Refurbed: „Wir setzen der Wegwerfgesellschaft ein neues Modell entgegen“
Jedes Jahr ein neues Smartphone, alle paar Jahre ein neues Notebook, Tablet oder einen noch größeren Smart-TV: 2016 waren es fast 45 Millionen Tonnen Elektroschrott weltweit, bis 2021 sollen es bereits rund 52 Millionen Tonnen sein. Das geht aus dem aktuellen „Global E-waste Monitor 2017“ hervor, der berechnet, wie Digitalisierung und Informationsgesellschaft für ein Ansteigen von Abfall, verursacht durch nicht mehr gebrauchte elektronische Geräte, sorgt.
Generalüberholte Gadgets mit Garantie
Diesem Trend tritt das Wiener Startup Refurbed der Gründer Peter Windischhofer, Jürgen Riedl und Kilian Kaminski entgegen. Sie haben einen Online-Shop ins Leben gerufen, über den Konsumenten einfach an generalüberholte Gadgets kommen – also an Smartphones, Tablets, Laptops oder Desktop-Computer, die schon einmal einen Besitzer hatten und jetzt einen neuen suchen. „Unser Ziel ist es, der Wegwerfgesellschaft ein neues Modell entgegen zu setzen“, sagt Mitgründer Kaminski.
Ein iPhone 7 mit 32 GB Speicher bekommt man derzeit um rund 500 Euro, ein Samsung Galaxy S7 edge um rund 390 Euro.
Wichtig dabei sei es, diese Geräte den Kunden auch schmackhaft zu machen. „Nachhaltigkeit muss sich auch für den Konsumenten auszahlen“, so Kaminski. Deswegen würde man den Kunden die Geräte um bis zu 40 Prozent günstiger als zum regulären Preis anbieten. „Jedes Gerät bekommt bei uns mindestens ein Jahr Garantie und kann 30 Tage vollkommen kostenlos ausprobiert und getestet werden.“
Händler als Partner
Die Smartphones, Tablets und Notebooks, die man über den Online-Shop ordern kann, stammen dabei von Händlern aus Europa, die sich auf so genannte Refurbished-Produkte spezialisiert haben. Diese beziehen gebrauchte Geräte oft in großen Mengen von Firmen und tauschen dann abgenutzte Teile aus und löschen darauf gespeicherte Daten. Gehäuse, Akku, Kamera und sogar die einzelnen Pixel des Touchscreens werden auf Gebrauchsspuren und Funktionsfähigkeit untersucht und bei Bedarf ersetzt.
Damit diese Händler auf der Refurbed-Plattform ihre Ware anbieten dürfen, werden sie laut den Gründern nach umfangreicher Prüfung zertifiziert, Stichproben sollen eine gleichbleibende Qualität sichern. Sollte es dennoch zu Reklamationen kommen, können Kunden eine kostenlose Hotline beanspruchen, Garantiefälle sollen schnell und ohne Hürden abgewickelt werden.
Ehemaliger Amazon-Mitarbeiter an Bord
In Europa erhoffen sich die Refurbed-Gründer große Marktchancen. Mit BackMarket.fr gibt es in Frankreich bereits ein vergleichbares Portal, doch am deutschsprachigen Markt ist man derzeit alleine unterwegs. „Wir wachsen monatlich mit rund 40Prozent“, sagt Mitgründer Windischhofer. „Wir werden von Kunden oft weiterempfohlen und viele haben bereits ein zweites oder drittes Produkt gekauft. Mittlerweile sind wir auch schon zehn Mitarbeiter.“
Windischhofer, ein ehemaliger McKinsey-Berater, hat mit Kaminski einen Mann vom Fach als Geschäftspartner gefunden. Kaminski hat bei Amazon dessen Refurbished-Programm in Deutschland aufgebaut. Weil dieses aber eher stiefmütterlich behandelt wurde, hat er sich dazu entschieden, es selbst zu machen.