Rebel Meat: Wiener Startup will Fleischkonsum mit neuem Burger reduzieren
Er soll wie ein herkömmlicher Burger schmecken, aber nur 50 Prozent Fleisch enthalten: Ein neues Startup aus Wien namens Rebel Meat ersetzt die Hälfte eines Patties durch Pilze und Hirse und will so dafür sorgen, dass weniger Fleisch konsumiert wird. Gesünder soll der 50-Prozent-Burger auch noch sein und einen höheren Ballaststoffgehalt, deutlich weniger Cholesterin und einen geringeren Fettgehalt als ein herkömmlichen Burger. Zielgruppen sind Flexitarier und umweltbewusste Fleischesser.
Hybrid Meat bald erhältlich
Gegründet wurde Rebel Meat von Philipp Stangl (CEO, Ex-Speedinvest), Cornelia Habacher (Head of Product, kommt aus der Forschung an Genetik, Biochemie und molekularer Biologie) und und Wolfgang Haidinger (Head of Sales, gelernter Koch). Nachdem das Startup im Juni den FAB Accelerator, ein mehrmonatiges Programm für Food & Beverage-Startups, gewonnen hat, wird Mitveranstalter Metro die Burger in sein Sortiment aufnehmen. Außerdem werden die Patties ab 8. August in ausgewählten Burgerrestaurants in Wien (z.B. Burgermacher) zu bestellen sein.
Im Interview erläutert Cornelia Habacher, warum Rebel Meat gut fürs Klima ist, wo die Patties hergestellt werden und was es mit Hybrid Meat auf sich hat.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, was ist eure „Founder’s Story“?
Cornelia Habacher: Wir haben uns alle drei unabhängig voneinander mit den Thema Fleischreduktion und den dramatischen Auswirkungen des Fleischkonsumes beschäftigt und wollte eine Lösung finden, die einen relativ schnellen Markteintritt erlaubt und so zeitnah zu einer Besserung der Situation führt. Kennengelernt haben wir uns über gemeinsame Freunde und Bekannte. Nach den ersten persönlichen Treffen, wurde sehr schnell klar, dass wir mit unseren komplementären Hintergründen am meisten bewegen können wenn wir uns zusammenschließen. Nach einigen Recherchen über Clean Meat sowie über pflanzlichen Fleischersatz haben wir “Hybrid Meat” als dritten Weg entdeckt, der rasch einen großen, positiven Impact haben kann.
(Warum) sollten wir in Zukunft auf Fleisch verzichten und wozu braucht es Alternativen?
Übermäßiger Fleischkonsum hat viele negative Auswirkungen auf Umwelt und die menschliche Gesundheit. Viehzucht benötigt viele natürlichen Ressourcen wie Wasser und landwirtschaftliche Fläche, und verursacht – je nach Berechnungen- bis zu 18% der weltweiten Treibhausgase. Vor allem Rindfleisch ist hier besonders Ressourcen-intensiv. Das ist auch der Grund, warum unser erstes Produkt den 100% Rinderburger ersetzen soll.
Wir denken, dass es Alternative vor allem deshalb braucht, weil Fleisch für viele Menschen etwas ist, mit dem sie aufgewachsen sind und das kulturell sehr stark eingebettet ist. Hier helfen Fleischersatzprodukte, Ressourcen-schonend diese Fleischeslust zu befriedigen. Wir sehnen den Trend zu rein veganen Produkten – wie den Beyond Burger – sehr positiv, denken jedoch auch, dass es eine große Konsumentengruppe gibt, die durch vegane Produkte nicht abgeholt werden oder diesen sogar skeptisch gegenüber stehen. Hier sehen wir unsere Chance.
Warum enthält euer Patty überhaupt Fleisch?
