Wirklich klimaneutrale E-Autos: „Es muss sich etwas tun und das schnell“
Es ist ein symbolträchtiger Standort, den sich die Elektroauto-Tochter Polestar, die zu Volvo und damit dem chinesischen Autokonzern Geely gehört, sich in Wien ausgesucht hat: der „Polestar Space“ im 1. Wiener Gemeindebezirk befindet sich dort, wo zuvor Tesla im Herzen der österreichischen Hauptstadt seinen Showroom hatte. Dort steigt man in Sachen E-Auto und Bewusstseinsbildung für eine breitere Masse weiter aufs Gas.
Bei der „Langen Nacht der E-Mobilität“ diskutierte Thomas Hörmann, Geschäftsführer Polestar Österreich, mit Claes Lindgren (Country Customer Fulfilment Manager bei IKEA Österreich), Paul Janacek (Head of Group Fleet bei der Österreichischen Post) und Roland Lausch (Chief Sales Officer Smatrics) über Status quo und Zukunft der E-Mobilität in Österreich. Und da liegt Österreich mit einem Anteil von zuletzt 13,1 Prozent aller Neuzulassungen im E-Auto-Bereich im Europaschnitt sehr gut.
Getrieben wird der Umstieg aus Sicht von Hörmann, zuvor unter anderem für Ford und Jaguar tätig, von den neuen Playern, zu denen Polestar definitiv zählt. „Traditionelle OEMs scheinen so langsam wie möglich auf elektrische Fahrzeuge umzustellen. Sie investieren weiterhin in die Entwicklung neuer Benzin- und Dieselantriebe, anstatt die damit verbundenen enormen Entwicklungsgelder für Innovationen zu nutzen, die zu einer klimaneutralen Mobilität führen. Nun sind wir an einem Punkt, an dem es Lösungen und rasche Veränderungen braucht. Polestar hat dies erkannt und will bis 2030 nicht nur ein wirklich klimaneutrales Auto produzieren, sondern die Industrie damit auch wachrütteln. Es muss sich etwas tun und das schnell“, so Hörmann bei der Talk-Runde.
Blockchain trackt Risikomaterialien
Um zu beweisen, dass künftige E-Autos wirklich klimaneutral sind, will Polestar auch auf Blockchain setzen, um transparent dokumentieren zu können, woher Grundstoffe für die Fahrzeuge herkommen. „Wir veröffentlichen nicht nur eine umfangreiche Lebenszyklusanalyse samt CO2-Fußabdruck unserer Fahrzeuge, sondern setzen auch auf die Blockchain-Technologie. Wir tracken derzeit lückenlos die Risikomaterialien Kobalt und Glimmer und wollen in Zukunft sämtliche Rohstoffe nachverfolgen“, so Hörmann.
Neben der CO2-Wahrheit bei E-Autos führte das Gespräch auch zu einem relativ neuen Thema, das die Branche emsig dabei ist zu lösen: statt von der Reichweitenangst spricht man heute von der Lade-Angst. Das Reichweitenproblem ist mit einer Vielzahl an Fahrzeugen am Markt, die locker 300 oder mehr Kilometer mit einem vollen Akku schaffen, mittlerweile weitgehend gelöst. Doch wo unterwegs laden, fragen sich immer mehr potenzielle Käufer:innen? „Wir schätzen, dass es bis 2030 1,5 bis 2 Millionen rein elektrisch betriebene Fahrzeuge geben wird. Darauf bereiten wir uns vor. Smatrics baut derzeit massiv aus und wir beschäftigen uns mit unserem Mehrheitseigentümer VERBUND auch mit Lastmanagement- und Speicherlösungen“, sagte Lausch von Smatrics, das ein großes Netzwerk an Ladestationen in ganz Österreich betreibt.
Aber nicht nur Privatkonsument:innen, vor allem Unternehmen sind ein Treiber beim Umstieg auf E-Autos. Bestes Beispiel in Österreich ist die Post, die mittlerweile den größten elektrifizierten Fuhrpark des Landes betreibt. „Die Österreichische Post hat bereits 2011 die ersten E-Fahrzeuge gekauft und diese sind noch immer im Einsatz. Die Technologie der Elektromobilität ist ein Langläufer und hat sich für uns bereits bewährt, vor allem, weil sie uns ermöglicht, einen Kreislauf zu bilden“, so Paul Janacek, der das Flotten-Management der Post über hat. Und auch Batterien, die nicht mehr in den Fahrzeugen zum Einsatz kommen, könne man weiter verwerten. „Restkapazitäten sind wunderbare Stationsspeicher und ein solch integrativer Ansatz bringt Unternehmen in eine echte Startposition, die viele noch gar nicht erkannt haben.“