leben gerufen, vorgestellt wurde Tschas der Öffentlichtkeit bei der FFG-Veranstaltung von Wirtschafts- und Digitalisierungsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) und Norbert Hofer (FPÖ), Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie. Die DIA wird auch von den Ministerien der beiden finanziert, sie hat bis 2020 ein Budget von rund 13 Millionen Euro und soll mit rund 20 neu geschaffenen Dienstposten ausgestattet werden. Ziel der Agentur ist es, dabei mitzuhelfen, dass Österreich (derzeit eher abgeschlagen) in Digitalisierungs-Rankings den Anschluss zu führenden Staaten etwa in Skandinavien findet.
„Ängste vor der Digitalisierung aufbrechen“
„Die Digitalisierung in all ihren Facetten wird die Art, wie wir leben, arbeiten und interagieren, massiv verändern. Veränderung erzeugt inhärent Unsicherheit, Angst und Sorge – das ist natürlich“, so Tschas. „Mein Ziel ist es, diese Ängste vor der Digitalisierung aufzubrechen. Ich möchte die Möglichkeiten aufzeigen, die dieser Megatrend und diese aufregende Revolution bieten und liefern können.“
Die DIA ist von den Ministerien in einem ersten Schritt mit drei Pilotvorhaben beauftragt worden. Erstens sollen themenspezifische Veranstaltungen (z.B. zu Digitalisierung und Tourismus) organisiert werden, zweitens soll die Agentur bei den kommenden Digital Innovation Hubs mitwirken, und drittens soll die DIA beim zügigen Ausbau von 5G und Breitband mitwirken.
Die DIA vergibt selbst keine Förderungen wie etwa FFG oder aws, ist aber eng mit der Bundesregierung abgestimmt und berät diese. Die Agentur hat auch einen Beirat, in dem Michael Hirschbrich (Mitgründer des Startups updatemi), Hannes Bardach (Frequentis AG), Georg Krause (Plaut AG), Andreas Kugi (AIT), Stefanie Lindstaedt (Know-Center GmbH), Ralf Mittermayr (Saubermacher), Georg Serentschy (Serentschy Advisory Services GmbH) und Sarah Spiekermann-Hoff (WU Wien) sitzen.
Befürworter des BGE
Tschas ist als Mitgründer von Pioneers in der österreichischen Startup-Szene weithin bekannt. Seine erste Dienstreise als neuer Leiter der DIA wird ihn nach Singapur führen, auch weitere Reisen sollen ihm helfen, von anderen Ländern und Städten zu lernen. Tschas ist unter anderem ein Befürworter des Bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) als Antwort auf die zunehmende Automatisierung vieler Wirtschaftsbereiche. „Meiner Meinung nach würde das BGE den schmerzvollen Übergang in die 4. Industrielle Revolution“ abfedern“, schrieb er 2017 in einem Gastkommentar auf Trending Topics. „Es sollte als Ergänzung zum Arbeits-Erwerb-Modell dienen, nicht als dessen Ersatz.“
Außerdem warnte Tschas die Startup-Szene immer wieder eindringlich, sich nicht zu sehr selbst auf die Schultern zu klopfen und österreichische Erfolge zu überschätzen. „Andere Städte rollen bereits den roten Teppich für Startups aus, aber wir beschäftigen uns hier immer noch mit den Basics“, so Tschas 2015. Österreich und Wien seien hinten nach, was Startup-Ökosysteme angehe. Seither konnte sich wien in Rankings ein wenig nach oben arbeiten, ist aber noch lange nicht an der europäischen Spitze angelangt.
Kritik an der DIA
Die Schaffung der DIA durch Wirtschafts- und Infrastrukturministerium ist nicht ohne Kritik geblieben. Die SPÖ-Abgeordneten Alois Stöger und Philip Kucher. Ihnen zufolge würde die Agentur „unnötige Doppelgleisigkeiten“ schaffen. Gottfried Kneifel, Geschäftsführer der Initiative Wirtschaftsstandort OÖ (IWS), bemängelte ebenfalls die Entscheidung, die DIA bei der FFG in Wien einzurichten. Ihm wäre lieber gewesen, die Agentur im Sinne der Dezentralisierung in einer anderen Region anzusiedeln. Kneifel: „Als ausgelagerte Dienststelle kann die neue Agentur ebenso im Wald- oder Mühlviertel, im Lungau oder in Bezau/Vorarlberg angesiedelt werden.“ Stattdessen würde die Zahl von Bundes-Dienststellen und -agenturen mit Standort Wien weiter steigen.