Wir haben uns dafür entschieden, einen gewissen Fleischanteil in unseren Produkt zu erhalten, weil wir der Meinung sind, dass rein vegane Alternativen geschmacklich noch nicht an das Original herankommen. Außerdem sind diese Produkte oft hochverarbeitet und enthalten viele Zusatzstoffe, um den Geschmack von Fleisch zu imitieren. Uns war es wichtig ein Produkt zu entwickeln, das 100% Fleischerlebnis bietet und dabei nur minimal verarbeitet wird und nur natürliche, regionale Produkte enthält. Wir wollen eine Brücke schlagen: Unser Produkt kann Fleischesser dabei unterstützen weniger Fleisch zu essen und sie mehr mit pflanzlichen Alternativen in Berührung bringen.
Woraus besteht der Pilz-Patty genau und schmeckt er nach Pilzen oder „nur“ nach Fleisch?
Unser Patty besteht nur aus natürlichen, biologischen und regionalen Zutaten: Rindfleisch, Pilze, Hirse und Gewürze. Das Patty schmeckt zu 100% nach Fleisch. In den ersten Versionen konnte man die Pilze schmecken, jedoch sind wir nach Konsumententest , mit über 200 Testessern, zu dem Schluss gekommen, dass ein zu starkes Pilzaroma nicht dem Geschmack der breiten Masse entspricht. Deshalb haben wir unser Produktionsverfahren und die Rezeptur dementsprechend angepasst.
Wo produziert ihr?
REBEL MEAT Burger werden in Österreich produziert, zur Zeit in einer Fleischerei in Niederösterreich. Wir werden auch in Zukunft wenn wir in anderen europäischen Märkten verfügbar sind, immer möglichst regional produzieren lassen, da uns die Stärkung der Region und kurze Transportwege wichtig sind.
Wann und wo wird Rebel Meat erhältlich sein und wieviel wird euer Produkt kosten?
Rebel Meat wird ab 8. August in ausgewählten Burgerrestaurants in Wien angeboten. Der Preis des fertigen Burgers wird vom Restaurant bestimmt, ist aber mit einem “normalen” Rinderburger vergleichbar.
Ab Herbst ist das Produkt auch im Großhandel erhältlich und im weiteren Verlauf dann österreichweit in diversen Lokalen. Mittelfristig wollen wir in andere europäische Märkte expandieren und auch im Lebensmitteleinzelhandel verfügbar sein.
Wie sieht die Zukunft von Rebel Meat aus? Was habt ihr heuer vor und wo seht ihr euch in fünf Jahren?
Wir wollen mit REBEL MEAT zum neuen Standard werden. In Zukunft soll reines Fleisch von den Speisekarten verschwinden. Unser Produkt bietet vollen Genuss bei halb so viel Fleisch, warum sollte man also mehr Ressourcen verwenden als nötig?
Das große Ziel für 2019 ist es am österreichische Markt flächendeckend REBEL MEAT anbieten zu können. Zum einen für den Endkunden über unsere Restaurantpartner und zum anderen über Großmärkte, die unsere Gastronomen beliefern. In den zukünftigen Jahren wollen wir diese Position stärken und das Angebot in Nachbarländer ausweiten – vor allem der nordische Markt bietet sich an, da man dort besonders viel Wert auf Nachhaltigkeit legt und probierfreudige Konsumenten vorhanden sind.
Über das Programm KICKSTART wollen wir 2020 in die Schweiz expandieren, außerdem in absehbarer Zeit nach Deutschland und danach in andere europäische Märkte.
Zusätzlich werden wir einen Fokus auf R&D legen. Wir wollen ein Patty entwickeln, dass mit nur 25% Fleisch auskommt und 100% Fleischerlebnis bietet. Dies ist zum einen nötig um unsere Patties noch umweltfreundlicher zu machen und zum anderen für unsere langfristigen Masterplan: Sobald “Clean Meat”, also Fleisch, welches direkt aus Muskelzellen gezüchtet wird, kommerziell verfügbar ist, werden wir dieses Fleisch in unsere Produkte integrieren – dadurch wird das relativ teure “Clean Meat” günstiger pro kg, außerdem können wir Textur, Geschmack und Optik optimieren. Somit könnten wir als erste Consumerbrand ein “Clean Meat“- Produkt in Europa anbieten.