Vertical Farming

Ponix Systems: Ein Wiener Startup lässt dich zu Hause bald Gemüse an der Wand züchten

"Herbert" wird einfach an die Wand gehängt. © Ponix Systems
"Herbert" wird einfach an die Wand gehängt. © Ponix Systems
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Warum zum Supermarkt gehen, wenn man Salat, Kräuter und kleine Früchte auch von der Wohnzimmerwand pflücken kann? Das ist die Idee des Wiener Startups Ponix Systems rund um die beiden Gründer Alvaro Lobato-Jimenez und Alexander Penzias. Mit „Herbert“ haben sie ein so genanntes vertikale hydroponisches System entwickelt, mit dem man im Eigenheim bestimmtes Gemüse und Obst ohne Erde anbauen kann. Die Anlage, die man sich wie ein Bild an die Wand hängen kann, ist dabei mit einer LED-Leuchte und Sensoren ausgerüstet, um für die Planzen optimale Lichtspektren erzeugen und den Wasserbedarf messen zu können.

Bei einer Indiegogo-Kampagne dieses Jahr konnte das Wiener Startup knapp 290.000 Euro einsammeln. Unterstützer können sich „Herbert“ derzeit um 400 Euro vorbestellen, ausgeliefert werden soll im ersten Quartal 2018. „Da es sich um ein hydroponisches System handelt, wird keine Erde benötigt, die Pflanzen wurzeln direkt in Wasser“, sagt Ponix-Systems-Mitgründer Penzias. „So ziemlich alle Salate, Kräuter, klein wachsendes Gemüse wie Tomaten, Chilis, teilweise Früchte wie Erdbeeren haben wir bereits unzählige Male erfolgreich heran gezüchtet, sogar Edelweiß haben wir zum Blühen gebracht.“

Ohne Erde, mit App

Das zugrunde liegende Prinzip von „Herbert“ wird auch von der NASA angewandt. Dort ist das Ziel, auf langen Raumfahrtmissionen Lebensmittel produzieren können. Was allerdings nicht geht: Wurzelgemüse oder Knollenfrüchte wie Karotten, Kartoffeln oder Zwiebel funktionieren nicht. Kümmern muss man sich um die „Vertical Farming“-Anlage auch: Beim Anpflanzen werden Samen auf biologisch abbaubaren Schwämme gelegt. Für die notwendige Luftfeuchtigkeit zum Keimen wird eine transparente Kappe darüber platziert, bis die ersten Sprossen zu sehen sind.

"Herbert" wird einfach an die Wand gehängt. © Ponix Systems
„Herbert“ wird einfach an die Wand gehängt. © Ponix Systems

Eine Status-LED oder die App geben Auskunft, wenn der Wassertank leer ist und nachgefüllt werden muss. „Bei Jungpflanzen passiert dies etwa alle eineinhalb bis zwei Wochen, bei älteren Pflanzen eine halbe bis eine Woche“, sagt Penzias. Bei älteren Pflanzen sollte beim Nachfüllen des Wassers auch ein wenig Dünger beigemengt werden. Manche Pflanzen benötigen extra Pflege, wie etwa Erdbeeren. Diese müssen mit einem Pinsel bestäubt werden. Die Samen, Dünger und Schwämme kann man sich bei Ponix Systems im Abonnement um etwa 10 Euro pro Monat dazu bestellen. 

Zusätzlich einkaufen gehen wird man jedenfalls müssen. „Herbert wird in vielen Fällen nicht den gesamten Gemüse- oder Kräuterbedarf abdecken, auch wenn man mit ihm bis zu 90 Salatköpfe pro Jahr heranziehen kann“, sagt Penzias.

Vorbild AeroFarms

Ponix Systems ist mit seinem Produkt im relativ neuen Markt für „Vertical Farming“ angesiedelt. Die grundlegende Idee dabei ist, das Züchten von Nahrungsmittel in Städte und Innenräume zu verlegen. Gemüse soll so dort produziert werden, wo es konsumiert wird, anstatt es von weither transportieren zu müssen. „Immer mehr landwirtschaftliche Fläche wird verbaut und so die Eigenversorgung mit heimischen Lebensmittel gefährdet. Daher bieten sich hier als Ergänzung Indoor-Farmen an“, sagt Penzias.

Einer der Vorreiter in dem Bereich ist das US-Startup AeroFarms (Trending Topics berichtete), das große Indoor-Gemüsegärten betreibt und die Ernte bereits in Supermärkten verkauft. Daten sind dabei essenziell. Die gezüchteten Pflanzen werden in komplett kontrollierten Umgebungen permanent von Sensoren überwacht, darauf basierend wird die Beleuchtung, die Bewässerung und der Bedarf an Nährstoffen berechnet.

Ponix Systems bringt das Konzept ins Eigenheim und macht Städter ohne Garten oder Balkon quasi zu Kleinbauern. Das von der Firma entwickelte Wandmodul ist dabei von einem Patent geschützt. Bei Lösungen fürs Eigenheim soll es aber nicht bleiben. „Derzeit bauen wir auch einen Container mit denselben Modulen. Mit diesem wird es möglich sein, auf 14 m² Anbaufläche zwischen 4.000 und 4.500 Salate pro Jahr zu produzieren“, sagt Penzias.

Das Ponix Systems Team. © Ponix Systems
Das Ponix Systems Team. © Ponix Systems

Mit der Crowd und Förderungen

Das kleine Team von Ponix Systems wurde bis dato von der Wirtschaftsagentur Wien, der aws und der FFG mit Förderungen unterstützt. Außerdem steht dem Start die Vienna Mentoring Group beratend zur Seite und ist mit 5 Prozent beteiligt. Bei der Vienna Mentoring Group handelt es sich um eine Firma von Startup-Anwalt Philipp Kinsky, Vlad Gozman (AustrianStartups, TEDx Vienna), Daniel Cronin (AustrianStartups), David Dietrich (Bergaffe), Hannes Horbarth (Digital Sunray) und Jürgen Jelly (itom invest). Mit Anfang 2018 wird sich Ponix Systems für die weitere Finanzierung auf Suche nach Investoren begeben.

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