Problem: Lieferkette

Retraced: Deutsches Startup will die Modebranche fairer machen

LUKAS PÜNDER UND PHILLIP MAYER VON RETRACED © UDO GEISLER
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Dieses Jungunternehmen hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Sie wollen die Modebranche mit kompletter Transparenz über die gesamte Lieferkette, sowohl ökologisch als auch sozial, nachhaltiger gestalten: Das deutsche Startup Retraced hat sich einer wichtigen Aufgabe angenommen. Dafür hat die Jungfirma eine Software entwickelt, mit der sich der genaue Weg der Ware sowohl für Kund:innen als auch für die Anbieter:innen nachvollziehen lässt, so die Gründer. Das scheint einen Nerv zu treffen. Im Februar hat Retraced sich eine Million Euro bei einer Finanzierungsrunde gesichert (wir berichteten). Nun weitet das Startup seine Plattform und sein Geschäft aus.

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„Unternehmen können Lieferketten nachhaltiger machen“

„Wir sind in vielerlei Hinsicht gewachsen: Unser Team ist größer geworden, wir haben neue Kund:innen an Bord geholt und unser Produkt weiterentwickelt. Zuvor hat unsere Lösung vor allem als Verifizierung und Kommunikation von Nachhaltigkeitsaussagen der Modeunternehmen gedient. Doch jetzt gehen wir immer mehr in Richtung Sustainable Supply Chain Management. Das bedeutet, dass Firmen mit unserer Software ihre Lieferkette besser kennenlernen und so optimieren können, dass sie kontinuierlich nachhaltiger wird“, erklärt Philipp Mayer, Mitgründer von Retraced.

Gemeinsam mit Lukas Pünder und Peter Merkert hat Phillip Mayer im Jahr 2019 in Düsseldorf Retraced ins Leben gerufen. Zuvor hatten Münder und Mayer eine Schuhmarke namens Cano auf den europäischen Markt gebracht. Die Schuhe entstehen laut den Gründern in Mexiko aus nachhaltigen Materialien. Allerdings fanden sie keine Software, durch welche das für die Kund:innen auch nachzuvollziehen gewesen wäre. Also entwickelten sie selbst eine.

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Startup prüft Arbeitsbedingungen und Energieverbrauch

Mittlerweile hat das Startup eine Plattform aufgebaut, auf der Lieferunternehmen und Modemarken Informationen über ihre Lieferketten hochladen. „Viele Modemarken können nicht über ihre direkten Lieferanten hinausblicken. Mit Hilfe von Retraced ist dies systematisch möglich und mit den gesammelten Informationen kann unsere Software die Lieferketten auswerten, ob basierend auf dem gegebenen Risiko eine genauere Überprüfung der Nachhaltigkeit nötig ist“, sagt Lukas Pünder. Anhand der Daten, die die Unternehmen hochladen, kann die Plattform die Nachhaltigkeit entlang der ganzen Lieferkette darstellen. Fehlen Daten, empfiehlt Retraced ein Audit vor Ort.

Zu sozialer Nachhaltigkeit gehören für Retraced beispielsweise die Arbeitsbedingungen bei den Unternehmen. Ökologische Nachhaltigkeit schließt dagegen Faktoren wie den Energieverbrauch der Lieferanten mit ein. Das Geschäftsmodell von Retraced sieht vor, dass Modeunternehmen eine Gebühr zahlen, wenn sie die Plattform zur Organisation ihrer Lieferketten nutzen. Es gibt keine Onboarding-Gebühren, erst nach einer Testphase fallen die Kosten an. Diese sind immer individuell und hängen von der Größe der Firmen und ihrer Lieferketten ab. Sie können bei nur 150 Euro anfangen und gehen bis in den vierstelligen Bereich.

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Retraced will Kund:innenstamm 2022 verdreifachen

Etwa 60 Brands und fünf Lieferanten zahlen schon für den Service von Retraced. Viele weitere Lieferanten laden bei der Plattform Daten zu ihrer Nachhaltigkeit hoch, was für sie kostenlos ist. Unter anderem befinden sich die Kundenunternehmen in Pakistan und China und stellen dort Textilien für Brands wie Gap, Levi’s oder Walmart her. Findet Retraced mögliche Probleme bei der Nachhaltigkeit der Lieferkette, empfiehlt das Startup eine Untersuchung der Bedingungen vor Ort. Damit können die Unternehmen in Zukunft leichter möglichen Lieferkettengesetzen Folge leisten.

In Zukunft will Retraced die Plattform noch weiter ausbauen und noch mehr Kriterien für die Nachhaltigkeit festlegen. Das Startup will sich momentan weiterhin auf den Modebereich konzentrieren, auch wenn die Gründer sagen, dass die Software auch in anderen Industrien zum Einsatz kommen könnte. Doch gerade in der Modebranche bestehe noch sehr viel Raum für Verbesserung was Nachhaltigkeit angeht. Im kommenden Jahr will die Jungfirma außerdem ihren Kund:innenstamm zumindest verdreifachen.

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