refished: Wiener Gründerin lässt in Kambodscha nachhaltige Taschen nähen
Die Tasche Soulmate ist die Antithese zu „fast fashion“. Sie ist aus gebrauchten Zement- oder Fischfuttersäcken genäht und an ihr hängt ein kleines Schild, auf dem die Näherin oder der Näher unterschrieben hat. Jedes Stück ist ein Unikat, ist handgemacht und vom ersten Schnitt bis zum letzten Schliff in den Händen einer Person gewesen. „Ich habe mich bewusst gegen Fabriken entschieden und eine soziale Werkstatt gesucht“, erklärt Elisabeth „Sissi“ Vogler, Gründerin des Labels refished. Als sich die gebürtige Salzburgerin nach einer Karriere in der Werbebranche entschied, selbst zu gründen, war klar: „Ich will etwas mit ethisch-moralischem Hintergrund machen“.
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Perfektes Material für Upcycling
Vogler hängte 2011 ihren Vollzeitjob an den Nagel und startete eine Weltreise: Indien, Laos, Kambodscha. „Überall habe ich diese bunten Säcke gefunden, in denen Reis, Zement oder Fischfutter transportiert werden“, erinnert sie sich. Besonders die Fischfutter-Säcke hatten es ihr angetan: Kräftige Farben und Zeichnungen von Fischen und Luftblasen. „Das Material ist leicht und strapazierfähig und eigentlich Müll“, so Vogler. „Es eignet sich also perfekt für Upcycling“.
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Soziale Werkstätte in Kambodscha
Was folgte, war ein längerer Aufenthalt in Kambodscha. „Die Geschichte des Landes hat mich sehr berührt“, erzählt die Gründerin. Als Vietnam Ende der 1970er-Jahre die Schreckensherrschaft der Roten Khmer in Kambodscha beendete, lag das Land in Trümmern und bis heute hat es sich kaum davon erholt. Nach wie vor gibt es zahlreiche Landminen und dementsprechend viele Opfer. Einige von ihnen arbeiten in jener Werkstätte, in der refished Taschen und Accessoires herstellen lässt. Die Säcke kauft sie in Zehnerpacks am Markt und lässt sie vor der Verarbeitung reinigen.
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Sozial, aber trotzdem Gewinn-orientiert
Rund 400 Badetaschen hat Vogler letztes Jahr verkauft – die Soulmate ist ihr Bestseller, wie sie sagt. Mittlerweile sei das Thema Nachhaltigkeit auch bei Mode und Accessoires bei den Konsumenten angekommen, das wäre vor sieben Jahren, als sie gegründet hat, noch anders gewesen. Der Unternehmerin ist es wichtig, ein soziales Unternehmen zu führen, das bedeute aber nicht, dass refished nicht auf Gewinn ausgerichtet ist. „Die Marge ist eben geringer, weil die Produzentinnen natürlich mehr verdienen als in einer Fabrik“, sagt Vogler. „Aber mir ist es auch wichtig, Gutes zu tun“.