Faktencheck

PowerInsole: Esoterik statt Wissenschaft – fehlende Beweise für die angebliche Wirkkraft

Die smarte Schuheinlage will die Gesundheit bzw. das Wohlbefinden verbessern - wissenschaftliche Belege fehlen allerdings. © Canva
Die smarte Schuheinlage will die Gesundheit bzw. das Wohlbefinden verbessern - wissenschaftliche Belege fehlen allerdings. © Canva
Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview

Der österreichische Gründer Martin Masching entwickelt gerne esoterische Produkte – von Power-Shirts, die die Energie im Körper ankurbeln sollen, bis hin zu Schuheinlagen namens PowerInsole, die angeblich Energie in magnetische Felder umwandeln. Doch eine wissenschaftliche Bestätigung dieser Effekte fehlt.

Trending Topics hat recherchiert und festgestellt: Entsprechende Studien sind keine zu finden bzw. wurden trotz Nachfrage auch nicht vorgelegt. Trotzdem wird auf der Website behauptet: „Die Wirkung der PowerInsole konnte in mehreren verschiedenen Tests und Studien belegt werden.“

Hintergrund zu PowerInsole

2016 gründete Martin Masching mit seiner Frau Sonja die PowerInsole GmbH in Salzburg. 2019 trat das Paar in der TV-Show „2 Minuten 2 Millionen“ auf – wir haben berichtet. Von einem Schuh, der „das Wohlbefinden steigern sollte“, wurde laut Masching nach fünfeinhalb Jahren Entwicklungszeit eine smarte Schuheinlage, die mehrere gesundheitliche Vorteile vereint.

Neben Stressabbau und einer entzündungshemmenden Wirkung soll das Gel-Pad mit Mikrochip auch Muskelkater abschwächen, zum Laktat-Abbau (Milchsäure) beitragen und Krämpfe bei Träger:innen reduzieren. Dies sind nur einige der Versprechen, die die PowerInsole VertriebsgmbH (potenziellen) Käufer:innen macht.

Wenn der Wirkkraft die Belege fehlen

Die Einlage soll so funktionieren: In dem Gel-Pad stecken sogenannte Piezo-Elemente, die mechanische Kraft – in diesem Fall den Druck des Fußes – in elektrische Spannung umwandeln sollen. „Der Mikrochip wandelt die erzeugte Energie in magnetische Felder um“, so Masching. Auf der Website wird darauf hingewiesen, dass die PowerInsole trotz vieler Erfolge in verschiedenen Bereichen kein medizinisches Produkt ist. Dennoch möchte der Gründer die Wirkkraft seiner Erfindung mit „wissenschaftlichen“ Studien untermauern.

Das Problem: Bei den ‚Belegen‘ zur Wirksamkeit werden anekdotische Messergebnisse ohne wissenschaftliche Validierung angeführt. Die dargestellten Ergebnisse basieren auf zusammenhangslos abgebildeten Grafiken, aus denen Behauptungen über die Wirkungen der PowerInsole abgeleitet werden, ohne dass die eigentliche Studie im Detail behandelt wird oder abrufbar ist.

Die einzige veröffentlichte Publikation, die sich tatsächlich mit PowerInsole befasst, stammt von Prof. Dr. Dartsch, einem Diplom-Biochemiker, habilitierten Humanphysiologen sowie Arbeits- und Umwelttoxikologen. In seiner Studie wurden mithilfe aktueller in vitro-Methoden die Auswirkungen des sogenannten PowerInsole®-Energiepads auf kultivierte, organspezifische Zellen untersucht. Ein solcher Zellversuch kann laut dem österreichischen Medium medizin-transparent jedoch keine Rückschlüsse auf eine tatsächliche Wirkung am Menschen zulassen. „Die angebliche Wirkung der PowerInsole ist weder belegt noch nachvollziehbar“, so das Fazit von medizin-transparent. Das österreichische Portal hat sich darauf spezialisiert, Gesundheitsmythen aus Werbung, Medien und Internet aufzudecken. 

Das sagt der Professor dazu

Trending Topics konfrontierte den Verfasser der Publikation, Prof. Dr. Dartsch, mit den Vorwürfen, die er jedoch zurückwies. „Es ist richtig, dass wir das Produkt PowerInsole getestet und in organspezifischen Zellkulturen die angesprochenen Wirkeffekte gefunden haben“, so der Professor.

