PlanRadar: 30 Millionen Euro für das Wiener PropTech
Dieses Investment wird nicht nur der Maßstab bis auf eine weitere Finanzierungsrunde in dieser Größenordnung sein, sie ist auch eine der größten Kapitalerhöhungen für ein österreichisches Startup überhaupt: Das Wiener PropTech PlanRadar, 2013 gegründet von Domagoj Dolinsek, Clemens Hammerl, Ibrahim Imam, Constantin Köck und Sander van de Rijdt, hat in seiner Series A satte 30 Millionen Euro geholt.
Das ist mehr als etwa andere Startups bzw. Tech-Firmen wie Bitmovin (24,4 Mio. Euro, 2018), Piano Media (20 Mio. Euro, 2019), Adverity (11 Mio. Euro, 2019) oder USound (26,6 Mio. Euro, 2018+2019) geholt haben – nur Tourradar holte 2018 mit etwa 43 Millionen Euro eine größere Runde.
Cloud-Software am Bau
Aber nun zum Investment selbst. In der Series A investieren Insight Partners mit Hauptsitz in New York als Lead-Investor (hält jetzt ca. 20 Prozent an PlanRadar), e.ventures (5 Prozent), die Bestandsinvestoren Berliner Volksbank Ventures (8,5 Prozent), Cavalry Ventures (9,6 Prozent) und aws Gründerfonds (1,5 Prozent) sind weiter mit dabei. Die fünf Gründer halten zusammen noch etwas mehr als 50 Prozent des Unternehmens. Zur Unternehmensbewertung gibt es keine Informationen, sie dürfte aber bei weit mehr als 100 Millionen Euro liegen.
PlanRadar hat eine Cloud-Software entwickelt, die für Baudokumentation, Aufgaben- und Mängelmanagement eingesetzt wird. Sie funktioniert via Apps für iOS, Android oder Windows 10 als auch im Browser und wird mittlerweile von 60.000 Nutzern in 45 Ländern verwendet. Kunden sind zumeist Bauunternehmen wie Strabag, Porr oder Siemens, aber auch Handelsketten wie Rewe, die das Tool zum Facility-Management verwenden. Sie bezahlen pro Nutzer und Monat.
Der richtige Zeitpunkt zum Skalieren
Schneller und effizienter Daten etwa am Bau erfassen können als mit Papier, Fotoapparat und Excel-Sheet und die Nutzer darüber kommunizieren lassen – das ist eigentlich die „Secret Sauce“ von PlanRadar. “Damit holen wir die Leute ab”, sagt Sander van de Rijdt, Mitgründer und Co-Geschäftsführer von PlanRadar zu Trending Topics. „Wir erleichtern die ganze Dokumentation und Kommunikation.”
Die Finanzierungsrunde kommt zum richtigen Zeitpunkt. Wie berichtet hat PlanRadar 2019 aus dem eigenen Cashflow die Eröffnung von Standorten und Tochterfirmen in Kroatien und Großbritannien geschafft. “Jetzt ist derzeit Punkt erreicht um richtig zu Scalen”, sagt Sander van de Rijdt. Man hätte 2019 zahlreiche VCs angeschrieben, innerhalb eines Monats hätte man dann etwa 10 Termsheets auf dem Tisch gehabt. “Dann haben wir uns für die entschieden, die am besten zu uns passen“, sagt der Mitgründer. Nebeneffekt: „Die Runde ist größer als geplant geworden.“
„Führende Technologie“
Thomas Krane, vom Lead-Investor Insight Partners erläutert das Engagement: „Die gesamte Bau- und Immobilienbranche erfährt einen grundlegenden Wandel hin zu einer digitalen Zukunft. PlanRadar ist bereits zu einem etablierten Partner in der Branche geworden, welcher Anwender entlang der kompletten Wertschöpfungskette bei der frist- und budgetgerechten Umsetzung ihrer Projekte unterstützt. Unsere Investition unterstreicht das Vertrauen in die führende Technologie von PlanRadar und wir freuen uns, das Unternehmen auf seinem weiteren Weg zu unterstützen.“
Das frische Geld will das Team von PlanRadar vor allem in Personal und Marketing investieren. Geplant sind nun eigene Büros in den Ländern Australien, Dubai, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Polen, Russland, Schweden und Spanien – dort sollen eigene Sales-Leute für den Vertrieb sorgen.
Insight Partners hat bereits bei einigen Österreichern investiert. So haben die New Yorker etwa Anfang 2017 165 Millionen Dollar in die Software-Testing-Firma Tricentis mit Hauptsitz in Wien investiert und dieses in Folge zum Unicorn gemacht. Auch bei N26 der beiden österreichischen Gründer Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal ist Insight Partners an Bord.
Fünf Gründer, die zusammen halten
PlanRadar hat somit den vorläufigen Höhepunkt einer langen Reise erreicht. 2013 wurde die Firma gegründet, damals noch unter dem Namen DefectRadar. Die Software damals war zur Erfassung von Mängeln am Bau gedacht, mittlerweile deckt sie viel mehr Aspekte ab. Eines dürfte bei dem Scale-up aber eine Konstante bleiben – die fünf Gründer. Sander van de Rijdt: “Wir sind ein super Team. Das bleibt auch so.”