Round2 Capital: Neuer Fonds aus Wien nimmt für Investments keine Anteile
Seit vergangenem Jahr gibt es in Österreich einen ungewöhnlichen Investment-Fonds. Round2 Capital investiert nicht wie andere heimische Fonds in möglichst frühphasige Firmen, sondern in gesetzte Startups, die auf der Suche nach Wachstumskapital sind. Der Fonds setzt sich auch durch das Beteiligungsmodell von anderen Investoren ab: Ein meist höherer sechsstelliger Betrag wird als Nachrangdarlehen zur Verfügung gestellt, Anteile nimmt Round2 keine.
Stattdessen beteiligt das Startup die Investoren an den Umsätzen. Und zwar „so lange, bis ein gewisser vorher vereinbarter Betrag an uns zurückgeflossen ist“, erklärt Christian Czernich, der den neuen Fonds gemeinsam mit Jan Hillered und Isabella Hermann-Schön ins Leben gerufen hat, im Gespräch mit Trending Topics. Die Investoren erwarten sich dadurch in einem Zeitraum von eineinhalb bis sechs Jahren das 1,35-Fache bis 2,15-Fache des Finanzierungsbetrags.
Erstes Investment in Schweden
Dementsprechend geht es um Startups, die bereits gute Umsätze generieren und schon ein paar Jahre alt sind. Die ersten drei Investments wurden gerade abgeschlossen. Unter anderem mit dem schwedischen Jungunternehmen Shortcut Labs AB über 600.000 Euro. Das Startup hat sein erstes Produkt bereits 2014 auf den Markt gebracht und bietet unter dem Titel „Flic“ kleine Druckknöpfe an, die einen beliebigen digitalen Vorgang auslösen können. Ein Druck auf einen Flic Button kann zum Beispiel einen bestimmten Radiosender auf einem smarten Lautsprecher abspielen, ein bestimmtes Produkt in einem Online-Shop nachbestellen oder eine smarte Lampe einschalten. Die Buttons werden in einem Online Shop direkt an Endkunden verkauft. Das wesentliche Wachstum kommt aber über ein B2B-Angebot an größere Unternehmen, die für ihre Dienstleistung oder ihr Produkt maßgeschneiderte Flic Buttons anbieten können.
Keine Anteile, kein Exit-Druck
„Wir helfen Unternehmen in einem Stadium vor einer Series A oder Series B Finanzierung, die noch zu klein sind für einen Bankkredit“, sagt Czernich. Für Startups ergeben sich dadurch viele Vorteile, meint der M&A-Experte, der unter anderem in Stanford, Stockholm und Wien auch wissenschaftlich tätig ist. Einerseits werde durch das Round2-Kapital vor einer klassischen Investmentrunde die Bewertung erhöht. Andererseits müssen die Gründer keine Anteile abgeben und haben somit durch Round2 keinen Exit-Druck.
„Das ermöglicht uns Unternehmern, Risikokapital aufzunehmen, ohne die Eigentümerstruktur zu verwässern und zwar zu Konditionen, die attraktiver sind als bei anderen alternativen Finanzierungsformen“, so Elin Härén, CEO von Shortcut Labs. „Wir revolutionieren die Wachstumsfinanzierung von Unternehmen“, sagt Czernich nicht ohne Stolz. Das Geld kommt von den drei Gründern und weiteren Partnern, die in den Fonds eingezahlt haben – darunter laut Round2 zwei bekannte Unternehmerfamilien.
Bis Jahresende auch ein bis zwei Investments in Österreich
Dass der Wiener Fonds zuerst in ein schwedisches Startup investiert, hat damit zu tun, dass Round2 in Stockholm gerade neben Wien und Berlin eine weitere Niederlassung aufbaut: Czernich lebt in der schwedischen Hauptstadt und Hillered kommt ursprünglich von dort und ist nach Wien gezogen. Von den drei bereits abgeschlossenen Investments sind zwei aus Schweden und eines aus Deutschland. Bis Ende des Jahres sollen noch etwa fünf Investments hinzukommen – ein bis zwei davon werden laut Czernich vermutlich aus Österreich sein. Wenn alles läuft wie geplant, will Round2 Capital jedes Monat ein Investment abschließen. Der Fokus liege dabei auf Startups in der Wachstumsphase in den Bereichen HealthTech, Agriculture/Food, Construction/Infrastructure und FinTech/InsurTech.