Poncho: Wetter-Dienst mit der Hipster-Katze bekommt 2,4 Mio. Dollar Investment
Personalisierte Wettervorhersagen via iPhone, Android, Facebook Messenger, Kik oder Viber: Das ist der Dienst, den das New Yorker Startup Poncho anbietet. Der Trick, den das Team rund um Gründer Kuan Huang und Greg Leuch (Head of Product) berühmt gemacht hat: Poncho ist eine eigenwillige Wetterkatze, mit der man (derzeit nur auf Englisch) chatten kann. Poncho kann auch Witze senden oder die Nutzer mit nicht ernst ganz gemeinten Dating-Tipps versorgen. Der fiktive Charakter, den ein dreiköpfiges Redaktionsteam pflegt und mit Content zum Leben erfüllt, lebt in Brooklyn, liebt Pizza, Pop und die Hipster-Kultur.
Diese Idee hat jetzt eine von Geldgebern rund um Lead-Investor Lightspeed Ventures so begeistert, dass sie gemeinsam 2,4 Millionen Dollar in Poncho investieren. Das Startup startete ursprünglich im Accelerator von Betaworks (u.a. gemeinsam mit Giphy) und versandte die Wettervorhersagen via SMS und Mail. Im Facebook Messenger war der Chatbot einer der ersten, der die Messaging-App als neuen Kanal zu den Usern verwendete. Die Künstliche Intelligenz, mit der Poncho im Hintergrund arbeitet, ist übrigens Wit.ai von Facebook.
„Die Idee ist, dass Poncho dein Freund ist und dir jeden Tag das Wetter durchsagt“, erklärt Greg Leuch im Interview. Er ist extra aus New York nach Wien gereist, um den Startups im Wiener Chatbot-Accelerator Elevate von The Ventury Feedback zu geben. „Wir verzeichnen derzeit täglich 100.000 bis 150.000 aktive Nutzer über alle Plattformen hinweg“, sagt Leuch. iOS sei mittlerweile der wichtigste Kanal. „Das Thema Wetter ist ein toller Eisbrecher, um jeden Tag in Kontakt mit Nutzern kommen zu können“, sagt Leuch. Der Plan sei aber, die Inhalte auf andere Bereiche wie Horoskope, Comics, Sticker-Pakete, News oder Spiele auszuweiten. Diese könnten Nutzer über In-App-Käufe erstehen.
Wachstum geht vor Umsatz
„Derzeit fokussiert das Geschäftsmodell auf Sponsored Content. Aber vorrangig ist derzeit das Nutzerwachstum“, sagt Leuch. Spannend wäre, die originären Inhalte in die Apps von Partnern zubringen. Vorerst dürfte das elfköpfige Startup-Team vorrangig von den zwei Millionen Dollar leben, die Investoren (angeführt von Lerer Hippeau Ventures) 2016 in die junge Firma steckten. Rein auf Chatbots konzentriert man sich bei der Weiterentwicklung nicht mehr, mittlerweile geht es stark um Notifications die die Nutzer immer wieder in die Apps hineinholen.
„Klar gibt es einen Hype um Chatbots, so wie bei jeder neuen Technologie. Aber das Chatbot-Thema wird sich zu etwas Größerem entwickeln, nämlich wenn es darum geht, wie wir mit Objekten im täglichen Leben interagieren werden“, sagt Leuch. „Conversational Interfaces werden beim Internet of Things, bei Virtual Reality und bei Augmented Reality wichtig werden.“ Einen ähnlichen Hype hätte man beim Start des App Stores gesehen, als plötzlich jeder eine mobile Software wollte. Doch Apps hätten sich zu einem Standard in allen erdenklichen Branchen entwickelt, eine ähnliche Entwicklung erwartet Leuch bei Chatbots.
Wie monetarisiert man Chatbots?
Facebook hat bereits vor einiger Zeit angekündigt, dass in Messenger-Chats Werbung zu sehen sein wird. „Ich bin kein großer Fan von Werbung, aber solange sie nicht stört, ist sie in Ordnung, etwa mit subtilen Notifications oder kleinen Buttons, über die man zu den beworbenen Services gelangt“, sagt Leuch. „Es ist eben ein Unterschied, ob man eine freundliche Empfehlung bekommt oder ob eine Brand ein großes Logo in eine Konversation klatscht.“ Werbung sei eben der aktuell beste Weg, um Web-Dienste zu finanzieren.
Über die Ambitionen, dass Wien ein Chatbot-Hotspot werden will, sagt Leuch: „Ihr Wiener seid im Vergleich zu anderen Städten wirklich sehr auf Chatbots fokussiert. Hier gibt es eine andere Herangehensweise: Während es im Silicon Valley immer sehr stark um die Technologie geht, gibt es in Wien viele Ansätze, wie man mit Chatbots Lösungen für echte Probleme schaffen kann.“