Proteste und Preisstürze begleiten den #BitcoinDay in El Salvador
Der lang erwartete #BitcoinDay wird von Protesten und Preisstürzen überschattet. Am Tag der Einführung von Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel in El Salvador sind etwa 1.000 Menschen gegen das neue Gesetz von Präsident Nayib Bukele in der Hauptstadt San Salvador auf die Straße gegangen. „Nein zu Bitcoin“, „Das Bitcoin-Gesetz muss aufgehoben werden, da es zu mehr Korruption und Armut führen wird“, „Die Arbeiterklasse lehnt das Krypto-Geld ab“, ist auf den Schildern der Demonstranten zu lesen.
Während die Menschen auf der Straße protestieren und das Militär die 200 neu im Land aufgestellten Bitcoin-Automaten bewacht, passiert an den Krypto-Börsen ein dramatischer Preissturz. BTC krachte am Dienstag Abend in wenigen Minuten um mehr als zehn Prozent hinunter und reißt sämtliche anderen Krypto-Assets mit sich. In wenigen Stunden sind 250 Milliarden Euro an Marktkapitalisierung weg.
Holpriger Start für die Chivo-App
Bukele, der das Bitcoin-Gesetz auf einer Krypto-Konferenz in den USA (auf Englisch) ankündigte, macht gute Miene zum bösen Spiel und kündigt an, den kleinen mittelamerikanischen Staat weitere BTC zukaufen zu lassen. Währenddessen kämpfen interessierte Bürger damit, die offizielle Chivo-App in den App Stores laden zu können. Wer sich dort mit seiner National-ID anmeldet, bekommt Bitcoin im Gegenwert von 30 US-Dollar. Doch der Start läuft holprig, der Präsident persönlich verteilt Links zum Play Store und beruhigt die Massen, weil die App nicht gleich überall verfügbar ist. Währenddessen kursieren die ersten Bilder aus Läden, in denen mit Bitcoin bezahlt werden kann.
El Salvador – bzw. eigentlich die Banco de Desarrollo de la Republica de El Salvador (Bandesal) – hat insgesamt 550 Bitcoin zugekauft. Kostenpunkt: Etwa 26 Millionen Dollar. Die BTC braucht der Staat, um sie an die Bürger in dem Airdrop auszahlen zu können. 150 Millionne Dollar stehen insgesamt für die Einführung von BTC im Land bereit. Auch soll der Staat bald selbst BTC einnehmen, denn die Bürger sollen nicht nur im Alltag überall mit BTC bezahlen können, sondern auch mit dem Krypto-Asset ihre Steuern begleichen. Nicht nur die Demonstranten, auch der Internationale Währungsfonds und die Weltbank warnten davor, dass man die Bürger so den großen Preisschwankungen von Bitcoin aussetzen würde.
Ausländische Investoren anlocken
Auch wenn Bukele immer wieder betont hat, dass Bitcoin neue Arbeitsplätze schaffen und den Lebensstandard verbessern werde – es geht wohl auch um andere Dinge. Denn sicher kann das Krypto-Asset dafür sorgen, dass viele Bürger in El Salvador so erstmals Zugang zu (digitalen) Finanzdienstleistungen bekommen und sie (via Lightning Network) einfacher und günstiger Geld von Verwandten aus dem Ausland geschickt bekommen können.
Doch Bukele geht es auch um ausländische Investoren und um mehr Unabhängigkeit vom US-Dollar, der vor vielen Jahren als offizielle Währung in El Salvador eingeführt wurde. Seine Hoffnung ist, dass das Land etwa zu einem neuen Hub für grünes Bitcoin-Mining werden könne. Nicht umsonst kündigte Bukele das Bitcoin-Gesetz auf Englisch auf einer Konferenz in den USA an und nicht etwa zu Hause in der Heimatsprache. Ein einem Tweet meinte der Präsident, dass das Bruttoinlandsprodukt des Landes um 25 Prozent steigen würde, wenn nur ein Prozent aller noch zu produzierenden Bitcoins in El Salvador per Mining entstehen. Fraglich ist aber auch, welche Investitionen nun ins Land kommen. Kritiker meinen, dass El Salvador nun zu einem Hub für Geldwäsche werden könnte.
Auch bleibt abzuwarten, was Bukele noch vorhat. Der populäre, aber auch populistische Präsident hat auch im Plan, eine eigene, staatliche Kryptowährung einzuführen. Erst vor kurzem unterzeichnete El Salvador ein Kooperationsabkommen mit dem Blockchain-Unternehmen Koibanx zur Entwicklung der Blockchain-Infrastruktur der Regierung auf der Algorand-Blockchain.
El Salvador: Hoffnung und Angst zum Start des Bitcoin-Gesetzes