ready2order: Wiener Fintech-Startup holt sich fünf Millionen Euro
2016 ist in Österreich die Registrierkassenpflicht eingeführt worden, die verlangt, dass Unternehmen zur Einzelerfassung der Barumsätze ein elektronisches Aufzeichnungssystem verwenden müssen. Eine von mehreren Firmen, die damals mit entsprechender Technologie am Start war, ist das Wiener Startup ready2order rund um Christoph Zhu, Christopher Fuchs und Markus Bernhart. In Österreich und Deutschland konnte die 2015 gegründete Firma bisher tausende Kunden für seine Cloud-basierte Kassenlösung gewinnen.
Nun folgt der nächste große Schritt. Wie ready2order-CEO Markus Bernhart Trending Topics exklusiv wissen ließ, hat das Wiener Startup in einer neuen Finanzierungsrunde satte fünf Millionen Euro bekommen. Neben Risikokapitalgeber Speedinvest aus Wien ist der deutsche Risikokapitalgeber Reimann Investors als Lead-Investor an Bord gekommen. Reimann Investors, zuletzt auch beim Wiener Fintech Credi2 eingestiegen (Trending Topics berichtete), hält nunmehr 13,5 Prozent des Unternehmens.
Deutschland als Wachstumsmarkt
Neben Speedinvest findet sich der Fintech Growth Fund Europe im Cap Table. Neben Speedinvest selbst ist dort auch Uniqa Ventures und Elevator Ventures (der Investmentarm der Raiffeisenbank International) mit dabei. Der Fintech Growth Fund Europe ist nunmehr mit 5,8 Prozent bei ready2order beteiligt, Speedinvest f (also der auf Fintech spezialisierte Fokus-Fonds) mit 3,9 Prozent. Die drei Gründer des Startups kommen gemeinsam auf deutlich mehr als 60 Prozent der Anteile.
Das Investment kommt zeitlich sehr passend. Denn in Deutschland tut sich für ready2order ein sehr großer Markt auf. „Ein neues Gesetz für Kassensysteme regelt, dass ab Januar 2020 alle verkauften Kassen eine manipulationssichere Sicherheitseinrichtung unterstützen müssen“, heißt es seitens des Startups. „Für über eine Million kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland entsteht dadurch ein großer technologischer Nachholbedarf.“ ready2order hat eine Lösung dafür parat, die schnell ausgerollt werden kann.
Die Ziele gehen für ready2order aber über die Registrierkasse und die dazu passende Software hinaus. Man wolle künftig Technologien für den „Poin of Sale“ (POS) für KMU in der Gastronomie-, Einzelhandels- und Dienstleistungsbranche anbieten, die von der Kunden- und Bestandsverwaltung über mobile Zahlungen bis hin zu erweiterten Analysen alles biete, was ein Lokalbetreiber benötigt. So wolle man „durch die Verbindung mit vertrauenswürdigen Entwicklern und Anwendungen von Drittanbietern“ eine „zentrale Plattform für alle finanziellen Bedürfnisse von KMUs“ schaffen.
Cloud-Software und passende Hardware
Derzeit ist ready2order in Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz verfügbar. „Wir wollen auch in andere EU-Länder kommen“, sagt Bernhart. Abhängig von neuen Gesetzen, wie das in Österreich und Deutschland der Fall ist, sei das aber nicht, da KMU in ganz Europa starken Digitalisierungsbedarf hätten.
ready2order verdient an einer monatlichen Nutzungsgebühr für die Cloud-Software und vertreibt mittlerweile auch passende Hardware – neben Stand-Computern und Tablets sind das auch Zusatzgeräte wie Kartenzahl-Terminals, Tablets oder Drucker. Die Software wird über den Browser verwendet und läuft damit auf nahezu alle Smartphones, Tablets und Computern. Für Android, iOS und Windows 10 sind außerdem native Apps verfügbar. „Wir haben auch die Hardware, die speziell dafür entwickelt worden ist“, sagt Bernhart.
Betriebsanalysen, Versicherungen, Darlehen
„Der Point of Sale ist der erste finanzielle Kontaktpunkt für Gastronomiebetriebe, Einzelhändler und Dienstleister. Diese Daten geben uns die Möglichkeit, alle Arten von Finanzdienstleistungen anzubieten, die einen Mehrwert für Unternehmen bieten – von Betriebsanalysen und Steuerinformationen bis hin zu Versicherungen und Darlehen“, sagt Bernhart. „Wir sind davon überzeugt, dass Plattform-Lösungen entstehen werden, bei denen Geschäftskunden alles an einem Ort konzentrieren können, was sie für die Verwaltung ihrer Unternehmen benötigen.“ ready2order sieht sich mit seiner Software, an die Entwickler andocken können, somit als eine Art App Store für KMU. „Wir verfolgen den Marketplace-Gedanken sehr stark, weil Unternehmer unterschiedliche Bedürfnisse haben, die wir abdecken wollen“, so Bernhart.
„Der Softwaremarkt für KMUs ist stark fragmentiert mit vielen Nischenplayern. Wir bei Reimann Investors glauben, dass es ein großes Marktpotenzial für eine umfassende Business-Software-Plattform für KMUs gibt“, sagt Noel Zeh, Partner bei Reimann Investors, zum Investment. „Mit dieser Investmentrunde hat ready2order die Grundlage geschaffen, um den rasant wachsenden Markt für neueste POS-Technologien für europäische KMUs zu adressieren. Das erfahrene Führungsteam hat bereits bewiesen, dass es seine Ziele erreichen kann und somit in der Lage ist die Vision eines integrierten Services für Unternehmen, welches Umsätze direkt mit allen anderen Unternehmensbereichen verknüpft, umzusetzen“, so Stefan Klestil von Speedinvest. Klestil ist gilt in Europa als ausgewiesener Fintech-Experte, er berät etwa auch die Startups N26, Wefox, Payworks, Curve und Tide.
ready2order ist ursprünglich von Datenbank-Spezialist Christopher Fuchs und Software-Entwickler Markus Tscheik ab 2012 entwickelt worden. Mit der Gründung des Unternehmens 2015 ist dann Jurist und Wirtschaftswissenschaftler Markus Bernhart als Geschäftsführer an Bord gekommen, dann kam etwas später auch Zhu dazu. Tscheik ist 2018 ausgestiegen findet sich nicht mehr im Cap Table des Unternehmens. Mittlerweile ist das Team auf 65 Mitarbeiter angewachsen.
Disclaimer: Speedinvest ist auch Investor von Trending Topics.