Polymarket-Wetten sagten US-Wahlergebnis besser vorher als Umfragen
Während die Leser:innen von großen Medien bis zuletzt noch an ein enges Rennen zwischen Trump und Harris glaubten, waren sich viele der Millionen Nutzer:innen der Wettseite Polymarket bereits seit Wochen sicher: Trump wird die US-Wahl klar gewinnen. Insgesamt wurden satte 3,6 Milliarden Dollar (in Form des Stablecoins USDC) auf den Wahlausgang gewettet, die meisten setzten auf Trump.
Polymarket bezeichnet sich als so genannter Prediction Market, ist eigentlich aber eine Wettseite – deswegen war sie, auch wenn sie von einem New Yorker Unternehmen angeboten wird, für US-Nutzer:innen gesperrt. User müssen sich keinen Account z.B. mit Google oder E-Mail anlegen, sondern können an den Wetten mit ihrer Krypto-Wallet (z.B. Metamask, Coinbase Wallet, Fantom) teilnehmen. Über die Krypto-Geldbörsen zahlen sie USDC ein bzw. bekommen die etwaigen Gewinne auch wieder ausbezahlt.
Trump lag einem Monat bei Polymarket vorne
Zwar können bei Polymarket auf viele verschiedene Dinge wie etwa auch Sport, Popkultur oder Forschung gewettet werden, politische Ereignisse und da natürlich die US-Wahl sind aber der eigentliche Renner. Seit dem 8. Oktober, also ein Monat vor der Wahl, lag Trump bei Polymarket mit mindestens 53%-prozentiger Siegwahrscheinlichkeit deutlich vor Harris. Die Deutlichkeit steigerte sich bis Ende Oktober dann auf sogar 65 Prozent, fiel dann wieder zurück auf 57 Prozent kurz vor dem Wahltag. Jedoch muss man festhalten: Wer Polymarket glaubte, der „wusste“ bereits seit einem Monat, wer die US-Wahl gewinnt.
Dem gegenüber stehen die Ergebnisse der Meinungsforscher und Umfrageinstitute, die bis zuletzt von einem engen Rennen zwischen Harris und Trump ausgingen, und dabei die demokratische Kandidatin bis zuletzt einen Deut vor Trump sahen (ca. +1%). Doch diese Vorhersagen haben sich bei weitem nicht bewahrheitet, Trump hat die Wahl mit etwa 56% der Wahlmänner gewonnen.
Die Unterschiede zwischen Polymarket und den Umfragen sieht man ganz deutlich in den Swing States. Bei Polymarket wurden bei den US-Bundesstaaten Georgia, Pennsylvania und North Carolina keine engen Rennen vorhergesagt, sondern bereits Mehrheiten für Trump. So kam es letztendlich auch: Zuerst schnappte sich Trump North Carolina, dann Georgia, und spätestens als dann auch Pennsylvania an ihn ging, war letztendlich alles klar.
Was die Polymarket-User aber nicht dachten, war, dass dann auch noch Wisconsin und Michigan an Trump fielen – da wetteten die Nutzer:innen auf einen Sieg von Harris.
Polymarket-Vorhersage vom 4. November:
538 Forecast bei ABC News:
Wahlergebnis laut ABC News am 8. November (Screenshot von Trending Topics):
Durchdachtere Vorhersagen – oder einfach nur Glück?
Nun kann man sich natürlich fragen: Hatten die Polymarket-Wetter einfach nur Glück, oder sind „Prediction Markets“ wirklich besser als klassische Umfragen, wie sie seit vielen Jahrzehnten gemacht werden? Bei den Betreibern von Polymarket wird so argumentiert:
„Während herkömmliche Umfragen eine Momentaufnahme des Meinungsbildes zu einem bestimmten Zeitpunkt erfassen, sind sie zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung oft schon wieder veraltet – manchmal mit einer Verzögerung von mehreren Tagen. Im Gegensatz dazu spiegelt Polymarket die Stimmung in Echtzeit wider, während sich die Ereignisse entwickeln, und bietet kontinuierliche Aktualisierungen und ein dynamischeres Verständnis der öffentlichen Meinung.“
Studien würden zeigen, dass Prognose-Märkte wie Polymarket in der Regel besser abschneiden als traditionelle Meinungsforscher, „da die Teilnehmer einen finanziellen Anreiz haben, richtig zu liegen. Dies führt zu durchdachteren, datengestützten Vorhersagen“. In den letzten tagen hat man gesehen, dass einige wenige Individuen für einen großen Teil der Wetteinsätze gesorgt haben – so genannte „Whales“. Der User „Fedi9999“ etwa hat 11 verschiedene Accounts auf Polymarket betrieben und insgesamt 85 Mio. Dollar durch seine Wetten auf Trump gewonnen – mit Abstand mehr als alle anderen User.