Selbstversuch

Reich werden mit ChatGPT: Die billigen Schmähs der TikTok-Influencer

© TikTok / Canva / Montage Trending Topics
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Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview

Sie heißen DotComDole, Ty The Product Guy, RoboGuides oder einfach nur Jason und versprechen das, von dem alle träumen: Einfach mal mit ein paar Klicks die AI anwerfen, zurücklehnen und dann monatlich Geld aufs Konto. Passives Einkommen, Bro! Glaubt man TikTok-„Influencer“ Jason, dann kann man auch schon mal 10.000 Euro pro Monat abstauben. Gemeinsamer Nenner des neuen Genres an Anleitungs-Videos zum blitzschnellen Reichtum auf TikTok: Neue AI-Tools wie ChatGPT, Jasper, Midjourney, Pictory oder gar Mokker AI aus Österreich, das sind die Werkzeuge zum erträumten passiven Einkommen. Hoch die Beine, die AI werken lassen, so der Tenor.

Die Idee ist natürlich verlockend. Natürlich kann man ChatGPT heute schnell mal nach einer Liste an Business-Ideen fragen. „Online-Business ist ein sehr breites Feld, das viele verschiedene Möglichkeiten bietet, um reich zu werden“, schreibt Bing Chat und liefert in drei Sekunden gleich mal eine Liste an Online-Geschäften, denen man sofort nachgehen kann. Da wird zum Beispiel vorgeschlagen:

  • Dropshipping: Du verkaufst Produkte, die du nicht selbst lagerst oder versendest, sondern von einem Drittanbieter beziehst
  • Print-on-Demand: Du verkaufst personalisierte Produkte, die erst nach Bestellung gedruckt und versendet werden
  • Digitales Event-Management: Du organisierst und moderierst virtuelle Veranstaltungen wie Webinare, Konferenzen oder Workshops
  • NFTs handeln: Du kaufst und verkaufst digitale Kunstwerke, die durch Blockchain-Technologie einzigartig und unveränderbar sind
  • Autor für Amazon Kindle: Du schreibst und veröffentlichst E-Books auf der Plattform von Amazon und verdienst an jedem Verkauf mit

Na klar, NFT-Handel darf natürlich nicht fehlen, aber mit E-Books und digitalen Events (ist Corona nicht eigentlich schon vorbei? Egal…) soll man auch so richtig absahnen können. Die fünf Ideen zum Reich werden stammen laut Bing von der Webseite Onlinebusinessakademie.net, die aber nirgends etwas von Dropshipping und Co erzählt. Aber egal, wenn die KI es sagt, wird’s schon stimmen.

Also schnell eine Business-Idee aussuchen, und weiter geht’s. Eine könnte ja sein, Werbetexte von ChatGPT erstellen zu lassen, und dann über Fivrr zu verkaufen, erklärt TikTok-Influencer Jason. Zum Beispiel 50 Wörter zur Bewerbung eines Aquariums. „Jetzt macht ChatGPT die ganze Arbeit für dich, und du musst nur den Text kopieren und deinem Kunden schicken“, erklärt er seinen tausenden Zuseher:innen. Das finden viele toll und liken ordentlich, aber einige Schlauberger in den Kommentaren zweifeln dann doch dran: „Moment Mal, das könnten die Kunden ja dann selber machen, hm…“. Wer Jason weiter vertraut, wird spätestens auf Fivrr enttäuscht. Dort bekommt man kurze Texte, wenn überhaupt, um ein paar Euro los. Um 10.000 Euro im Monat zu verdienen – Mist, da müsste man ja tausende Texte verkaufen.

Noch ein Versuch

Ok, dann vielleicht anders. TikTok-Account Roboguides verspricht zwei AI-Tools, „die dich bis Ende 2023 reichen machen können“. Das eine ist, erraten, ChatGPT, und das andere heißt Pictory. ChatGPT soll man bitten, ein Skript für ein Video zu schreiben, zum Beispiel für eine Reise nach Paris. ChatGPT liefert in wenigen Sekunden, Also dann schnell rüber zu Pictory, dort den Text reinkopieren, Template aussuchen, Portrait-Mode für TikTok auswählen, und fertig stellen lassen. Ca. sieben Minuten später kommt dann das hier raus:

Ok, wird schwierig, damit reich zu werden. Laut Roboguides muss man sich selber mal ausrechnen, wie viel die Video-Views einbringen, aber das ist den Account-Betreiber:innen sowieso egal. Das Reichwerden-Video, eigentlich der ganze TikTok-Account, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung lediglich als schlecht gekennzeichnetes Werbevideo für Pictory. Die Macher:innen haben ihr Ziel also schon erreicht und den User dazu gekriegt, sich einen Pictory-Account anzulegen. Dort ist ein Video gratis, danach bezahlt man 20 Dollar für 30 generierte Videos.

Moment mal, war nicht die Rede von Geld verdienen statt Geld ausgeben???

Und noch ein Versuch…

Ok, also noch ein Versuch. TikTok-Influencer DotComCole rät dazu, ins E-Book-Business einzusteigen. Er muss es wissen. Er hat massiv Success im Online-Business und verkauft um 37 Dollar das Know-how für einen Hack, um im Monat 100.000 Dollar mit ChatGPT zu verdienen. Da kannst auch du einfach mal die Kreditkarte zücken.

Einfach mal ein Thema aussuchen, ChatGPT die Kapitel schreiben lassen, und derweil bei Canva ein hübsches vorgefertigtes Cover für den Bestseller-Hit aussuchen. Wenn das erledigt ist, rüber zu ClickFunnels, um „Happy Paying Customers“ auf das E-Book zu schicken. Mist, jetzt beginnt doch die Hacke. Da muss man Sales Funnels, Webseiten, einen E-Commerce Store einrichten, Online-Kurse machen und dann auch noch ein Customer Center einrichten. Und ganz am Allerschlimmsten: ClickFunnels will 150 Dollar im Monat für den Spaß! So war das aber nicht ausgemacht!

Es hieß doch „reich werden“ und nicht „Geld ausgeben“!!!

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