Saphenus entwickelt eine Prothese, mit der Patienten amputierte Gliedmaßen fühlen können
Wenn man mit einer Beinprothese fühlen könnte, wäre das im Alltag eine große Erleichterung. „Radfahren wäre da wieder leicht möglich, oder Klettern oder einfach das Erkennen einer Gehsteigkante“, erklärt Rainer Schultheis. Sein Startup Saphenus Med will genau das ermöglichen. Die Prothese, die das Startup entwickelt, stimuliert die Nerven am Stumpf und ermöglicht so einem Prothesenträger, seinen verlorenen Fuß wieder zu fühlen. „So kann man auch Phantomschmerzen nachhaltig bekämpfen“, sagt Schultheis. Mit dieser Idee hat Schultheis die Jury der #glaubandich-Challenge in Niederösterreich überzeugt und zieht am 25. Juni in Wien ins Finale des Startup-Wettbewerbs ein.
Schmerzmittel oder Virtual Reality
Phantomschmerzen entstehen nach der Amputation an der Stelle der nun fehlenden Gliedmaßen. Die Ursachen sind nach wie vor nicht restlos geklärt und behandelt wird Phantomschmerz entweder über klassische Schmerztherapie, oder über die sogenannte Spiegeltherapie. Bei letzterer Methode wird dem Patienten visuell vorgespielt, Hand oder Fuß währen noch vorhanden. Die Spiegeltherapie wird mittlerweile auch in Virtual-Reality-Anwendungen umgesetzt.
Von der gedankengesteuerten zur fühlenden Prothese
Die Technologie von Saphenus ist also der erste Ansatz, Phantomschmerzen direkt an der Prothese zu behandeln. Erfunden wurde die Technologie von dem Medizintechniker und Professor an der FH Oberösterreich, Hubert Egger. Er hat schon vor etwa zehn Jahren die erste gedankengesteuerte Prothese entwickelt und diese als Ausgangspunkt genommen, Betroffenen auch das Gefühl in den verlorenen Gliedmaßen zurückzugeben. „Das geschieht über bionische Prothetik“, erklärt Schultheis,“bei der die Nerven am Stumpf des verlorenen Arms oder Fußes direkt angesteuert werden“.
Olympiasieger Innauer als Business Angel
2016 hat Schultheis die Saphenus Medical Technology GmbH gegründet und versucht nun, Eggers Erfindung gemeinsam mit Konstrukteuren und Business Angel Toni Innauer zu einem Produkt zu entwickeln. Egger steht dem Unternehmen als scientific advisor beratend bei. Dem ehemaligen Skispringer und Olympiasieger Innauer sei es wichtig gewesen, HighTech-Prothesen durch einen günstigsten Preis möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen, erklärt Schultheis das Engagement des ehemaligen Profisportlers. Der soziale Aspekt des Unternehmens ist auch dem Gründer selbst sehr wichtig.
Regulatorischer Hürdenlauf
Als MedTech-Startup steht Saphenus allerdings noch ganz am Anfang. Zunächst geht es jetzt darum, alle regulatorischen Anforderungen zu erfüllen und Patente einzureichen. „Durch die neue EU-Medizintechnik-Verordnung ist dieser Prozess viel schwieriger geworden“, sagt Schultheis. Ist diese Hürde genommen, will Saphenus einen Prototypen entwickeln, klinische Studien durchführen und Produktionspartner finden. Bis die „fühlende Prothese“ am Markt ist, wird es also noch ein paar Jahre dauern. Schultheis: „Der Zulassungsprozess für Medizinprodukte ist sehr langwierig, hat aber den Vorteil, dass man nicht so leicht kopiert werden kann“.