Round2 Capital: Frische zehn Millionen Euro für „Revenue based Financing“
Wer Investoren an Bord holt, holt sie auch in den Cap Table – oder? Nicht zwingend. Die Wiener Investmentfirma Round2 Capital hat sich auf so genanntes „Revenue based Financing“ spezialisiert. Das Team rund um Gründer Christian Czernich und Jan Hillered nimmt keine Firmenanteile, sondern beteiligt sich lieber an den Umsätzen von Startups im Gegenzug für das Investment.
Um das Geschäftsmodell weiter zu verfolgen, hat Round2 Capital nun weitere etwa zehn Millionen Euro bei seinen Investoren eingesammelt. Was man mit dem frischen Kapital vorhat und wie „Revenue based Financing“ in der Praxis funktioniert, erläutert Partner Stefan Nagel im Interview.
Trending Topics: Round2 hat angekündigt, Fundraising komplettiert zu haben, nun seien 30 Mio. Euro an Assets under Management. Was bedeutet das genau? Wie viel Geld ist frisch dazu gekommen?
Stefan Nagel: Round2 hat mit der letzten Fundraising Runde >10 Millionen Euro an zusätzlichen Kapital mobilisiert. Wir planen eine weitere Runde im nächsten Jahr, da wir eine stetig steigende Nachfrage für unser Investitionsmodell sehen.
Wer sind wiederum die Investoren von Round2 Capital?
Die Investoren im Evergreen Fund der Round2 sind große österreichische und europäische Family Offices und Privatpersonen (auch HNWI – High net worth individuals). Die Investoren haben in den meisten Fällen einen Unternehmerhintergrund und verstehen insbesondere die Vorteile von Revenue-Based Finance für Gründer.
Round2 Capital ist für so genanntes „Revenue based Financing“ bekannt geworden. Wie funktioniert das im Unterschied zum klassischen VC?
Im Unterschied zum klassischen VC werden im Gegenzug zum Investment keine Unternehmensanteile erworben sondern eine Beteiligung am Umsatz. Das stellt für die Gründer einen klaren Vorteil im Sinne der Verwässerung da um für etwaige spätere Runden noch genügend Anteile zur Verfügung zu haben. Optimalerweise benötigen die von uns finanzierten Unternehmen aber gar keine großen weiteren Finanzierungen, sondern können die Skalierung komplett mit unserem Produkt abbilden.
Ein wesentlicher Unterschied ist die Geschwindigkeit, mit der wir Finanzierungen auf die Beine stellen können. Während VC-Transaktionen sich vor allem wegen Verhandlungen zu Bewertung und Governance in die Länge ziehen, ist das für uns Modell nicht relevant. Wenn die Parameter für beide Parteien stimmen, kann aus unserer Sicht innerhalb von 4 bis 6 Wochen eine Transaktion stattfinden.
Welches Problem löst dieses Modell?
Der Zugang zu herkömmlichen Bankenfinanzierungen ist für die meisten jungen Firmen schlichtweg unmöglich. Entweder es stimmt die Bonität nicht oder die Banken haben keine Lösung um Ihre Finanzierung zu besichern. Auf der anderen Seite warten die VC´s nur darauf möglichst früh möglichst viele Anteile zu erwerben und die Gründer werden mit jeder Finanzierungsrunde weiter verwässert. RBF bietet deshalb eine tolle Alternative zu beiden Produkten. Darüberhinaus sind wir mit unserem Modell nicht auf einen Exit angewiesen, sondern können auch Unternehmensentwicklungen unterstützen die auf langfristiges und nachhaltiges Wachstum ausgerichtet sind.
Da wir unser Investment über monatliche Revenue Shares zurückbezahlt bekommen, gibt es im Gegensatz zu klassischer Kreditfinanzierung keine fixen Rückzahlungsraten. Wir stellen hier auf den monatlichen Umsatz ab und machen somit die komplette Achterbahnfahrt der Umsätze mit. Gibt es hohe Umsätze fließt mehr Revenue Share an uns zurück – geht es der Firma mal nicht so gut oder gibt es einfach ein klassisches Loch für 1-2 Monate im Jahr, dann fließt weniger Revenue Share an uns zurück. Damit können wir unsere Portfoliofirmen nie in Zahlungsschwierigkeiten bringen da sich die Zahlungen an uns komplett organisch ergeben.
Welche Firmen kommen für Round2 in Frage?
Prinzipiell sehen wir die unterschiedlichsten Business-Modelle in verschiedenen Nischen und Märkten. Grundlegend braucht es natürlich eine gewisse Höhe an Umsätzen, dass revenue-based Finance funktionieren kann – für uns ist hier die Grenze bei EUR 1m annualisiertem Umsatz, damit wir Investmenttickets in sinnvoller Höhe machen können. Besonders wohl fühlen wir uns mit Firmen um B2B Bereich die sich auf SaaS Lösungen jeglicher Art spezialisiert haben.
Dadurch generiert die Firma im Regelfall Recurring Revenues und hat ein Business Modell, dass relativ gut planbar ist. Also sind Begriffe wie B2B, SaaS und bootstrapped natürlich Musik für unsere Ohren. Grundsätzlich können wir aber mit unserem Investmentansatz relativ Industrie- und Business-Model-agnostisch agieren. Geografisch fokussieren wir uns auf die DACH-Region sowie auf Skandinavien. Opportunistisch schauen wir uns Transaktionen im breiteren EU-Markt an, um in Zukunft weitere Länder mit unserem Portfolio zu erschließen.
Wie funktioniert ein Investment seitens Round2 Capital? Wenn kein Equity genommen wird, wie wird die Finanzierung dargestellt? Als Darlehen?
Wie schon erwähnt erhalten wir eine Umsatzbeteiligung im Gegenzug zu unserem Investment. Das Ganze wird als Nachrangdarlehen abgebildet. Unser Investment fließet dann monatlich über die Revenue-Share-Zahlungen an uns zurück. Das passiert solange, bis wir ein Cap (ein Multiple) erreicht haben, auf welches wir uns mit der Firma geeinigt haben. Meistens liegen diese Caps zwischen 1,35x und 2,00x des Investments. Der Revenue Share liegt meistens zwischen 3 bis 5 Prozent der monatlichen Umsätze.
Wir haben ein Interesse daran, mit den Firmen längerfristig zu arbeiten, weswegen wir unsere Finanzierung auf 4 bis 6 Jahre auslegen. Die Portfolio-Firmen haben aber auch stets die Möglichkeit, die Finanzierung zu beenden. Wir sind damit sehr flexibel und transparent, gerade für junge Firmen ein wichtiger Punkt, wenn es um Finanzierung geht.
Welche Startups wurden bereits erfolgreich auf diese Weise finanziert? Gibt es ein Erfolgsbeispiel?
Die Round2 hat seit Beginn 2017 nun 13 Investments getätigt. Wir sind in allen unserer Märkte somit mehrfach vertreten und lesen eigentlich überall den nachhaltigen Effekt unserer Finanzierung aus den Zahlen heraus. Besonders hervorzuheben ist momentan Myra Security in München, eine junge Firma die sich auf „Security as a Service“ spezialisiert hat und Kunden wie die EZB und etliche deutsche Ministerien vorweisen kann. Grundsätzlich haben sich alle unsere Portfolio-Firmen auch durch Corona hindurch gut entwickelt beziehungsweise keine großen Probleme gehabt.