Diese Projekte sollen die Welt vom Plastikmüll befreien
An der Waterfront in Kapstadt steht ein riesiger Pinguin aus Metall. Die etwa drei Meter hohe Skulptur des belgischen Künstlers William Sweetlove wurde auf einen kleinen Berg aus blauen, grünen und weißen Plastiksackerln gestellt. Ein Mahnmal für die 8,3 Milliarden Tonnen Plastik, die in den Weltmeeren treiben und eine Warnung, dass im Jahr 2030 mehr Plastik als Fische in den Meeren schwimmen könnten.
Vor fast vier Wochen hat das Projekt The Ocean Cleanup mit der verbesserten Version seines Müllsammelsystems im Meer seinen zweiten Testlauf begonnen und hofft, dass der optimierte Prototyp 001/B nun funktioniert, bald in Serie geht und mithelfen wird, Plastik aus den Weltmeeren zu sammeln.
Das FlipFlop-Boot
Kenianische Umweltschützer haben aus alten FlipFlops ein zehn Meter langes Segelboot namens „FlipFlopi“ gebaut, mit dem sie auf die Problematik des Plastikmülls in den Gewässern hinweisen wollen. Nach einer ersten Fahrt von Kenia nach Sansibar ist mit „Flipflopi 2“, das dann 20 Meter lang sein wird, eine Fahrt von Kenia nach Kapstadt geplant.
Africa Innovation Challenge der WKÖ
Plastik bzw. Plastikmüll ist eines der Probleme, die Umweltschützer beschäftigen. Aber nicht nur die. Auch eine Menge Startups – Ocean Cleanup ist eines davon – versuchen Projekte und Geschäftsmodelle zu entwickeln, wie man die Welt vom Plastik- und Kunststoffmüll befreien kann. Vergangene Woche war Kapstadt Austragungsort des SA Innovation Summit, bei dem vor allem Ideen und Projekte gesucht wurden, die die Probleme Afrikas verbessern oder lösen. Im Frühjahr hatten die Außenwirtschaft der WKÖ und die Junge Wirtschaft deshalb die „Africa Innovation Challenge“ gestartet, um die besten Ideen für Afrika zu finden.
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Mit neun Startups war Österreich schließlich beim Summit vertreten und konnte beachtliches Interesse auf sich ziehen. „Wir haben nachhaltige Produkte gesucht, die das Marktpotential des afrikanischen Marktes nutzen wollen“, sagt Michael Scherz, Head of Innovation der Außenwirtschaft Austria. „Wir sind fündig geworden und zufrieden, wie sie sich geschlagen haben.“
Zufrieden ist auch der Leiter des österreichischen AußenwirtschaftsCenter in Johannesburg, Johannes Brunner, der im Vorjahr die erfolgreiche Agri-Water-Challenge initiiert hat. 2018 wurden, aufgrund der Wasserknappheit in Südafrika, Ideen gesucht, wie man den Wasserengpass lösen kann. „Die Themen, die hier in Afrika gefragt sind, sind sowohl für österreichische Startups wie auch Unternehmen spannend, weil wir gerade in diesen Bereichen zu den Technologieführern zählen“, sagen Brunner und Scherz.
Wie aus Plastikmüll Neues wird
Zwei Startups haben sich des Themas Plastikmüll angenommen. Das erste ist Amabo, das mit Hilfe von Pyrolyse (Hitze) wird Kunststoff geschmolzen und anschließend mit Sand vermischt. Daraus werden Öko-Dachziegel, die zu 100 Prozent recycelbar und unzerbrechlich sind. Den Rohstoff bringen Plastiksammler, die die Umwelt vom Müll reinigen. Die Herausforderung von Amabo ist eine logistische; da die Ziegel in einer Fabrik gefertigt werden, muss man an ausreichend Plastikmüll für die Ziegel gelangen.
Mini-Anlagen für Kommunen
Das zweite Startup ist das niederösterreichische Startup Plasticpreneur. Auch Plasticpreneuer setzt auf Plastiksammler, hat aber ein System entwickelt, das ganzen Kommunen zugutekommt. Das Team um Gründer Soeren Lex hat auf der Basis einer Opensource-Plattform verschiedenste Maschinen im Mini-Format entwickelt – Schredder, Spritzgussmaschine, Extruder und 3D-Drucker, alle CE-zertifiziert. „Die Maschinen kosten je zwischen 2.000 und 5000 Euro, alle zusammen etwa 10.000 bis 12.000“, sagt Lex. Solche Mini-Anlagen können an verschiedenen Orten, also in verschiedenen Dörfern und Gemeinden aufgestellt werden und bringen so einen Mehrwert für die lokale Bevölkerung.
Zum einen können Plastiksammler den Müll zur nächstgelegenen Anlage bringen, zum anderen kann der Plastikmüll mit den Maschinen direkt vor Ort weiterverarbeitet, sprich, in andere Produkte „verwandelt“ werden. Lex: „Wir haben verschiedene Arten von Formen, für Lineale, für Rechenmaschinen, für Seifenschalen, Brillenrahmen etc.“ Mit dem 3D-Drucker, der noch heuer auf den Markt kommt, sollen dann Möbel gedruckt werden können. Lex ist überzeugt davon, dass ein weit verbreitetes System von vielen kleinen Anlagen von den Menschen besser angenommen wird als eine große Fabrik. Allein in Südafrika verdienen etwa 65.000 Menschen ihren Lebensunterhalt mit dem Sammeln von Plastik, vor allem PET-Flaschen, für einen Kilogramm erhält man 2 Rand, was umgerechnet etwa 12 bis 15 Cent sind.
Südafrika war für Lex eine Reise wert, er konnte für seine Anlagen viele potentielle Abnehmer aus Industrie, NGOs und öffentlichen Stellen finden. Seine Baukasten-Fabrik ist mittlerweile auch in Südamerika gefragt, ein Projekt wird derzeit sogar für die Galapagos-Inseln entwickelt. Plasticpreneur ist aber nicht nur in Entwicklungsländern und bei NGOs gefragt, einer der Hauptmärkte ist England. Lex: „Unser Plastikverarbeitungsprozess ist so günstig, dass Firmen und Startups aus Europa mit unseren Maschinen produzieren.“