Quick Commerce: Lieferdienst Flink könnte an türkische Getir verkauft werden
Sie waren einige Zeit auch in Österreich mit den pinken Rucksäcken unterwegs und zu Spitzenzeiten mit 4,8 Milliarden Euro bewertet. Jetzt sieht es aber danach aus, dass das Liefer-Unicorn Flink bald zum türkischen Konkurrenten und Vorreiter Getir gehören könnte. Das berichtet zumindest die Financial Times unter Berufung auf gut informierte Quellen. Dem Bericht zufolge soll Getir nach der Übernahme des Berliner Ex-Unicorns Gorillas nun auch den zweiten großen Player aus Deutschland schlucken wollen.
Zwar hat Flink zuletzt bekannt gegeben, bis Ende 2023 profitabel sein zu wollen, und im Jahr 2022 will man einen einen Umsatz von 400 Millionen Euro gemacht haben. Doch die Insolvenz der Österreich-Tochter im Dezember 2022 war man nicht mehr gewillt aufzufangen – lieber konzentrierte man sich auf die Kernmärkte, nämlich Deutschland, Frankreich und die Niederlande. Doch der Verkauf an Getir ist nicht fix, denn parallel verhandelt Flink über eine Finanzierungsrunde von 100 Millionen Euro, zu einer Bewertung von mehr als einer Milliarde.
Flink: Liefer-Unicorn steigert Bewertung auf 4,8 Milliarden Euro
Schwere Zeiten für Quick Commerce
In beiden Fällen bedeutet es: Flink braucht weiter Kapital, um operieren zu können, und wird nur so die anvisierte Profitabilität erreichen können. Die einstige Bewertung von fast 5 Milliarden Euro wird das Unternehmen aus Berlin nicht halten können. Generell sieht es so aus, als würde Quick Commerce – also die schnelle Lieferung mittels Boten aus Dark Stores oder aus Supermärkten – im Verfallen sein. Mitschuld daran ist sicher die hohe Inflation, in der sich Konsument:innen den Luxus, sich schnell mal ihre Einkäufe per Fahrrad liefern zu lassen, nicht mehr leisten wollen. Da hilft es Flink auch nichts, dass der deutsche Handelsriese REWE beteiligt ist.
Generell stehen Lieferdienste unter Druck. In Österreich sperrte neben Flink auch Jokr zu, und Gurkerl wurde mit der deutschen Schwester Knuspr operativ zusammen gelegt. Konsument:innen sind in der Krisenzeit sehr bedacht dabei, wofür sie ihr Geld ausgeben – und das bekommen die Lieferdienste, die nicht jede:r als unbedingt notwendig erachtet, zu spüren. Viele von ihnen sind durch VC-Geld finanziert, doch dieses ist rar. Eine Chance für den Branchen-Vorreiter Getir, sich die Konkurrenz in Europa zu schnappen.
Getir erwirbt Lieferdienst-Rivalen Gorillas für 1,2 Milliarden Dollar