Ripple: Blockchain der Banken und ideologischer Bitcoin-Konkurrent
Es war mysteriös. Plötzlich schoss der Preis für Ripples Kryptowährung XRP am 24. August um 70 Prozent in die Höhe und zog viele neugierige Blick auf sich. Was war los beim Fintech mit dem schlechten Ruf und dem Anspruch, Blockchain und Banken miteinander zu versöhnen?
Ripple: Anders als die anderen
Einziges Blockchain-Banken-Netzwerk
Heute sendet die Welt mehr als 155 Billionen Dollar über die Landesgrenzen hinweg. Dennoch ist die zugrunde liegende Infrastruktur fehlerhaft. Die Transaktionen kosten die Banken zwischen zwei und drei Prozent der Summe. Bei milliardenschweren Schuldverschreibungen wie sie heute gang und gebe sind, ein enormer Kostenfaktor. Ripple hingegen bietet die Möglichkeit, Geld weltweit und widerstandslos über die Blockchain zu versenden für unter einem Dollar Cent pro Transaktion.
Die Kosten werden über XRP abgewickelt, die wie eine Briefmarke die Zugehörigkeit des Datensatzes zum Ripple-Netzwerk bestätigen, also als eine Art Spamschutz fungieren. Ripple-CTO Stefan Thomas (übrigens Österreicher): „Finanzinstitute können mit RippleNet ihre Kundenzahlungen mit nur einer Schnittstelle sofort, zuverlässig und kostengünstig umsetzen.“ Laut Website ist Ripple “das einzige Blockchain-Banken-Netzwerk mit definierten Regeln, Standards und Führungsstrukturen für grenzüberschreitende Zahlungen.”
Datenbank für Schuldscheine
Die Ripple-Blockchain ist eine Art Datenbank, auf der die Schuldscheine (IOUs) gespeichert sind, die Banken sich gegenseitig ausstellen. Der Konsens-Ledger des Unternehmens kann 1.500 Transaktionen pro Sekunde verwalten und internationale Überweisungen binnen Sekunden verifizieren – ebensoviele wie etwa das Visa-Netzwerk. Der Ledger steht im Kontrast zum gängigen „Proof of work“-System von Bitcoin. Er basiert auf dem Vertrauen der Institute untereinander. Damit steht das Fintech in direkter Konkurrenz zu der Organisation Swift, die den Zahlungsverkehr zwischen 11.000 Bankhäusern weltweit regelt.
Vollendeter Pragmatismus
Ripple vereint die effektive Bitcoin-Technologie mit dem Pragmatismus, dass sich die Banken durchsetzen werden. Das zeigt auch die Liste der Kooperationspartner: Neben UniCredit, UBS, Bank of America, Santander und Merrill Lynch sind 47 japanische Banken an Bord, die Ripple bereits implementiert haben. „Wir sind das einzige Unternehmen mit echten Kunden, während unsere Konkurrenz noch im Sandkasten spielt. Ein „Proof of Concept“ ist noch lange kein Business Modell“, sagte CEO Bran Garlinhouse.
Nach der letzten Ausbaustufe soll Ripple ein Peer-to-Peer-Zahlungsverfahren und ein eigener Devisenmarkt sein. Dabei grenzt Ripple Fiat-Währungen nicht aus, sondern bindet sie ein. Jede beliebige Währung wird unterstützt. Das dezentrale Bitcoin-System wird auf alle Währungen ausgedehnt.
Was kann die eigene Währung XRP?
Die Gründer erzeugten 100 Milliarden Coins (XRP) und übertrugen 80 Prozent davon an die gewinnorientierte Gesellschaft Ripple Labs, die von zahlreichen VCs (u.a. Andreessen Horowitz und Google Venture) im September 2016 mit 55 Millionen Dollar ausgestattet wurde. 55 Milliarden XRP sollen an die kooperierenden Banken verteilt werden. Die restlichen 25 Milliarden XRP wurden vom Unternehmen selbst einbehalten. Ripple Labs setzt also voll auf den steigenden Wert der eigenen Währung. Die Firma betreibt die Server, entwickelt das Protokoll und geht die Kooperationen mit den Banken ein.
Swell-Konferenz unterstreicht Anspruch
Ein Grund für den raketenhaften Anstieg Ende August war auch die simple Ankündigung zweier Keynote-Speaker auf dem hauseigenen Twitter-Account zu der „Swell“-Konferenz, die zwischen dem 16. und 18. Oktober in Toronto stattfinden wird. Dr. Ben Bernanke, seines Zeichens ehemaliger US-Notenbankchef und aktuell Berater beim Hedgefonds Citadell, und der britische Physiker und Informatiker Sir Timothy John Berners-Lee, Erfinder von HTML und der der Begründer des World Wide Web, werden in Toronto auftreten. Die Konferenz findet am gleichen Wochenende statt wie die Sibos-Konferenz von Swift – garantiert kein Zufall.