Regierung beschließt Ausnahme vom „Luft-100er“ für E-Autos – so reagiert die Branche
Die Regierung hat heute im Nationalrat die erste Maßnahme des E-Mobilitäts-Pakets beschlossen. Der „Luft-100er“ gilt künftig nicht mehr für Elektrofahrzeuge. Sie dürfen die Autobahnstrecken mit der Geschwindigkeitsbeschränkung nach dem Immissionsschutzgesetz-Luft (IG-L) nun auch mit der Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h befahren. „Diese Ausnahme für E-Fahrzeuge ist ein Vorteil, den wir Besitzerinnen und Besitzern von E-Fahrzeugen gegenüber Verbrennungsmotoren geben wollen“, so Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Betroffen seien Strecken in der Gesamtlänge von 440 Kilometern.
Reaktionen von Gschwandtner, Caroo und Austrian Mobile Power
In der E-Mobility-Szene Österreichs wird die Maßnahme mit verhaltener Freude aufgenommen. „Der Luft-100er gehört allgemein aufgehoben, nicht nur für E-Autos. Da gibt es sicher effektivere Wege, CO2 einzusparen“, meint Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner zu Trending Topics. Gschwandtner wird in Österreich als Markenbotschafter der erste Fahrer eines Audi E-Tron sein. „Prinzipiell glaube ich, dass sich E-Mobility auch ohne diese Fördermaßnahmen durchsetzen wird“.
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EU-Spitzenfeld oder Nachzügler?
Das geplante Maßnahmenbündel der ÖVP-FPÖ-Regierung umfasst auch die Öffnung von Busspuren für E-Autos und kostenloses Parken auf gebührenpflichtigen öffentlichen Parkplätzen. „Österreich liegt bereits im EU Spitzenfeld bei der Elektromobilität. Darauf wollen wir uns aber nicht ausruhen. Es braucht eine echte Mobilitätswende“, so Köstinger.
In der Branche selbst ist die Wahrnehmung eine etwas andere, die Maßnahmen werden aber begrüßt: „Österreich hinkt vielen Nationen bezüglich der Elektroauto-Quote hinterher. Ein Grund dafür sind sicherlich die fehlenden Anreize seitens der Regierung, sich als Privatperson ein E-Auto anzuschaffen. Die Freigabe der Busspuren halte ich für einen guten kurzfristigen Anreiz. Gerade in Städten könnten sich Autofahrer dadurch viel Zeit sparen“, meint Leroy Hofer, Co-Founder und CEO des E-Mobility-Sharing-Startups Caroo, zu Trending Topics. Auch die nun bereits beschlossene Aufhebung des „Luft-100ers“ hält er für überfällig: „Der Schadstoffausstoß steigt lediglich bei Verbrennern exponentiell bei höherer Geschwindigkeit. Bei Elektroautos macht das keinen Unterschied, daher sollten diese nicht vom Luft-100er betroffen sein.“
Forderung nach einheitlicher Kennzeichnung und Steuerentlastung
Auch die Branchenvertretung „Austrian Mobile Power“ sieht das Regierungspaket als sinnvolle, wenn auch kurzfristige Maßnahme, fordert aber auch Grundlagenarbeit ein. So gebe es derzeit keine einheitliche, einfache Kennzeichnung für alle Elektrofahrzeuge. „Das Grüne Kennzeichen ist in der aktuellen legistischen Form zur Exekution unbrauchbar, einerseits da nur die Hälfte der E-Antriebe verwaltungstechnisch berechtigt ist, dieses zu beantragen und dieses nicht automatisch bei der Zulassung ausgegeben wird, von der Problematik mit grünen Wechselkennzeichen ganz zu schweigen“, so Austrian-Mobile-Power-Geschäftsführer Heimo Aichmaier. Eine viel einfachere und billigere Form der Kennzeichnung wäre ihm zufolge ein blaues Pickerl.
Der Branchen-Verband fordert zudem ausführlichere Angaben in Ladestellenverzeichnissen und steuerliche Maßnahmen. Zu den Mitgliedern der Interessenvertretung zählen unter anderem die Auto-Clubs ÖAMTC und ARBÖ, wissenschaftliche Einrichtungen wie das AIT und zahlreiche Unternehmen aus der Branche wie Easelink, BMW, Nissan, AVL List, Hyundai, Porsche Austria, Raiffeisen Leasing, Renault Österreich, Siemens, Bosch, Verbund, Magna oder Instadrive.