Gespräch

Investor Frederik Demopoulos: “Das nächste Einhorn kommt aus einem kleinen Land und nicht aus den USA oder China“

Frederik "Fritz" Demopoulos von Queen's Road Capital. © Queen's Road Capital
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Im Hintergrund klimpert ein Klavier, während die Stimme von Bit für Bit von Hongkong nach Wien durch die Leitung dringt. “Manche meiner Freunde in Wien glauben, dass sie Chinas Vormarsch im Tech-Bereich nicht betrifft. Aber an ihrer Stelle würde ich etwas auf der Hut sein.“ Demopoulos, den seine Freunde meistens Fritz nennen, hat seine Wurzeln in Österreich – seine Liebe zu Familie, Freunden und Wieselburger Bier führen in des Öfteren in seine alte Heimat.

Doch sein Lebensmittelpunkt ist schon lange Hongkong. Hier hat der langjährige Internetunternehmer Queen`s Road Capital eingerichtet und investiert in hauptsächlich aus dem asiatischen Raum kommende Startups in den Bereichen Digital Media, E-Commerce, Healthcare und Future of Work.

Das Geld dafür hat er mit Internetunternehmen gemacht, die er in China mit aufgebaut hat. Da wäre Shawei.com, eine der größten News-Portale über Sport in China, und dann natürlich das Reise-Portal Qunar.com. Bis 2011 war Demopoulos dort als CEO tätig, bis er seine Anteile an den Internet-Riesen Baidu verkaufte. Das macht ihn insgesamt zu einem der profiliertesten Kenner des asiatischen Startup-Geschäfts.

Angst vor China

Die Power Chinas in Sachen Hightech bekommt man in Europa bereits zu spüren. Handyhersteller, Netzwerkausrüster, Bike-Sharing-Anbieter, bald auch Elektroautobauer – immer mehr Produkte und Dienstleistungen aus der zweit größten Wirtschaftsmacht der Welt ringen unter eigenen Brands mit europäischen und US-amerikanischen Angeboten.

„China ist selbst ein Startup. Viele Dinge sind noch nicht vorhanden, und genau in diese Breschen stoßen jetzt viele vor“, sagt Demopoulos. Chinesische Startups sind vielleicht oft Kopien von anderen Firmen, aber sie bewegen sich schnell. “Es geht oft nicht um Innovation, aber sie haben den Willen zum Exekutieren.”

Vor ein paar Jahren noch seien Startups in China noch oft mit ausländischen Investorengeldern hochgezogen worden, aber das hätte sich geändert. “Ausländische Investoren hatten früher viele Möglichkeiten, weil es im Land keine VCs gab. Vor vier Jahren kam das Kapital zu 90 Prozent aus dem Ausland. Aber in den letzten Jahren hat sich das geändert. Heute ist der VC-Markt zu 60 Prozent lokal”, sagt Demopoulos.

„Nicht zu sehr fürchten“

Befürchtungen, dass Österreich und Europa mit China nicht mithalten können, teilen viele in der Branche. “Europa hat viel Potenzial, auch wenn das Unternehmertum hier eher langsam ist. Aber jetzt realisieren ganze Industrien, dass sie sich neu erfinden müssen”, sagt Demopoulos. “Das Gute an den Europäern ist, dass sie sehr diszipliniert und gut ausgebildet sind.Sie sind gut für den globalen Wettbewerb positioniert.”

Deswegen orientiert sich der gebürtige Österreicher bei seinen Investments zunehmend auf Europa. Mit GetYourGuide aus Berlin und Tripping aus San Francisco hat Demopoulos‘ Family Office derzeit zwei nicht-asiatische Startups im Portfolio – passenderweise in Demopoulos‘ Fachgebiet, der Reiseindustrie.

Europa im Aufwind

Demopoulos‘ Glaube an ein starkes Europa geht sogar soweit, dass er sagt: “Das nächste Einhorn wird aus einem kleinen Land kommen und nicht aus den USA oder China. Europa hat das größte Potenzial dazu, weil eine Firma hier einfach in sechs, sieben Märkten operieren kann.”
Die oft beklagte Fragmentierung des europäischen Marktes (Stichwort Datenschutz) sei keine Schwäche, sondern eine Stärke. Demopoulos: „Wenn Europa ein einheitlicher Markt wäre, dann würde es von Google und Amazon dominiert werden. Fragmentierung ist ein Vorteil, weil jeder Markt maßgeschneiderte Lösungen braucht und die erfolgreichen Unternehmen besondere Kompetenzen entwickeln.“
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