Mobilitätswende

E-Fuels: Porsche versteift sich immer mehr auf kontroversen Kraftstoff

Im Bau befindliche eFuels-Pilotanlage „Haru Oni“ in Punta Arenas in Chile. © Porsche
Im Bau befindliche eFuels-Pilotanlage „Haru Oni“ in Punta Arenas in Chile. © Porsche
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Schön langsam wird klar, warum der ehemalige Volkswagen-CEO Herbert Diess in erster Linie gegangen ist: Es geht um den Richtungsstreit zu E-Fuels. Denn während Diess die synthetisch hergestellte Kraftstoffe kategorisch ablehnte („extrem schlechte Effizienz“), ist sein Nachfolger Oliver Blume ein großer Fan der umstrittenen Treibstoffe. Ein so großer Fan, dass er via SMS sogar mit dem deutschen Finanzminister Christian Lindner in direktem Kontakt stand, um sich als E-Fuel-Influencer zu betätigen (Trending Topics berichtete).

Nun hat Blume gegenüber der Automobilwoche gesagt: „Wir sehen eFuels als sinnvolle Ergänzung.“ Nur mit Elektromobilität seien die Ziele des Pariser Klimaabkommens nicht zu erreichen. Die synthetischen Kraftstoffe hätten den Vorteil, dass man sie in bestehenden Verbrennungsmotoren einsetzen kann. Hergestellt werden sie aus CO2 und Wasser, um Benzin, Diesel oder Kerosin zu ersetzen. Doch die Produktion braucht enorm viel Energie, und durch die Verbrennung der E-Fuels im Motor entstehen klarerweise Emissionen.

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Angst vor Abhängigkeit von China

Doch in der EU sieht man E-Fuels als Teil der Mobilitätszukunft. So wurde ein riesiges Loch im so genannten „Verbrenner-Verbot“ gelassen. Es bedeutet, dass auch nach 2035 Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor auch nach 2035 neu zugelassen werden, wenn sie nachweislich nur mit E-Fuels betrieben werden. Das gibt der Autoindustrie die Möglichkeit, die bestehende Produktion der Verbrennungsmotoren weiter laufen zu lassen; sie muss nicht komplett auf Elektromotoren umstellen. Zudem haben sich gerade europäische Konzerne wie Porsche (wo Oliver Blume weiterhin CEO ist), OMV, Siemens, Shell oder eben VW auf die Produktion von E-Fuels verlegt.

Unterstützer verkaufen E-Fuels als umweltfreundlich. © eFuels-Forum
Unterstützer verkaufen E-Fuels als umweltfreundlich. © eFuels-Forum

E-Antrieb ist überlegen

Unterstützer:innen von E-Fuels meinen, dass man so Technologie-offen bleibe. Denn bei Akkus für E-Autos ist Europa sehr abhängig von China und anderen Weltregionen, wo die Rohstoffe herkommen (z.B. Lithium aus Südamerika). Währenddessen soll man die synthetischen Kraftstoffe überall produzieren können, auch unabhängig von den OPEC-Staaten. „Die Produktion von eFuels ist geografisch nicht beschränkt. Auch bei uns in Deutschland können sie hergestellt werden, da die notwendigen Ressourcen verfügbar sind. Das ist natürlich ein entscheidender Vorteil im Vergleich zu Kraftstoffen, die aus Erdöl gewonnen werden“, heißt es etwa seitens dem E-Fuel-Forum – ein von von Tankstellen und Mineralölfirmen gesponserter Verein. Auch könne man die bestehende Infrastruktur (eben die Tankstellen) nutzen.

Auch die Formel 1 ist ein Faktor. Seit Monaten gibt es Gerüchte, dass Porsche in die Motorsport-Disziplin einsteigen will, möglicherweise über eine Partnerschaft mit Red Bull. In der Formel 1 steht 2026 eine große Motorenreform an, die dafür sorgen soll, dass mit nachhaltigem Treibstoff gefahren wird – und da sollen E-Fuels großes Thema sein. Für Porsche wäre das die Möglichkeit, publikumswirksam seine Kraftstoffe zu bewerben. Doch auch hier sollte es keine Verwechslung geben – auf den Rennstrecken wird dann immer noch ordentlich CO2 ausgestoßen. Die Formel 1 will einen Kraftstoff, der maximal die CO2-Menge, welche zur Produktion genutzt wird, auch wieder vom Verbrennungsmotor ausgestoßen lässt. Die Motoren werden kein zusätzliches Kohlendioxid in die Atmosphäre abgeben – am Ende ein Nullsummenspiel.

Doch selbst E-Fuels-Supporter müssen zugeben: „Für die Herstellung von eFuels wird mehr Ökostrom benötigt als für den Betrieb eines Elektrofahrzeugs“. Erst, wenn Ökostrom in großen Mengen verfügbar ist, dann würde der Unterschied in der Gesamteffizienz zwischen direkter Elektrifizierung und importierten eFuels nicht mehr so groß sein. Behauptet wird, dass es mittels Wind- oder Solarenergie möglich sei, einen potenziell nahezu CO₂-neutralen Betrieb von Verbrennungsmotoren zu schaffen.

E-Fuels-Pilotanlage in Chile von HIF Global und Porsche. © Porsche Holding
E-Fuels-Pilotanlage in Chile von HIF Global und Porsche. © Porsche Holding

EU: Beim „Verbrenner-Verbot“ bleibt riesige Hintertür für Verbrennungsmotoren

Keine Vorteile gegenüber E-Autos

Und das ist dann auch der Knackpunkt: Bei der Produktion von E-Fuels gibt es große Effizienzverluste bei der Energieumwandlung. Eine Studie, die von der Expertenrunde „Transport and Environment“ (T&E) vor kurzem veröffentlicht wurde, zeigt, dass sich mit E-Fuels eigentlich nur sehr wenig CO2 einsparen lässt. Ein Elektrofahrzeug ist der Studie zufolge 53 Prozent sauberer als ein Verbrenner mit synthetischen Kraftstoffen. Gegenüber herkömmlichen Treibstoffen verursachen E-Fuels nur 5 Prozent weniger Emissionen.

Aber beim Sportautohersteller Porsche, wo Oliver Blume viele Jahre CEO war und weiterhin ist, setzt man immer stärker auf E-Fuels. Bald soll das Flaggschiff 911 mit E-Fuels fahren. Nach Pilotanlagen wie in Chile wurde kürzlich auch kräftig in HIF Global, einen Projektentwickler von E-Fuels-Produktionsanlagen, investiert, und zwar 75 Mio. Euro. Gemeinsam mit HIF Global, Siemens Energy und ExxonMobil wurde die „Haru Oni“ eFuels-Pilotanlage in Punta Arenas errichtet. HIF Global will Anlagen auch in den USA und Australien errichten. Bei Porsche wird der Fokus also immer stärker auf E-Fuels gelenkt – und mit dem erwarteten Börsengang der heutigen VW-Tochter könnte dann auch bald ein eigenständiger Player in Sachen synthetischer Kraftstoffe entstehen.

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