Rockets & Rendity: Tausende Crowd-Investoren schauen nach Immo-Pleite durch die Finger
Seit letzter Woche ist bekannt, dass die VMF Vermögensverwaltung GmbH Insolvenz anmelden musste. Nun gibt es in Wien einige namhafte Adressen, die der Gruppe zugeordnet werden. Einige davon sind bei Rockets gelistet, einer Crowdinvesting-Plattform für Immobilienprojekte. Für Anleger:innen ist die Situation trist: Sie haben in sogenannte Nachrangdarlehen investiert – und werden das Geld im Falle weiterer Insolvenzen wohl nicht mehr wiedersehen.
VMF glaubt noch an Rettung
Über die VMF Vermögensverwaltung GmbH, die VMF-Immobilien GmbH und die VMF-Liegenschaft-Besitz GmbH wurde im April am Handelsgericht Wien ein Insolvenzverfahren eröffnet. „Die Insolvenz ist durch die Marktlage verursacht worden. Durch die Anhebung der Leitzinsen kam es zu einer massiven Verteuerung von Immobilienkrediten. Hinzu kam die Verschärfung der Eigenmittelerfordernisse für Wohnungskäufer, sodass der Verkauf der Wohnungen ins Stocken geriet. Die Zahlungen konnten daher nicht mehr fristenkongruent vorgenommen werden. Infolge von Insolvenzen von Projektgesellschaften wurden zudem Haftungen schlagend und Kredite fällig gestellt“, heißt es in einer Presseaussendung der Rechtsberatung der Gruppe. Ebenso in Insolvenz ist die VKM Holding GmbH. Insgesamt sind bereits fünf Unternehmen der VKM pleite, es drohen weitere Ausfälle.
Das Management der Vermögensverwaltung GmbH habe allerdings die Erwartung, „dass sich die Marktlage wieder verbessern wird“. Weiter heißt es: „Die VMF Vermögensverwaltung GmbH wird daher die Gläubiger um die Zustimmung zur Erstreckung der Zahlungsfristen ersuchen, da davon auszugehen ist, dass bei einem längeren Verwertungszeitraum eine hohe Quote erreicht werden kann. Wenn die Marktpreise wieder die Herstellungskosten erreichen, könnte nach Abdeckung aller Verbindlichkeiten bei der VMF Vermögensverwaltung GmbH ein beträchtlicher Liquidationsüberschuss zu Gunsten der VMF Capital Invest GmbH erzielt werden.“
Anleger:innen mit Nachrangdarlehen
Für einzelne Projekte – und deren Anleger:innen ist das freilich zu spät. Die „Entwicklung Unterer Schreiberweg 47 Immo GmbH“ etwa ist bereits in Insolvenz, der Eintrag bei Rockets lässt sich aber noch aufrufen. Rund 724.000 Euro wurden insgesamt eingesammelt, 547 Investments sind vermerkt. Das ursprüngliche Angebot: 11 Prozent Zinsen bei einer Laufzeit von zwei Jahren. Die Investitionsart: ein qualifiziertes Nachrangdarlehen. Heißt: Im Falle einer Insolvenz bekommen alle anderen Gläubiger ihr Geld vor den Rockets-Anlegern. Als Sicherheit ist übrigens eine „Garantie durch die VMF Capital Invest GmbH & die VKM Liegenschaftsverwaltungs GmbH“ angeführt.
Auf der Homepage von VMF ist das Projekt in den letzten Tagen verschwunden. Rendity äußerte sich gegenüber den Anleger:innen aber durchaus bemerkenswert: Man sei „von unterschiedlichen Quellen“ darüber informiert worden, dass nicht ausgeschlossen werden könne, dass Kapitalgeber der VMF-Gruppe von einem Betrugsfall betroffen sind. Das sei bereits an die WKStA weitergeleitet worden.
„Hohe Priorität“ für Rockets
Wir haben bei Rockets nachgefragt, ob die Probleme bekannt waren. „Rockets wusste bis zum Zeitpunkt der Insolvenzmeldungen nichts über irgendwie geartete Probleme der Firmengruppe VKM bzw. besagter GmbH betreffend. Sämtliche Zahlungen (Zinsen, Rückzahlungen an die Anleger) in Verbindung mit der VKM Unternehmensgruppe sind bis zuletzt stets zuverlässig geleistet worden“, heißt es gegenüber Trending Topics. Es habe für Rockets „hohe Priorität“, den Sachverhalt aufzuklären und die Anleger:innen „dahingehend up to date zu halten“. Dafür stehe man auch im Austausch mit der zuständigen Rechtsvertretung.
Gesammeltes Verfahren
Für die Anleger:innen gibt es auch hier keine guten Nachrichten: „Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Insolvenz der Projektgesellschaft einen Totalausfall für die Anleger:innen mit sich bringt.“ Zu beachten sei allerdings, dass die derzeitige Informationslage zu den Insolvenzverfahren „noch nicht sehr aussagekräftig ist“ und daher noch „keine weiteren genaueren Aussagen angestellt werden“ könnten.
Allerdings will Rockets ein gesammeltes Verfahren anmelden: „In Bezug auf das Sanierungsverfahren der VKM Liegenschaftsverwaltung, welche bei mehreren Projekten eine Garantie abgegeben hat, hat Rockets einen digitalen Prozess entwickelt, welcher es den Anleger:innen ermöglicht, ihre Forderungen an Rockets abzutreten, sodass diese gesammelt im Verfahren angemeldet werden können. Auf diese Weise möchte Rockets die Crowd unterstützen und mit einer höheren Gesamtforderung (im Vergleich zu vielen kleineren Einzel-Investments) eine gewichtigere Stimme im Verfahren einnehmen.“
Projekte nicht mehr auffindbar
Zuletzt waren einige Projekte von VMF bei Rockets gelistet, größtenteils in Wien, etwa in der Linzerstraße, Mittersteig und am genannten Schreiberweg. In Graz gibt es ein Projekt in der Feuerbachgasse. Über etwaige Finanzprobleme ist bei diesen Projekten noch nichts bekannt, VMF führt auf der eigenen Homepage allerdings keine „aktuellen Projekte“ mehr. Es ist allerdings auch noch kein Eintrag bei Kreditschutzverband und Kreditorenverband auffindbar. Bei VMF war für Trending Topics vorerst niemand erreichbar.
Wie es mit den Projekten weitergeht, ist auch für Rockets noch nicht klar: „Rockets hat mehrere VKM-Projekte finanziert, weshalb diese Frage nicht allgemeingültig beantwortet werden kann. Bei im Konkurs befindlichen Projektgesellschaften dürfen wir darauf hinweisen, dass Garantien seitens Konzerngesellschaften abgegeben wurden. Hierzu wird es in den nächsten Wochen konkrete Informationen für die Anleger:innen geben. Jene Projekte, die nicht direkt von einer Insolvenz betroffen sind, haben weiterhin entsprechend des jeweiligen Darlehensvertrags Bestand und sollen laut Aussage der Schuldnervertreter ordnungsgemäß abgeschlossen werden.“
Update: Der Part mit Rendity wurde um neue Informationen ergänzt (08.05).