Pros & Cons: Soll Facebook zerschlagen werden?
In den USA, aber auch in Europa, ist die Diskussion darüber, ob und wie Facebook zerschlagen werden soll und könnte, in vollem Gange. Zu mächtig sei Facebook geworden, wenn es um Meinungsäußerung und die Verbreitung von Nachrichten im Internet geht. In einem Meinungsbeitrag hat sich nun sogar Chris Hughes, einer der Mitgründer von Facebook (jedoch operativ schon viele Jahre nicht mehr für das Unternehmen tätig), via New York Times zu Wort gemeldet.
Abspaltung von Instagram und WhatsApp
Im Zentrum der Debatte steht die Forderung von Hughes‘ und anderen, dass Facebook Instagram und WhatsApp abspalten sollte. „Das Monopol von Facebook ist auch in der Nutzungsstatistik sichtbar. Ungefähr 70 Prozent der amerikanischen Erwachsenen nutzen soziale Medien, und die überwiegende Mehrheit nutzt Facebook-Produkte. Über zwei Drittel nutzen die Core-Site, ein Drittel Instagram und ein Fünftel WhatsApp. Im Gegensatz dazu verwenden weniger als ein Drittel Pinterest, LinkedIn oder Snapchat“, argumentiert Hughes.
Durch die Abspaltung von Instagram und WhatsApp in eigene Unternehmen soll Innovation und Wettbewerb zurück in den Social-Media-Bereich kommen. Seit 2011 sei keine nennenswerte Social-Media-Plattform mehr gegründet worden, so Hughes. Währenddessen hat Zuckerberg alles dafür getan, dass kein Konkurrent groß werden konnte:
- Die „Stories“ von Snapchat wurden einfach kopiert und bei Instagram, Snapchat und WhatsApp integriert
- Das Video-Netzwerk Vine von Twitter wurde davon abgehalten, dass Nutzer in der App Facebook-Freunde finden konnten
- Facebook-Videos wurden vom Algorithmus gegenüber Videos von konkurrierenden Plattformen wie YouTube und Vimeo im Newsfeed priorisiert
Echte Datenportabilität hin zu Konkurrenten
Weil Facebook so dominant ist, sind Investoren auch sehr zurückhaltend geworden, in kleine Mitbewerber zu investieren. Hughes argumentiert, dass eine Abspaltung von Instagram und WhatsApp neuen Wettbewerb entfachen könnte, und Investoren wieder mehr Appetit auf Social-Media-Startups haben würden. Facebook müsste dafür auch verboten werden, in den nächsten Jahren aufstrebende Mitbewerber aufkaufen zu dürfen.
Eine Idee, die bereits im Zuge der Diskussion um die EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) aufgekommen ist, ist jene der Daten-Portabilität. Facebook sollte dazu verpflichtet werden, die Freundeslisten einfach in andere konkurrierende Dienste exportieren zu lassen. „Facebook sollte verpflichtet werden, dass man eine wirklich interoperable Freundesliste exportieren kann, die man in andere Apps importiert kann“, schreibt etwa Josh Constine von Techcrunch.
Dagegen gibt es natürlich auch Argumente: Warum sollte es Nutzern erlaubt werden, die Daten ihrer Freunde bei anderen Diensten zu importieren?
Facebook listet seine Rivalen
Facebook hat sich zu den Zerschlagungs-Ideen bereits zu Wort gemeldet. Nick Clegg, Facebooks VP for Global Affairs and Communications, hat Hughes bereits mit einem eigenen Gastbeitrag gekontert. „Jeder, der über die Herausforderungen der Online-Welt besorgt ist, sollte die Regeln des Internets richtig stellen und nicht erfolgreiche amerikanische Unternehmen zerschlagen“, so Clegg. In den USA hätte Facebook bei digitaler Werbung „nur“ einen Marktanteil von 20 Prozent, würde also kein Monopol sein.
Außerdem sei Facebook nicht einfach ein Dienst, sondern ein Bündel an Diensten, die jeweils in verschiedenen Bereichen mit Mitbewerbern um Konsumenten ringen:
- Foto- und Video-Sharing: YouTube, Snapchat, Twitter, Pinterest und TikTok
- Messaging: Apple’s iMessage, WeChat, Line oder Microsoft’s Skype
- China: Tencent (WeChat) und Sina (Sina Weibo)
Nun ist die große Frage, welche Seite die Wettbewerbshüter in den USA überzeugen kann. Fix scheint derweil, dass die Federal Trade Commission (FTC) in den nächsten Tagen oder Wochen eine Milliardenstrafe gegen Facebook verhängen wird. Sie könnte bis zu 5 Milliarden Dollar betragen (Trending Topics berichtete).