EU-Kommission will Schienenverkehr in Europa verdreifachen
Rund 20 Millionen Tonnen CO2 hat der österreichische Verkehr , laut dem Verkehrsclub Österreich, 2020 verursacht. Damit schaffte der Sektor es aufgrund der Pandemie unter dem Klimaschutzziel von höchstens 21,7 Millionen emittierten CO2-Tonnen für 2020 zu bleiben. Um das Pariser Klimaabkommen 2030 zu erfüllen, reicht das allerdings noch nicht. Auch im Jahr 2020 war der Treibstoffverbrauch mit rund 8,7 Milliarden Liter laut dem der Verkehrsclub Österreich weiterhin rund eine Milliarde Liter höher als im Jahr 2000. Somit können auch mit diesen Zahlen die Pariser Ziele nicht erreicht werden.
Auch deshalb plant Österreichs Regierung die nachhaltige Mobilität weiter zu fördern. Mit rund 18,2 Milliarden Euro, soll der Schienenverkehr der teilstaatlichen Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) in den nächsten sechs Jahren ausgebaut werden. Das wurde vom Ministerrat im Zuge des ÖBB-Rahmenplanes 2022-2027 beschlossen, wir berichteten.
Doch nicht nur Österreich, sondern auch die EU sieht Bedarf zu handeln.
Bis 2030 Verdopplung des Schienenverkehrs
Verspätungen und dann ganz knappe Umsteigezeiten, lange Fahrten, hohe Preise und eine komplizierte Fahrkartenbuchung – bisher schreckten noch viele Hindernisse EU-Reisende vom Bahnfahren ab. Im Hinblick auf das Ziel der EU, bis 2050 die Klimaneutralität zu erreichen, ist die Bahn als Personen- und Güterbeförderung jedoch ein wichtiger Faktor. Immerhin entfallen, laut dem Europäischen Parlament, 25 Prozent der Treibhausgasemissionen der EU auf den Verkehr, während der Schienenverkehr jedoch nur 0,4 Prozent der Treibhausgasemissionen verursacht.
Um diesen nun zu fördern, hat die EU-Kommission am Dienstag ihren neuen Schienenverkehr-Aktionsplan vorgelegt. Das vorgegebene Ziel von diesem: bis 2030 soll sich der Hochgeschwindigkeitsverkehr auf den Schienen verdoppeln und bis 2050 sogar verdreifachen.
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Um dies umzusetzen, müssen jedoch noch viele bürokratische Hürden beseitigt werden. Auch die EU erkannte dieses Problem, weshalb sie einige konkrete Vorschläge formulierte, wie das Bahnfahren attraktiver werden soll. Da es oftmals bereits am Ticketkauf scheitert, weil die Bahn entweder deutlich teurer als der alternative Kurzstreckenflug sind oder die Fahrkarten online gar nicht erst erworben werden können, möchte Brüssel den Fahrkartenverkauf durch Gesetze vereinfachen. Zudem sollen die Tickets generell günstiger werden – eventuell auch durch eine EU-weiten Mehrwertsteuerbefreiung für Zugfahrkarten.
Außerdem soll im sogenannten TEN-V, dem europäischen Kernnetz, ab dem Jahr 2030 eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 160 Kilometer pro Stunde erreicht werden, um so die Reisedauer zu verkürzen.
Mit diesen und weiteren Vorschlägen will Brüssel die Emissionen des Verkehrssektor um 90 Prozent senken. Doch um dies zu erreichen, ist nun schnelles Handeln gefragt. Bis die EU Kommission und das Parlament sich auf konkrete Gesetze einigen, kann es gut und gerne schonmal zwei Jahren dauern.
ÖBB: 18,2 Mrd. Euro bis 2027 für die Transformation des Verkehrs
Greenpeace fordert Kurzstreckenflüge zu verbieten
Die Umweltorganisation Greenpeace begrüßt in einer Aussendung den von der EU-Kommission vorgestellten Aktionsplan. „Mit dem aktuellen Aktionsplan für die Bahn bringt die EU Tempo in Sachen Klimaschutz und erleichtert das umweltfreundliche Reisen”, sagt Greenpeace-Verkehrsexperte Herwig Schuster. Dennoch fordert er mehr für die Verkehrswende zu tun: „Die EU und ihre Mitgliedstaaten müssen beispielsweise Kurzstreckenflüge verbieten, wenn es eine Bahnalternative in unter sechs Stunden gibt,”
Auch die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch sieht in dem von der EU-Kommission vorgelegten Aktionsplan gute Chancen für einen Aufbruch beim europäischen Langstrecken-Bahnverkehr. „Dieser Aktionsplan kann zum Startpunkt für eine europäische Renaissance der Bahn werden“, so Jacob Rohm. Die Organisation lobt dabei vor allem, dass die Kommission für ein schnelles Hochfahren neuer europäischer Zugverbindungen die Anschaffung grenzüberschreitend fahrender Züge voranbringen will. „Umfragen zeigen, dass die Menschen bereit sind, auch auf längeren Strecken die Bahn anstelle des Flugzeugs zu nutzen. Doch dafür brauchen sie gut getaktete und einfach zu buchende internationale Verbindungen zu vernünftigen Preisen“, so Rohm, „Die EU-Kommission hat das verstanden.“