Rot-Weiß-Rot-Karte: Dann richtet’s sich der Markt halt selber…
Hochqualifizierte Arbeitskräfte aus dem Nicht-EU-Ausland einfacher nach Österreich holen zu können – das war das Ziel bei Neuerungen der Rot-Weiß-Rot-Karte (RWR), die 2020 mit den Stimmen von ÖVP, Grünen und den NEOS beschlossen wurden. SPÖ und FPÖ stimmten damals dagegen – aus Furcht, die ausländischen Talente könnten den Österreicher:innen die Arbeitsplätze strittig machen.
Passiert ist beides nicht. Weder kann die RWR-Karte als Erfolg verbucht werden, noch haben sich die Befürchtungen um den Arbeitsmarkt bestätigt. Die Realität zeigt: Firmen müssen enormen Aufwand betreiben, um internationale Fachkräfte zu sich zu holen, die RWR-Karte hat das nicht vereinfacht. Und der Arbeitsmarkt? Je nach Datenlage suchen österreichische Firmen aktuell zwischen 24.000 und 60.000 Fachkräfte in der IT. Die 4.000 bis 5.000 RWR-Karten, die pro Jahr ausgegeben werden, fallen da kaum ins Gewicht (mehr dazu hier).
Wiener Startup WorkInEurope verhilft zur schnellen Rot-Weiß-Rot-Karte
Neue Initiativen am Start
Trotz Scale-up-Boom und stetigen Hinweisen von Gründer:innen, dass es ähnlich wie in vielen anderen Ländern (Großbritannien, Skandinavien etc. zeigen es vor) endlich smartere Zuwanderung geben sollte, macht die Politik bis dato keine Anstalten, Änderungen bei der RWR-Karte anzudenken.
Was passiert also? Der Markt richtet es sich selber. Mit Anfang 2022 sind bereits zwei neue Projekte bzw. Firmen an den Start gegangen, die das leidige Prozedere der RWR-Karte für Scale-ups erledigen. Startup-Anwalt Christof Strasser brachte 42migration an den Start und verspricht die Erledigung der RWR-Karte zum Fixpreis von 1.000 Euro. Das Wiener Startup WorkInEurope geht noch einen Schritt weiter und bietet gar Packages ab dem Preis von 499 Euro an. Auch der Hinweis auf die Austrian Business Agency ist wichtig: Dort gibt es kostenlose Hilfe bzw. der RWR-Karte.
42migration: Startup-Anwalt besorgt RWR-Karten für internationale Fachkräfte zum Fixpreis
In anderen Bereichen ist es oft so, dass der Staat Marktversagen ausgleichen muss – etwa, wenn Frauenquoten eingeführt werden oder öffentliche Stellen mit Förderungen dort eingreifen, wo es zu wenig Kapital gibt. Im Bereich der qualifizierten Zuwanderung ist es nun umgekehrt. Da versucht jetzt der Markt ein misslungenes Gesetz durch neue Services auszugleichen.