Robin: So wird das Bauprojekt zum „nachhaltigsten Workspace der Stadt“
„Kathedrale-artig“: So bezeichnet Gerhard-Emanuel Rieger, Projektleiter bei Soravia, den Bürogebäudekomplex Robin, der im Sommer 2024 fertig werden und zum „nachhaltigsten Workspace der Stadt“ werden soll. Und tatsächlich: Die hohen Decken und Fenster des Gebäudes in der Seestadt Aspern, deren Baustelle wir am Mittwoch besichtigen konnten, erinnern wirklich an eine Kathedrale. Doch Robin soll keineswegs altertümlich sein, vielmehr sollen ausgeklügelte Architektur und modernste Sensortechnologie dafür sorgen, dass der Workspace völlig ohne Heizung, Kühlung und Lüftung auskommen wird (wir berichteten).
2226-Prinzip: Bürogebäude ROBIN kommt ohne Heizung, Kühlung und Lüftung aus
„2226-Prinzip“ verzichtet auf Heizung und Kühlung
An der Baustelle in der Seestadt herrscht reges Treiben, immerhin ist noch viel zu tun. Zwar hat das aus drei Bürogebäuden bestehende Projekt nun, elf Monate nach dem Spatenstich, die Dachgleiche erreicht, doch die Mauern sind zu diesem Zeitpunkt noch kahl. Es ist jedoch nicht schwer, sich die fertige Version vorzustellen, vor allem wegen der ersten eingebauten Fenster. Deren Rahmen sind teilweise bereits mit Lärchenholz verkleidet. Sie verfügen auch über eigene Lüftungsflügel, die sich bereits elektronisch öffnen lassen. Die Fenster sollen ein fundamentales Element in der nachhaltigen Struktur der Gebäude sein.
Bei Robin kommt das sogenannte „2226-Prinzip“ zum Einsatz, bei dem durch einen Mix aus architektonischen Maßnahmen und cleverer Gebäudesteuerung die Temperaturen im Bürokomplex stets zwischen den namensgebenden 22 und 26 Grad Celsius liegen sollen. Das Vorbild hierfür kam laut Gerhard-Emanuel Rieger aus der Natur: Nämlich vom Termitenhügel.
Gebäudekomplex von Termitenhügel inspiriert
„Bei einem Termitenhügel erzeugen die Termiten Wärme, die wiederum durch Löcher nach oben strömt. Ein Unterdruck sorgt dafür, dass frische und kühle Luft hineinkommt. Ähnlich soll es bei Robin funktionieren. Die Wärme, die Menschen und auch beispielsweise ihre Computer erzeugen, soll die Heizung ersetzen, während eine durch Photovoltaik betriebene Wärmepumpe Kühlung verschafft.“
Massive, 80 cm dicke Außenwände aus Ziegel, dreifach verglaste Holzfenster und moderne Sensortechnologie mit automatisch gesteuerten Lüftungsflügeln sollen all das möglich machen. Das Konzept soll anhand der ausgefeilten Sensortechnik des Gebäudes funktionieren. Hierbei sollen die Fenster smart auf die Wetterbedingungen und die Temperatur sowohl im Gebäude als auch außerhalb reagieren können. Automatisiert steuert das System die Fenster dann so, dass die ideale Raumtemperatur immer beibehalten wird. Selbst auf den CO2-Gehalt in der Luft sollen die Sensoren reagieren und somit dafür sorgen können, dass die Luft immer frisch bleibt.
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Robin soll EU-Taxonomie-konform sein
Laut Projektentwickler Soravia hat Robin jetzt schon die ÖGNB-Gold Vorzertifizierung erhalten und soll auch mit der EU-Taxonomie-konform sein. Soravia kooperiert hier mit der 2226 AG, die sich auf das 2226-Prinzip spezialisiert hat. Dank dieses Prinzips soll der Komplex nicht nur klimafreundlich sein, sondern auch niedrige Betriebskosten vorweisen können. Er soll beim Heizen und Kühlen keinen CO2-Ausstoß erzeugen. Der Gesamt-CO2-Ausstoß sei im systembedingten Betrieb um 40 Prozent niedriger als bei konventionellen Gebäuden.
Die Baustelle von Robin befindet sich auf einer der letzten noch freien Bauflächen im Zentrum der Seestadt Aspern. Die Gesamtnutzungsfläche beträgt rund 10.100 Quadratmeter. Hier sollen topmoderne Büro-, Gastronomie-, Gewerbe- und Shopflächen entstehen. Ein wichtiger Mieter ist jetzt schon mit der Privatuniversität Schloss Seeburg gefunden. Die Forschungseinrichtung will hier im Erdgeschoss ihr Audimax positionieren.
„Neue Benchmark für nachhaltige Immobilien“
„Mit Robin Seestadt setzen wir am Wiener Büromarkt eine neue Benchmark für innovative, nachhaltige, klimafreundliche sowie im gesamten Lebenszyklus kosteneffiziente Immobilienprojektentwicklung. Durch den Einsatz von smarter Software statt wartungsintensiver Hardware reduzieren sich die durchschnittlichen Betriebskosten pro Quadratmeter auf rund drei Euro. Im systembedingten Betrieb fallen keine Energiekosten an. Die Betriebs- und Energiekosten von Robin Gebäuden sind deshalb nur halb so hoch wie bei konventionellen Gebäuden“, erklärt Gerhard-Emanuel Rieger.
Soravia zufolge soll das Konzept auch an anderen Standorten zum Einsatz kommen, nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland. Noch wesentlich herausfordernder wäre es natürlich, das 2226-Prinzip bei Wohnhäusern anzuwenden. Soravia legt den Fokus in dieser Hinsicht zwar ganz auf Workspaces, aber die 2226 AG experimentiert derzeit bereits in diesem Bereich. Im Sommer 2024 soll der Gebäudekomplex fertig werden. Interessierte Unternehmen können sich jetzt noch Flächen in zwei der Gebäude sichern.
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