Pocket Sky: Warum dir dieses Wiener Startup blaues Licht in die Augen strahlen will
Sicht mit blauem Licht mit einer Wellenlänge von 480 nm in die Augen leuchten? Das hat weniger mit einem futuristischem Club-Outfit als vielmehr mit Schlafstörungen, Jetlag, Winterdepressionen und dem „Winter-Blues“ zu tun. Mit Pocket Sky haben drei Österreicher ein Startup namens Active Wearables GmbH gelauncht, dass mit einem Wearable die aus dem Takt gekommene innere Uhr von Menschen wieder richtig laufen lassen will.
LED-Leuchten gegen den Winter-Blues
Das Mittel dazu ist eine Art Brille, die mit blauen LED-Leuchten das wohltuende blaue Licht ausstrahlt. Standgeräte für eine solche Lichttherapie gibt es von großen Herstellern wie Philips oder Beurer bereits seit längerem. “Blaues Licht sorgt für Wachheit”, sagt Hans-Jörg Hummer, der Pocket Sky gemeinsam mit Mark Wallerberger und Michael Geyer auf den Markt bringen möchte.
Das blaue Licht könne einen photobiologische Effekt in Gang setzen, bei dem der Körper Hormone ausschüttet, die den Tag-Nacht-Rhythmus des menschlichen Körpers steuern. Bei langen Dunkelphasen – wie eben im Winter – soll Pocket Sky quasi die Sonne imitieren. 20 Minuten Tragezeit pro Tag (am besten am Morgen) sollen schnell Wirksamkeit zeigen.
„Ästhetisch, klein und tragbar“
Blaue LED-Leuchten auf ein Brillengestell zu befestigen, ist dabei allerdings noch kein Produkt, das sich patentieren lässt – auch andere Unternehmen wie Luminette oder Ayo haben solche Licht-Brillen im Angebot. “Unser USP ist, dass die Brille ästhetisch, klein und untertags tragbar ist”, sagt Hummer. Außerdem wolle man eine App und einen Lichtsensor zusätzlich zur Brille auf den Markt bringen, die im Zusammenspiel die Lichtumgebung des Nutzers messen und ihm sagen, wann er die Pocket Sky am besten aufsetzen soll. Rund 170 Euro soll die Licht-Brille (die man übrigens auch über einer herkömmlichen Brille tragen kann) kosten.
Um die Nachfrage anzukurbeln, will das Startup im Februar 2019 eine Crowdfunding-Kampagne starten und so Vorbestellungen sammeln. Produziert wird das Gerät beim niederösterreichischen Hersteller Miraplast. Die Komponenten wie die LEDs oder der Akku wird zugekauft – etwa bei Osram und Panasonic. “Hardware ist hart. Da sind wir wirklich stolz darauf, in Österreich zu produzieren”, sagt Hummer.
Zielgruppe Schichtarbeiter
Um Pocket Sky auch wissenschaftlich auf solide Standbeine zu stellen, arbeitet Pocket Sky mit dem Institut für Schlaf- und Wachforschung zusammen. “Wir müssen, was die wissenschaftliche Forschung angeht, das Rad nicht neu erfinden”, sagt Hummer. Dabei geht es vor allem um das so genannte Schichtarbeiter-Syndrom, das bei Betroffenen erhöhtes Krebsrisiko und höhere Anfälligkeit für Kreislauferkrankungen verursachen kann. In Österreich leisten rund 20 Prozent der Erwerbstätigen, in ganz Europa sind es 42 Millionen Menschen.
Für diese Schichtarbeiter, die oft mit dem Tag-Nacht-Rhythmus durcheinander kommen, soll Pocket Sky eine einfache Methode sein, um die innere Uhr wieder richtig ticken zu lassen. Für das Startup würde das im B2B-Geschäft die Türe zu potenziellen Kunden wie Corporates mit vielen Schichtarbeitern oder Versicherungen öffnen.
Förderungen für die Bootstrapper
Arbeitete Pocket Sky die letzten Jahre heimlich vor sich hin, sucht man jetzt die Öffentlichkeit. Mit einem Standauftritt auf der Techcrunch Disrupt in Berlin und bald startenden Marketing-Aktionen wollen die drei Aufmerksamkeit für das Wearable schaffen. Bisher hat sich die Firma über Förderungen und Unterstützungen durch die aws, die FFG und die Wiener Wirtschaftsagentur finanziert. Hummer: “Das Produkt gebe es so nicht, wenn wir nicht Förderungen bekommen hätten.”