Er wies darauf hin, dass grundsätzlich immer die Frage im Raum stehe, inwieweit Zellkulturdaten auf einen Gesamtorganismus übertragbar sind. „Seit vielen Jahren werden Tierversuche durch Zellkulturen ersetzt, und Zellkulturen haben inzwischen eine immer größer werdende Bedeutung in der internationalen präklinischen Forschung. Unsere Ergebnisse lassen sich zwar nicht 1:1 auf einen komplexen Gesamtorganismus in allen Details übertragen, aber sie geben einen ersten Hinweis auf die Wirksamkeit eines Produkts – auch in einem Organismus“, erklärte Dartsch.

Er gab an, dass „mögliche gesundheitsbezogene Aussagen“ von ihm als Wissenschaftler zulässig seien. Allerdings liege es nicht in seiner Verantwortung, inwiefern Masching seine Forschungsergebnisse auslege. So gibt der PowerInsole-Gründer auf seiner Website zum Beispiel an, dass die Einlagen die Zellregeneration um bis zu 39,9 Prozent verbessern würde.

Dartsch schwächt ab: Die auf der Website angeführten Behauptungen, wie die Hemmung von oxidativem Stress im Gewebe sowie die Verbesserung körperlicher Belastung und Regeneration, seien keine gesundheitsbezogenen Aussagen, die mit einem Health Claim belegt wären.

„Große Anwenderstudie“ ist keine unabhängige wissenschaftliche Überprüfung

Trending Topics fragte Masching nach wissenschaftlichen Studien, die die Wirkkraft der Schuheinlage belegen. Doch ebenso wie medizin-transparent wurden keine entsprechenden Quellen übermittelt. Stattdessen verwies der Unternehmer auf eine „große Anwenderstudie“ in Kooperation mit Rewe, Uniqa, DM, Thalia, Fressnapf, Salzburg AG, Quehenberger, Elastica, Hogast und Haas & Sohn. Die Wirkung der PowerInsole sei dabei im Arbeitsalltag von 169 Probanden aus den genannten Unternehmen über vier Wochen getestet worden. Anschließend hätten die Teilnehmer:innen einen Fragebogen zu ihrem allgemeinen Gesundheitszustand ausgefüllt.

Das Ergebnis laut dem Gründer: „Die Powerinsole trägt laut der beantworteten Fragen zum Wohlbefinden bei. Nicht nur bezüglich diverser Schmerzen, sondern auch im allgemeinen Befinden wurde von den Probanden eine subjektive Verbesserung festgestellt.“

Allerdings erfüllt die „große Anwenderstudie“ keine wissenschaftlichen Standards. Abgesehen davon, dass keine einsehbare Studie vorliegt, fehlt eine Kontrollgruppe, und es wurden keine objektiven Messmethoden angewandt. Die „Studie“ basiert lediglich auf subjektiven Selbstauskünften der Teilnehmer:innen, wodurch Verzerrungen durch Erwartungen oder Placeboeffekte nicht ausgeschlossen werden können. Zudem wurde sie nicht in einer peer-reviewten Fachzeitschrift veröffentlicht.  Eine unabhängige wissenschaftliche Überprüfung zu PowerInsole gibt es also nicht.

Esoterik-Produkte und ihre Versprechen

An die positive Wirkung esoterischer Produkte zu glauben, ist legitim. Doch Masching betreibt gezielt Werbung für seine PowerInsole-Einlagen mit einer angeblich nachgewiesenen gesundheitlichen Wirkung. In Österreich sind derartige Behauptungen ohne wissenschaftliche Belege jedoch gesetzlich verboten.

Dass der Chip in der Schuheinlage bei Fersenproblemen, Müdigkeit, schweren Beinen, Muskelkater und -krämpfen helfen soll, ist daher – wie medizin-transparent festgestellt hat – „weder belegt noch nachvollziehbar“.

SUN Minimeal verkauft fragwürdige Kryptowährung SOIL

Werbung
Werbung

Specials unserer Partner

Die besten Artikel in unserem Netzwerk

Deep Dives

Startup & Scale-up Investment Tracker 2025

Die größten Finanzierungsrunden des Jahres im Überblick
#glaubandich CHALLENGE Hochformat.

#glaubandich CHALLENGE 2025

Österreichs größter Startup-Wettbewerb - 13 Top-Investoren mit an Bord
© Wiener Börse

IPO Spotlight

powered by Wiener Börse

Trending Topics Tech Talk

Der Podcast mit smarten Köpfen für smarte Köpfe
Die 2 Minuten 2 Millionen Investoren. © PULS 4 / Gerry Frank

2 Minuten 2 Millionen | Staffel 12

Die Startups - die Investoren - die Deals - die Hintergründe

BOLD Community

Podcast-Gespräche mit den BOLD Minds

IPO Success Stories

Der Weg an die Wiener Börse

Weiterlesen