Saubermacher: Recycling und Mülltrennung soll mit IoT-Sensoren verbessert werden
Wenn du deine Freunde fragst, was sie zum Umweltschutz beitragen, werden die meisten sicher sagen: Ich trenne Müll. Österreich liegt bei der Hausmüll-Menge mit 570 Kilogramm pro Person und Jahr deutlich über dem EU-Schnitt (487 kg), doch abfallwirtschaftlich zählt unser Land immerhin international zu den Vorreitern. Beim Recycling von Papier, Glas und Metall liegt Österreich gut, beim Recycling von Plastik hinkt das Land aber hinter den von der EU bis 2025 vorgegebenen Quoten noch deutlich hinterher.
So weit zu den Rahmenbedingungen. “Die Leute zu motivieren, noch mehr Müll zu trennen, stößt an die Grenzen”, sagt Hans Roth, Gründer des steirischen Recycling-Spezialisten Saubermacher, der im „Global Real Estate Sustainability Benchmark“ (GRESB) kürzlich zur nachhaltigsten Entsorgungsunternehmen der Welt gekürt wurde. Um die Ziele der EU hinsichtlich Kreislaufwirtschaft zu erreichen, muss künftig Müll noch besser und effizienter getrennt werden.
Und dabei sollen künftig Sensoren ins Spiel kommen. Saubermacher hat dafür zwei Projekte in Niederösterreich gestartet. „Die EU-Kreislaufwirtschaftsziele geben vor, dass Österreich insgesamt 500.000 Tonnen mehr Abfälle recyceln muss“, so Roth. “Wir wollen beweisen, dass wir Abfall durch Digitalisierung reduzieren können.”
Sensor ANDI im Altglas-Container
Projekt 1 findet in Bezirk Horn statt und dreht sich um den Hightech-Sensor ANDI (kurz für „Automatisch, Nachhaltig, Digital, Innovativ“), der gemeinsam mit dem steirischen Startup SLOC entwickelt wurde. ANDI misst mittels Ultraschal den Füllstand von Sammelbehältern für Altglas und sendet die Daten via NarrowBand IoT von Magenta Telekom an die Zentrale. So sollen dynamische, bedarfsgerechte Touren zur optimalen Entleerung für die LKWs ermöglicht werden, was wiederum dabei hilft, Emissionen einzusparen. “Wir können so rund 20 Prozent CO2 einsparen”, so Ralf Mittermayr, Vorstandsvorsitzender bei Saubermacher.
Partner des Testprojekts mit den ANDI-Sensoren sind die Austria Recycling GmbH und der Gemeindeverband Horn für Abfallwirtschaft und Abgaben. Für den Testlauf wurden 600 Sensoren in rund 300 Behältern verbaut, das Projekt läuft noch bis März 2020. Dann sollen erste Ergebnisse veröffentlicht werden. Bei Erfolg ist die Systematik neben Altglas auch auf andere Bereiche wie Elektroaltgeräte oder die Altkleidersammlung umlegbar.
Wertstoff-Scanner liefert Bürgern Feedback
Das zweite Projekt ist ein Wertstoff-Scanner, der in Müllsammelfahrzeugen installiert werden kann. Der Scanner, der gemeinsam mit TU Graz und Joanneum Research entwickelt wurde, kann mit Hilfe von Multispektral-Kameras erkennen, ob sich Glas oder Kunststoffe im Restmüll befinden. Für Datenschützer gibt es gleich Entwarnung: Der Scanner kann nicht erkennen, welche Produkte welcher Marke weggeworfen wurden, auch sollen die Scan-Daten nicht mit Adresszuordnung gespeichert werden. Die Daten werden auch bei diesem Projekt, das Gemeinden bei Tulln getestet wird, über das IoT-Netz von Magenta Telekom übertragen.
Und diese Daten, wo welche Art von Müll entsorgt wird, sollen Bürger künftig einsehen können und so Feedback erhalten, ob sie auch richtig Müll trennen. Magenta Telekom hat dafür ein digitales schwarzes Brett für Mehrparteienhäuser und öffentliche Einrichtungen entwickelt, in dem man einsehen kann, wie die Trennquote bzw. wie viel Prozent Fehlwürfe es beim Restmüll gegeben hat. Via dem digitalen schwarzen Brett, aber auch per SMS, App, oder E-Mail sollen teilnehmende Hausverwaltungen, Einrichtungen und Bürger Feedback in Echtzeit zur Trennqualität (z.B. mit Smileys) bekommen. Das digitale schwarze Brett startet dieses Jahr als Pilotprojekt und soll nächstes Jahr ausgerollt werden.
Ziel ist, durch das Feedback eine bessere Mülltrennung zu erreichen – denn die Restmülltonne ist die teuerste Tonne in der Entsorgung, heißt es seitens Saubermacher. “Je weniger Fehlwürfe in der schwarzen Tonne, desto weniger CO2 wird erzeugt”, so Mittermayr. Der Wertstoff-Scanner nächstes Jahr marktreif sein, derzeit befindet sich Saubermacher in Abstimmung mit weiteren Kommunen über den künftigen Einsatz.