Polygon & MATIC: Warum die Konzern-Chain an Dogecoin vorbei zieht
Die Schwäche der anderen ist Polygons Stärke: Während viele andere Kryptowährungen in den vergangenen Wochen und Monaten dramatisch im Krypto-Winter litten, gedeiht die wichtigste Sidechain von Ethereum weiter. Der MATIC-Token (früher hieß Polygon Matic Network) hat deswegen bei der Marktkapitalisierung mittlerweile Elon Musks Lieblingsspaß Dogecoin (DOGE) auf die Plätze verwiesen. Mit einer Market Cap von 13 Milliarden Dollar liegt Polygon mittlerweile klar auf Platz 9 der Krypto-Charts. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es Platz 8 ist – denn wie berichtet wird der Stablecoin Binance USD (BNB) wegen eines Ausgabeverbots nicht mehr weiter wachsen, sondern vielmehr schrumpfen (mehr dazu hier).
Während also viele andere Krypto-Assets leiden, konnte sich Polygon in die Top 10 vorarbeiten. Grundsätzlich kann man die Ethereum-Sidechain mit dem Lightning Network von Bitcoin vergleichen: Das Lightning Network dient dazu, Transaktionen auf der Bitcoin-Blockchain schneller und günstiger zu machen. Darum geht es auch bei Polygon, nur eben für Ethereum. „Polygon ist die Lösung für hohe Gasgebühren und langsame Geschwindigkeiten, ohne Abstriche bei der Sicherheit zu machen. Der Aufbau auf Polygon bedeutet Kompatibilität mit dem Ethereum-Ökosystem“, heißt es dazu.
Schnelle, günstige Transaktionsgebühren gelten als Schlüssel dazu, um viele Unternehmen und Entwickler:innen mit einer Blockchain arbeiten zu lassen – nur dann lohnt es sich oft, dApps, DeFi oder NFTs auch umzusetzen. Laut Polygon Labs – das ist die indische Entwickler-Firma hinter der Sidechain – kostet eine Transaktion lediglich 0,015 Dollar. Direkt bei Ethereum bezahlt man derzeit im Schnitt 0,8 Dollar, also das 50-fache. Denn aktuell etwa 15 Transaktionen/Sekunde von Ethereum stehen 7.000 tx/s bei Polygon gegenüber. Kein Wunder also, dass immer mehr Firmen sich Polygon zuwenden. Denn zwar ist Ethereum 2022 von Proof of Work zu Proof of Stake (PoS) gewechselt und viel sparsamer beim Energieverbrauch geworden. Aber wie berichtet wurden deswegen Transaktionen nicht billiger und nur einen Hauch schneller. Dementsprechend ist Polygon, das seit jeher auf PoS läuft, seither attraktiv geblieben.
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Siemens, Stripe & Starbucks
Dabei kristallisiert sich auch immer mehr heraus, wofür Polygon steht: nämlich als Blockchain-Netzwerk, auf das die Konzerne bauen. Zuletzt hat der doch eher traditionelle deutsche Konzern Siemens es sogar gewagt, eine digitale Anleihe in Höhe von 60 Millionen Euro auf der Polygon-Blockchain auszugeben. „Durch die Abkehr vom Papier hin zu öffentlichen Blockchains für die Emission von Wertpapieren können wir Transaktionen deutlich schneller und effizienter durchführen als bei der Emission von Anleihen in der Vergangenheit“, heißt es seitens Peter Rathgeb, Corporate Treasurer der Siemens AG. Damit ist die Liste an Unternehmen, die auf Polygon setzen, noch einmal länger geworden:
- Stripe: Krypto-Auszahlungen für Händler:innen via Polygon
- Siemens: digitale Anleihe in Höhe von 60 Millionen Euro auf der Polygon-Blockchain
- JPMorgan: Pilotprojekt für DeFi-Transaktionen
- OpenSea: Unterstützung für NFTs auf Polygon
- WWF: NFTs für bedrohte Tierarten; Metaverse-Projekt für WWF Deutschland über bedrohte Tierarten
- Reddit: Avatare als NFTs
- Samsung: Streaming-Projekt fürs Web3
- Starbucks: Treueprogramm für Kund:innen (Beta)
- Robinhood: Web3-Wallet in Kooperation mit Polygon
- Instagram: Unterstützung für NFTs auf Polygon
- Mastercard: Accelerator für Web3-Musik gemeinsam mit Polygon
- Rarible: Unterstützung für NFTs auf Polygon
- Magic Eden: Integration von Polygon-NFTs
- Adidas: NFT-Kollektion
Features für Konzerne am laufenden Band
Bei der Entwicklung ist Polygon in den letzten Monaten immer wieder aufgefallen. Wie berichtet wurde mit zkEVM ein wichtiges Upgrade in den Testbetrieb gebracht, das mit Hilfe von „Zero-Knowledge-Proof“-Technologie (ZK) „die Effizienz und der Durchsatz des Netzwerks vervielfachen“ können soll. Neu ist auch Polygon ID – also ein Identifizierungssystem auf der Blockchain, das als eine Art digitaler Ausweis fungieren soll, und gleichzeitig die Privatsphäre des Users schützen soll. Mit den ebenfalls neuen „Supernets“ haben Unternehmen schließlich die Möglichkeit, ihre eigenen Blockchains zu starten. Das sind alles Features, die es braucht, um große Player wie Meta (Instagram), Stripe oder Starbucks auf die Seite zu holen. Wenn plötzlich Millionen von Instagram-Nutzer:innen oder Starbucks-Kund:innen mit NFTs zu handeln beginnen, dann braucht es so etwas wie Polygon.
Dass es in dem Ton weitergehen wird, zeigt die Roadmap von Polygon. Da ist bereits zu lesen, dass eine „Enterprise Chain“ in der Entwicklung ist. Den Investoren von Polygon wird das sicher gefallen. Immerhin haben Sequoia Capital, Tiger Global, SoftBank, Galaxy Digital, Republic Capital, Makers Fund, Alameda Research, Alan Howard, Alexis Ohanian, Steadview Capital, Elevation Capital, Animoca Brands, Spartan Fund, Dragonfly Capital und Variant Fund vor ziemlich genau einem Jahr frische 450 Millionen Dollar in Polygon gepumpt. Die wollen Returns sehen – und Corporate-User der Sidechain können diese bringen.
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