Rendity: Keine neuen Immobilienprojekte mehr, Investoren bangen um ihr Geld

„Jetzt investieren“: Dieser Button auf der Startseite des Wiener Immobilien-Investment-Startups Rendity hat bis auf weiteres keine Funktion mehr. Denn wie Trending Topics erfahren hat, hat das Unternehmen neue Finanzierungsprojekte von Immobilien bis auf weiteres gestoppt. Derweil warten viele der Crowd-Investoren, die in den vergangenen Jahren via Rendity ihr Geld in Projekte steckten, auf Zins- und Kapitalrückzahlungen aus alten Projekten. Die Schuld wird der miesen Marktlage am Immo-Sektor gegeben.
Bei Rendity, gestartet 2015, haben über die Jahre etwa 37.000 Investor:innen mehr als 157 Millionen Euro in mehr als 220 Projekte investiert. Wer investierte, dem wurden jährliche Renditen „in der Regel zwischen 4% und 9%“ in Aussicht gestellt. Diese Rendite setze sich aus den monatlichen Mieteinnahmen und einer möglichen Wertsteigerung beim Verkauf der Immobilie zusammen, heißt es seitens des Startups.
Doch in der aktuellen Lage bangen Investoren nun darum, ihr investiertes Geld wieder zu bekommen. Ein Trending Topics-Leser etwa berichtet, dass 15 Immobilienprojekte, in die er via Rendity investierte, verzögert sind oder in Insolvenz gefallen sind, es gehe bei ihm um mehr als 10.000 Euro.
„Sogar erstbesicherte Banken von Ausfällen betroffen“
Das Geschäft lief viele Jahre lang gut, bis schließlich die Immobilienkrise auch voll bei Rendity einschlug. Zum einen wurden Projektfinanzierungen in Österreich und Deutschland, üblicherweise variabel abgeschlossen, durch den starken Zinsanstieg in Folge der hohen Inflation sehr schnell sehr teuer.
„Die Zinsbelastung hat sich innerhalb kürzester Zeit mehr als verdoppelt, wodurch in fast allen Fällen das Projektergebnis vollständig aufgezehrt wird, in vielen Fällen Eigenkapital und Nachrangdarlehen gefährdet sind und in einigen Fällen sogar erstbesicherte Banken von Ausfällen betroffen sind“, heißt es in einem Schreiben von Rendity an die Anleger:innen.
Verwicklung in Immo-Skandal der VMF Immobilien GmbH
Außerdem würden Immobilienentwickler „einerseits mit stark gestiegenen Kosten für ihre Bauprojekte und andererseits mit einem schwachen Absatzvolumen, was für viele Marktteilnehmer eine existenzbedrohende Situation darstellt“ kämpfen, heißt es weiter. Das hat viele Rendity-Projekte direkt betroffen: So ist etwa die niederösterreichische VMF Immobilien GmbH 2024 in einem Immobilienskandal implodiert, sie ließ etwa zehn Projekte über Rendity mitfinanzieren. Investor:innen, die Geld in VMF-Projekte stecken, werden ihr Geld wahrscheinlich nicht mehr wiedersehen.
All das hat nun Konsequenzen für das Wiener Startup selbst. „Rendity hat auf die Lage reagiert und alle internen Kosten auf ein Minimum reduziert, um so sicherzustellen, dass auch in den kommenden Jahren Zins- und Rückzahlungen durchgeführt werden können. Auch wenn es in den letzten Monaten aufgrund der erwähnten Verwerfungen am Immobilienmarkt auch auf unserer Vermittlungsplattform vermehrt zu Verzögerungen und Ausfällen gekommen ist, lassen wir nichts unversucht, dass die vermittelten Projekte erfolgreich fortgeführt werden“, heißt es seitens der Firma in einem Schreiben an Investor:innen Mitte Februar.
In den letzten Monaten hätten zumindest einige Zins- und Darlehensrückzahlungen – wie u.a. bei den Projekten Nußdorfer Straße 10-12 und Hunoldstraße 14 – durchgeführt werden können. Neugeschäft will man bis auf keines mehr angehen.
„Aktuell keine sinnvollen Renditen für unsere Anleger“
„Bis zu einer Verbesserung der Zinssituation konzentrieren wir uns ausschließlich auf bestehende InvestorInnen und laufende Projekte. Dies tun wir aus zwei Gründen: Zum einen ist die Situation auf dem Immobilienmarkt – insbesondere im Developmentbereich – derart angespannt, dass wir aktuell keine sinnvollen Renditen für unsere Anleger sehen, zum anderen wollen wir unsere ganze Kraft in die Betreuung unserer Bestandskunden und die Abwicklung der bestehenden Projekte stecken und nicht in die Akquise neuer Projekte“, heißt es weiter.
Verzögerungen oder Ausfälle von Projekten seien nicht ausgeschlossen. Immerhin würden die Zinssenkungen der EZB den bonitätsstarken Projektentwicklern nun helfen, wieder vermehrt Zins- und Kapitalrückzahlungen zu machen.
Auch interessant: Bei Rendity ist der aws Gründungsfonds, der im Jahr 2020 im Zuge einer 1,8 Millionen Euro großen Finanzierungsrunde bei dem Startup einstieg, wieder ausgestiegen. Wie im Firmenbuch ersichtlich ist, hat die aws Gründerfonds Beteiligungs GmbH ihre Anteile zur Gänze an die drei Rendity-Gründer Lukas Müller, Paul Brezina und Tobias Leodolter zurückgegeben.