Kommentar

Prepping ist keine Paranoia

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Hättest du mir 2019 erzählt, dass du deinen Keller mal vorsichtshalber mit Dosen, Wasser und Batterien voll räumst, hättest du mindestens ein Stirnrunzeln geerntet? On Mann, hätte ich mir gedacht, der nächste verrückte Prepper, der zu viele Zombie-Apokalypsen serienweise bei Netflix konsumiert hat.

Heute, 2022, sehe ich das anders. Corona-Krise, Inflations-Krise, Ukraine-Krise, Klima-Krise, man weiß schon gar nicht mehr, wie viele Krisen wir heute gleichzeitig zu tun haben. Die verrückten Prepper haben sich in nur zwei Jahren zu relativ vernünftigen, vorausschauenden Zeitgenossen gewandelt. Sicher gibt es einige übertriebene Auswüchse. Nicht jeder muss sich Atombomben-sichere Schutzkeller in den Garten graben und die Regale mit Munition vollräumen. Doch in vernünftigem Maße betrieben, ist Prepping eigentlich eine kluge Sache.

Klar kann man damit argumentieren, dass Prepping einfach nur Geschäftemacherei mit der Angst ist. Aber mal ehrlich: Sind Versicherungen, Anbieter von Alarmanlagen, Fahrradschloss-Hersteller und Macher von Anti-Viren-Software auch einfach „nur“ geldgierige Vereine, die unsere Ängste ausnutzen? Nein, sind sie sicher nicht.

Das ist die eine Seite unserer Kommentar-Reihe „zweiseitig“. Marcel ist anderer Meinung, seinen Kommentar liest du hier:

Prepping: Man kann sich nicht auf alles vorbereiten

Ein Zeichen für vorausschauendes, verantwortungsvolles Handeln

Wer die letzten zwei Jahre Revue passieren lässt, der sieht, wie schnell sich Dinge ändern können. 2019 waren Kalter Krieg und Eiserner Vorhang Begriffe aus den Lehrbüchern, heute sind das wieder sehr realistische Szenarien einer nahen Zukunft. Menschen, die heute davon reden, dass sich zur Waffe greifen würden, werden nicht mehr gleich ins Eck der schießwütigen Patriot:innen gestellt, sondern treffen vielerorts auf patriotisches Verständnis.

Prepping müssen wir deswegen positiv sehen. Denn es zeugt davon, dass immer mehr Menschen sich auf eine möglicherweise noch ungemütlichere Zukunft einstellen bzw. sich dieser stellen, als lieber wegzusehen und weiter zu machen wie bisher. Man kann Prepping auch als verantwortungsvolles Handeln sehen. Denn in einem Worst-Case-Szenario sind es die Vorbereiteten, die Behörden und Hilfsorganisationen entlasten – weil sie sich (zumindest eine Zeit lang) um sich selbst und ihre Familien kümmern können.

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