Riddle & Code: Wie eine Wiener Firma zum Big Player im Token-Business wurde
Blockchain steckt noch in den Kinderschuhen. Gemeint ist damit gar nicht so sehr die Technologie an sich. Noch fehlt die Erfahrung, um das Potenzial voll auszuschöpfen und tatsächlich neue Geschäftsmodelle uns komplett neuartige Anwendungen zu finden. Einer der Bereiche, in denen das vielleicht schneller gelingt, sind Industrieanwendungen.
Wenn es darum geht, viele Maschinen miteinander kommunizieren zu lassen oder Fertigungs- und Lieferketten transparent zu machen gilt Blockchain als Killeranwendung. Der Markt dafür war laut Analysten 2018 lediglich bei 9 Millionen Dollar, soll bis 2026 aber auf mehr als eine Milliarde Dollar wachsen. Und eine kleine Wiener Firma spielt hier ganz vorne mit: Riddle & Code.
Der Gründer, Thomas Fürstner, hat sich bereits in den 1980ern mit Künstlicher Intelligenz auseinandergesetzt, war Professor für Digitale Kunst und lange R&D-Leiter bei bwin. 2016 hatte er die Idee, eine Plattform für die aufkeimende Token-Ökonomie zu schaffen und holte Marketing-Profi Alexander Koppel als CEO an Bord.
Hardware und Software für Token-Anwendungen
Was Riddle & Code genau macht, ist nicht so leicht zu erklären. Koppel: „Wir haben eine Technologie entwickelt, um physische Objekte und Maschinen auf sehr sichere Weise zu identifizieren, digitale Zwillinge in einer Blockchain-Registry zu erstellen und dann mit diesen Identitäten zu arbeiten“. Das Jungunternehmen produziert kleine Chips oder Smart Tags, die an Maschinen befestigt werden und der jeweiligen Maschine sozusagen eine digitale Identität verpassen. Diese digitale Identität ist auf der Blockchain registriert und damit jederzeit sicher nachverfolgbar.
Eine kürzlich erschienene Marktanalyse reiht die Wiener Firma international unter die größten Player im Bereich Blockchain für die Fertigungsindustrie. Das mag nach Nische klingen, bringt Riddle & Code aber auf Augenhöhe mit Firmen wie Nvidia, Microsoft, Intel oder IBM – und das in einem starken Wachstumsmarkt.
Dank Token zum Kleinanleger bei Kunstwerken
Zu den Kunden von Riddle & Code gehören etwa die Deutsche Telekom, Wien Energie aber auch Banken und sogar Museen. Abseits von IoT-Anwendungen für Industrieunternehmen setzt das Startup ganz unterschiedliche Token-Projekte um oder ist beratend tätig. Eines dieser Projekte ist wohl der künstlerischen Vergangenheit Fürstners zu verdanken. Für ein Museum in Moskau entwickelt Riddle & Code eine Plattform, über die sich Besucher auch mit kleinen Beträgen an Kunst beteiligen können.
„Wenn man Kunst unterstützen will, ist es schwierig, wenn man nicht mit mehreren 10.000 Euro startet“, sagt Ben Schwarz, der Communications-Manager von Riddle & Code. Gleichzeitig haben Museen das Problem, dass sie nur einen Bruchteil ihrer Kunstwerke ausstellen können und daher ein Interesse möglichst hochwertige Digitalisate zu erstellen. Das Projekt sorgt nun über die Tokenisierung dafür, dass Besucher Zugang zu Premium-Services erhalten.
Was dahinter steckt ist ein Konzept, dass durch die Tokenisierung auf ein ganz neues Level gehoben werden kann: fractional ownership. „Wenn man ein Kunstwerk tokenisiert, kann man es nicht nur an eine Person verkaufen, sondern problemlos auch an 150.000 Menschen. Und wir bauen die Infrastruktur dafür auf“, so Koppel. Der Vorteil für die Eigentümer sei dabei der gleiche wie bei Firmenanteilen. „Man profitiert von einem steigenden Wert und gleichzeitig könnte man profitieren, wenn ein Kunstwerk zum Beispiel gegen Gebühr verliehen wird“.
+++ Die Token-Ökonomie verspricht eine Revolution. Noch ist sie aber wie das WWW in den 1990ern. +++
Neues Projekt für FinTech Sandbox in Österreich
Demnächst wird Riddle & Code in Österreich ein eigenes Produkt für die Finanzwelt entwickeln. Das Finanzministerium ht eine FinTech Sandbox entwickelt und demnächst können dort die ersten Unternehmen innovative Finanz-Produkte am echten Markt testen – unter den wachsamen Augen der Finanzmarktaufsicht. Die Details zu dieser Regulatory Sandbox sind noch nicht bekannt und auch Riddle & Code hält sich zu dem Thema noch bedeckt.
+++ Regulierung: Österreich ist eines der ersten EU-Länder mit Ausnahmen für FinTechs +++