Kohlenstoffsenke

Regenwälder erholen sich deutlich schneller als angenommen

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Die Menschheit ist zu einem hohen Grad von den Urwäldern unseres Planeten abhängig. Sie gewährleisten nicht nur den Regenkreislauf für die Landwirtschaft, sauberes Trinkwasser und reine Luft, sondern sind auch treibende Kraft im Kampf gegen die globale Erwärmung. Doch die Urwälder der Erde sind stark bedroht. Im Januar diesen Jahres veröffentlichte die Umweltorganisation WWF eine Studie, die zeigt, dass die noch vorhandenen Regenwälder jährlich nur noch bis zu 1,8 Gigatonnen Kohlenstoff aufnehmen können, während die Waldzerstörung fast dreimal so viel jährlich frei setzt. Trotzdem wurde in weniger als zehn Jahren in den Hotspots der Waldzerstörung, wie dem Amazonas-Gebiet oder auch der Mekong Region, Wald in der Gesamtgröße Deutschlands und Irlands vernichtet. Besonders betroffen sind die Tropen und Subtropen und dabei Regionen, die zur Nahrungsmittelproduktion genutzt werden, so der WWF.

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EU für 16 Prozent der globalen Regenwaldzerstörung verantwortlich

Die Waldzerstörung erscheint oft wie etwas, dass sich fernab der Realität vieler Menschen abspielt. Eine Krise in südamerikanischen Ländern, für die sie keine Verantwortung tragen. Dass wir uns damit jedoch das Leben zu leicht machen, zeigte bereits im April diesen Jahres ein weiterer Report des WWF. 

Der Bericht legte offen, dass die EU international auf Platz zwei der Hauptverursacher des Regenwaldverlusts liegt. Sie ist für 16 Prozent der globalen Regenwaldzerstörung verantwortlich, insbesondere durch den Konsum von Waren und Lebensmitteln. Der hohe Wert lässt sich vor allen Dingen auf den Import von Soja (unter anderem für Tierfutter), Palmöl, Holzprodukten, Kakao und Kaffee zurückführen. Auch Österreich kann sich bei dieser Erhebung hinter größeren EU-Ländern nicht verstecken. Denn das Land ist alleine für 36.400 Hektar Regenwald verantwortlich, der verloren gegangen ist. Dies entspricht der Abholzung einer Regenwaldfläche in Größe des Neusiedlersees im Zeitraum 2005- 2017, so der WWF.

Trotz der starken Verluste, die die Länder in den Regenwäldern verursachen, geben internationale Forschende jetzt Grund zur Hoffnung.

WWF: EU für 16 Prozent der globalen Regenwaldzerstörung verantwortlich

Nachwachsende Wälder bergen überraschendes Potenzial

Viele Hektar der tropischen Wälder werden für Weideflächen abgeholzt, die dann jedoch nicht lange genutzt werden. Auf dem verlassenen Land kann der Wald dann auf natürliche Weise nachwachsen und sogenannten Sekundärwald bilden. Wieviel Potential in diesen neuen Wälder steckt, wurde nun in einer internationalen Studie, an der auch das Institut für Ökologie der Universität Innsbruck beteiligt war, untersucht. 

Dabei zeigte sich, dass sich die nachwachsenden Tropenwälder unerwartet schnell erholen und nach 20 Jahren fast 80 Prozent der Bodenfruchtbarkeit, Kohlenstoffspeicherung und Baumvielfalt von Urwäldern erreichen können. Damit könnte diese natürliche Regeneration laut den Forschenden eine kostengünstige und naturbasierte Lösung für den Klimaschutz sein, aber auch für den Erhalt der biologischen Vielfalt und die Wiederherstellung von Ökosystemen.

„Nachwachsende Wälder bedecken weite Gebiete und können zu lokalen und globalen Zielen für die Wiederherstellung von Ökosystemen beitragen. Sie bieten globale Vorteile für den Klimaschutz, die Anpassung an den Klimawandel und die Erhaltung der biologischen Vielfalt sowie viele andere Dienstleistungen für die lokale Bevölkerung, wie Wasser, Brennstoff, Holz und andere Waldprodukte”, so Projektleiter Lourens Poorter von der niederländischen Universität Wageningen, “Waldattribute erholen sich allerdings mit sehr unterschiedlicher Geschwindigkeit. Die Bodenfruchtbarkeit ist dabei am schnellsten. In weniger als zehn Jahren hat sie 90 Prozent der Werte des Urwaldes erreicht. Pflanzenfunktion braucht dafür bis zu 25 Jahre, Struktur und Artenvielfalt erholt sich in 25-60 Jahren. Am langsamsten ist die oberirdische Biomasse und Artenzusammensetzung, die über 120 Jahre brauchen kann.“

Studie: Kaffee-Dünger lässt gerodete Flächen wieder zu Wäldern gedeihen

Schutz weiterhin nötig

Zur Erforschung dieser Zusammenhänge, analysierte ein internationales Team von Tropenökolog:innen Landschaften und Waldparzellen im tropischen Amerika und Westafrika. Dabei prüften sie insgesamt zwölf Eigenschaften, die auf den Zustand des Waldes hinweisen, wie zum Beispiel Bodenfruchtbarkeit, Artenvielfalt und Biomasse.

„Wir haben analysiert, wie die Erholung verschiedener Waldattribute miteinander zusammenhängt. Wir fanden heraus, dass die maximale Baumgröße, die strukturelle Vielfalt und der Baumartenreichtum sehr geeignet sind, um zu messen, wie gut der Wald sich erholt. Baumgröße und -vielfalt lässt sich über große Flächen und Zeiträume mittels Fernerkundung überwachen“, erklärt Florian Oberleitner von der Arbeitsgruppe Funktionelle Ökologie an der Universität Innsbruck.

Jedoch warnten die Forschenden in ihrer Studie, dass die Wälder weiterhin geschützt werden müssen. Es sei eventuell erforderlich, die Regeneration aktiv zu unterstützen.

Kaffee-Abfallprodukte als Dünger

Eine Möglichkeit, die Regeneration zu unterstützen, ist etwa die Düngung des Bodens mit Abfallprodukten aus der Kaffeeproduktion. Diesen ungewöhnlichen Ansatz haben Forschende an der University of Hawaii entwickelt und in einem Experiment in Costa Rica erfolgreich getestet. Das zeigen die Ergebnisse, die im April diesen Jahres in der Zeitschrift „Ecological Solutions and Evidence“ veröffentlicht wurden.

In ihrem Experiment verstreuten die Wissenschaftler:innen nach eigenen Angaben 30 Lastwagenladungen Kaffeepulpe auf einer brach liegenden Fläche von 140 Quadratmeter. Mithilfe der fast einen halben Meter hohen Dünger-Schicht, wuchs auf dem Areal innerhalb von zwei Jahren ein kleiner Wald, während auf einer unbehandelten Kontrollfläche lediglich eingeschleppte Gräser keimten. Laut den Forschenden verhindert die Kaffeepulpe die Ausbreitung der Gräser und fördert stattdessen das Aufblühen von Bäumen. Besonders hilfreich seien dabei die Nährstoffe Phosphor, Stickstoff oder Kohlenstoff im Dünger. Da diese Kaffeepulpe lediglich ein Nebenprodukt der Landwirtschaft ist, könnte sie in Zukunft mehr genutzt werden, um die Urwälder wieder aufzuforsten

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