Runtastic-Gründer: „30 Mio. Euro in Startups und Startup-Fonds reinvestiert“
Die Schließung der Runtastic-Standorte in Linz, Wien und Salzburg bis Mitte 2025, die etwa 170 Mitarbeiter:innen der Adidas-Tochter den Job kosten werden, hat vergangene Woche für Aufregung in Österreich gesorgt (Trending Topics berichtete). Weil ihm die Berichterstattung rund um die Adidas-Entscheidung zu negativ gewesen sei und seine Statements oft aus dem Kontext gerissen würden, meldet sich der ehemalige Runtastic-CEO und Mitgründer Florian Gschwandtner nun in seinem eigenen Podcast „BTM“ zu der Causa zu Wort.
Die Schließungen seien „für manche erwartet, für manche nicht“ gekommen, so Gschwandtner in dem Podcast, den er gemeinsam mit Martin Kaswurm veröffentlicht. Auch wenn die Standorte in Österreich durch Adidas, das Runtastic 2015 um 220 Mio. Euro kaufte, geschlossen werden würden, er sei „ein Leben lang stolz“ auf das von ihm mitgegründete Unternehmen. Die Übernahme damals sei ein „Blueprint“ in der europäischen Startup-Szene für die Übernahme durch ein Corporate geworden.
Um die Mitarbeiter:innen von Runtastic würde er sich keine Sorgen machen, viele in Österreich ansässige Tech-Unternehmen wie Loxone, Tractive oder Dynatrace hätten bereits angekündigt, Talente übernehmen zu wollen.
Beitrag zum E-Commerce von Adidas
Man hätte sich 2015 bewusst für Adidas entschieden, es hätte auch Angebote bis zu 50 Mio. Euro höher gegeben. Für Adidas sei der Zugang zur Runtastic-Zielgruppe wichtig gewesen – unter anderem, weil der „Average Order Value“ höher bei einem Nutzer der App gewesen sei – und Adidas damals ambitionierte E-Commerce-Ziele verfolgt. 2020 wollte Adidas 4 Mrd. Euro E-Commerce-Umsatz erreichen, ein „relevanter Teil“ davon hätte Runtastic beigetragen. Zu 100 Prozent ist Gschwandtner aber wohl nicht mit der Adidas-Strategie einverstanden gewesen ist. „Hätte ich das alles so gemacht, Fragezeichen“, sagt er im Podcast.
Bis Ende 2018 habe es bei Runtastic keine Veränderungen gegeben, danach hat es „natürlich eine Integration gegeben, da wurde angeglichen“, aber viele Mitarbeiter:innen hätten damals gehaltstechnisch eher gewonnen als verloren, so Gschwandtner. Dass es dann 2021 zu einer ersten Kündigungswelle gekommen war, sei kein spezifisches Adidas-Problem gewesen, damals gab es in Folge der COVID-Pandemie sehr große Kündigungswellen in der gesamten globalen Tech-Branche.
Rückflüsse ins Startup-Ökosystem
Bekannt ist auch, dass Gschwandtner und seine Runtastic-Mitgründer selbst bzw. über ihre gemeinsame Investment-Firma 8eyes zahlreiche Investments getätigt haben. Im Portfolio sind etwa TeamEcho, Credi2, Storyclash, Mimo, Ohana oder hello again, auch Fonds von Speedinvest, Fund F oder Push Ventures wurden mitfinanziert.
Gschwandtner gibt Einblicke: Die Runtastic-Founder hätten „über 30 Mio. Euro in Startups und Startup-Fonds in Österreich und Deutschland reinvestiert“. So hätte man dazu beigetragen, dass ungefähr 1.000 Jobs in Österreich geschaffen wurden. Außerdem gäbe es zumindest 24 ehemalige Mitarbeiter:innen, die nach Runtastic eigene Firmen und Startups gegründet haben.
„Ich bin Multimillionär geworden und stolz drauf“, so Gschwandtner. Runtastic sei ein Erfolgsbeispiel für Österreich, das viele junge Menschen dazu inspirieren könne, ebenfalls zu gründen, um aus dem „Hamsterrad“ auszubrechen. „Ich werde noch viele Millionen verdienen. Dafür investiere ich, dafür arbeite ich, dafür nehme ich Risiko.“