Prime Day: Geh‘ mal nicht beim reichsten Mann der Welt einkaufen, sondern in einem lokalen Laden
Heute sind die Artikel der Tech-Blogs voller Links zu einem der wertvollsten Unternehmen der Welt. Nicht bei uns. Als würde Amazon die Links zu Kauf-Tipps brauchen. Denn seit 2015 ist der Prime Day der höchste Shopping-Tag des E-Commerce-Riesen. 2019 wurden weltweit mehr als 175 Millionen Produkte für über fünf Milliarden US-Dollar verkauft. Smartphones, Laptops, Lautsprecher, Tablets, Flat-TVs – starke Rabatte sollen auch dieses Jahr dafür sorgen, dass wieder Millionen aufs Bestellen-Knöpfchen drücken.
Doch ist das auch schlau? In der Corona-Krise haben wir zum einen gelernt, dass die beschleunigte Digitalisierung die Tech-Riesen aus den USA noch zusätzlich begünstigt, und zum anderen gesehen, wie der lokale Handel unter den Lockdowns ächzt und sich auch im Oktober davor fürchtet, dass es wieder strengere Corona-Maßnahmen geben könnte. Von Bundeskanzler Kurz abwärts weisen Politiker seit Monaten darauf hin, dass man mit seinem Geld möglichst den lokalen Handel unterstützen sollte.
Sicher können Shöpping.at, Markta.at, Refurbed.at, Shöpy.at, Bauernladen.at usw. nicht immer mit dem breiten Sortiment, der kostenlosen Lieferung und den niedrigen Preisen von Amazon mithalten. Aber immerhin stehen dahinter heimische Unternehmen und nicht der reichste Mann der Welt, der während Corona noch reicher wurde.
Der Sieger steht schon fest
Hierzulande ist das Thema (noch) kein großes, aber in Großbritannien oder Deutschland schon. Dort fordern die British Independent Retailers Association (BIRA) und Ethical Consumer Menschen dazu auf, den Prime Day Prime Day sein zu lassen und einmal bewusst in lokalen Geschäften einkaufen zu gehen. In Deutschland streiken Amazon-Mitarbeiter an mehreren Standorten.
Diese Kritikpunkte kennt Amazon natürlich – seit Jahren steht der Konzern in der Kritik, kleinen Händlern ohne entsprechende Online-Marketing-Power das Leben schwer zu machen. Und schreibt sich dieses Jahr auf die Fahnen, in der COVID-19-Krise gerade kleinen Unternehmen dabei zu helfen, Absatz zu machen.
Das ist sicher so, für viele Hersteller und Marken ist Amazon zum wichtigsten Vertriebskanal geworden. Was man aber auch wissen sollte: Von den fünf Milliarden Dollar, die am Prime Day 2019 Umsatz gemacht wurde, gingen nur zwei Milliarden Dollar an unabhängige Verkäufer. Auch 2020 könnte das so sein. Ein Blick auf die Startseite des Shopping-Ereignisses zeigt: Amazon geht es stark darum, eigene Hardware (Kindle, Echo-Lautsprecher, Fire TV) zu verkaufen und noch mehr Nutzer in ein Prime-Abo zu locken. Der große Gewinner der Aktion ist leicht zu erraten.
Währenddessen bangen auch in Österreich tausende kleine Geschäfte um ihre Zukunft. Heute wäre ein guter Anlass, ihnen einen Besuch abzustatten. Das bringt ihnen vielleicht den Umsatz-Push und die Zuversicht, dass sie es durch die Wirtschaftskrise schaffen können.