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Polen: Bürger:innen retten Dörfer vor geplantem Braunkohletagebau

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Riesige Bagger graben sich mit ihren langen Armen in die Erde. Immer tiefer und größer wird das Loch, das die Maschinen in die Landschaft graben, um an die Braunkohle zu gelangen, die im Boden verborgen liegt. Wo früher Felder, Wiesen und Siedlungen die Landschaft zierten, sieht man jetzt nur noch eine dunkelbraune Einöde. Es ist wie eine andere Welt, die der Braunkohletagebau in Garzweiler in Nordrhein-Westfalen, aber auch in vielen anderen Ländern zeigt. Die Gewinnung des fossilen Energieträgers zeigt, wie radikal der Mensch in die Umwelt eingreift. Mit ihr verbunden ist jedoch auch die Geschichte von Menschen, die ihr Zuhause verloren haben. Seit Ende des 2. Weltkriegs wurden in Ost- und Westdeutschland laut dem Bund Landesverband insgesamt etwa 300 Ortschaften für die Braunkohlegewinnung zerstört, mehr als 120.000 Menschen wurden umgesiedelt. Orte wie Borschemich, Immerath und Pesch – sie alle sind dem Tagebau Grazweiler zum Opfer gefallen.

Im Nachbarland Polen wäre es 33 Dörfern genauso ergangen, wie diverse Medien am Montag berichteten. Aufgeben wollte Polens nationalpopulistische PiS-Regierung die Siedlungen für den neuen Braunkohletagebau in Zloczew in der Mitte Polens. 3.000 Einwohner:innen hätten dadurch ihr Zuhause verloren, die Auswirkungen auf die Umwelt wären verheerend gewesen. Laut Greenpeace in Polen wären aufgrund schwieriger geologischer Verhältnisse des Gesteins neben Baggern auch Sprengstoff für die Kohleförderung zum Einsatz gekommen. 340 Meter tief wäre das Loch gewesen, das man in die Landschaft hätte bohren müssen. Der Tagebau hätte eine Austrocknung weiterer Gebiete im Umkreis zur Folge gehabt, mit Milliardenverlusten für die Lebensmittelindustrie. Und auch die Klimakrise hätte der Tagebau mit Millionen Tonnen Kohlendioxid-Emissionen weiter befeuert.

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Die Kohle bleibt im Boden

Doch so weit kommt es jetzt nicht. Der geplante Braunkohletagebau wurde vor wenigen Tagen von der Generaldirektion der Umweltschutzbehörde in Warschau gestoppt, sie entzog der zuständigen Regionalbehörde in Lodz die Genehmigung für den Bau. Ein Sieg für die Einwohner:innen, die jahrelang gegen das Bauvorhaben gekämpft haben. Angefangen hatte alles mit einem einzelnen Bauer, der sein Zuhause nicht aufgeben wollte. Um sich gegen den geplanten Tagebau zu wehren, gründete er die Ein-Mann-Initiative „Nein zum Tagebau Zloczew“. Was wie ein Kampf zwischen David und Goliath aussah, wurde schnell zu einer größeren Bewegung. Immer mehr Bürger:innen schlossen sich der Initiative an. Schließlich erfuhr auch Greenpeace davon, schaltete sich ein und übernahm die professionelle Öffentlichkeitsarbeit. Nach dem Baustopp können die Einwohner:innen nun aufatmen.

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Polen steuert bei Energiepolitik um

Dass ihre Dörfer erhalten bleiben, haben die Bürger:innen ihrem Engagement, aber auch der polnischen Energiepolitik zu verdanken, die sich im Umbruch befindet. Denn die Kohle, die unter den Siedlungen ruht, hätte in Belchatow, Europas größtem Wärmekraftwerk, eingesetzt werden sollen. Doch dieses Kraftwerk steht nun ebenfalls vor dem Aus. Anfang Juni gab der staatliche Energiekonzern PGE (Polnische Energiegruppe) bekannt, dass das Werk von 2030 bis 2036 schrittweise stillgelegt werden soll. Im gleichen Zeitrahmen soll auch auch der Braunkohleabbau in dieser Region eingestellt werden. Derzeit gewinnt Polen laut der Internationalen Energieagentur IEA noch immer knapp 70 Prozent seines Stroms aus Kohle. Die angepeilten Stilllegungen sollen aber dazu beitragen, langfristig aus der Kohle auszusteigen. Nicht zuletzt auch, weil die EU den Kohleausstieg mit milliardenschweren Zuschüssen fördert. Felder, Wiesen und Siedlungen, die wie in Zloczew die Landschaft zieren, können dadurch langfristig vor der Zerstörung bewahrt werden – zumindest aus Gründen der Kohlegewinnung.

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