Porsche-IPO bringt 9,4 Milliarden Euro ein
911 Millionen einzelne Wertpapiere, in Anlehnung an das legendäre Modell des Sportwagenherstellers – das ergibt bei einem Ausgabepreis von 82,50 Euro satte 75,2 Milliarden Euro Börsenbewertung. Mit dem IPO an der Frankfurter Börse nimmt die Porsche AG voraussichtlich etwa 9,4 Milliarden Euro ein. Dabei wurde der Startpreis für die Aktie am oberen Ende gewählt – eine starke Ansage an einen sonst kriselnden IPO-Markt 2022. Es ist der größte Börsengang seit Glencore 2011.
Nun bleibt abzuwarten, wie sich der Kurs der neuen Aktie unter dem Ticker-Symbol „P911“ entwickeln wird. Gehandelt werden können aber nur ein Bruchteil der Aktien, und zwar 114 Millionen Stück (ca. 12,5%). Der Rest des Unternehmens bleibt fest in der Hand der Mutter Volkswagen, sie hält weiterhin das Gros der Stamm- und Vorzugsaktien. Und: Der Porsche-Clan, also die Familien Porsche und Piëch, haben sich mit 25 Prozent plus eine Stimme die Sperrminorität am Unternehmen gesichert. Künftig braucht es bei wichtigen Entscheidungen ihre Zustimmung.
Wer das dicke Geld macht
Sowohl für Volkswagen, das durch den IPO sowie den Verkauf von Anteilen an Porsche-Piëch 10,1 Milliarden Euro verdient, als auch den Porsche-Clan ist der IPO ein gutes Geschäft. Daneben kommen Großaktionäre wie der Qatar-Staatsfonds („QIA“) an Bord, was die Bande zwischen Volkswagen und dem autoritären, aber öl- und erdgasreichen Kleinstaat sowie generell zu Deutschland stärken dürfte. Auch die VW-Aktionär:innen werden von dem IPO profitieren, 49% der Einnahmen sollen an sie ausgeschüttet werden.
Im Vorfeld war der IPO aus Sicht von Kleinanleger:innen, die sich in einigen europäischen Ländern Aktien kaufen können, nicht gut weggekommen – eben weil der Autokonzern und die wohlhabende Familie am Drücker sitzen. Nun wird man auch sehen, wie sich Porsche entwickeln wird. Der Umstieg auf E-Mobilität und bessere Software ist kompliziert und geriet unter VW ins Stocken – 2023 wird sich zeigen, ob sich Porsche diesbezüglich von Volkswagen lösen wird und eigene Wege gehen kann. Auch ist es sehr fraglich, ob die eingeleitete E-Fuels-Strategie aufgeht.
Jedenfalls gilt der Autohersteller, der längst mehr Geld mit SUVs macht als mit Sportautos, als Rendite-Perle. Langfristig wird ein operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 20 Prozent angesteuert, was sonst nur Marken im Luxus-Segment gelingt. Knackpunkte sind dabei auch die Erreichung neuer Zielgruppen – vor allem Frauen und jüngere -, weil Porsche nicht mehr länger nur vom Mann in der Midlife-Crisis, der sich einen sportlichen Wagen zulegt, leben kann.
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