EU-Kommission: Österreich bleibt hinter Klimazielen zurück, EU macht bei SDGs Fortschritte
Die Zeit läuft davon. Es bleiben noch acht Jahre, um die 17 SDGs (Social Development Goals), die die Vereinten Nationen im Jahr 2015 ausgerufen haben, zu erreichen. Die SDGs schreiben sich aber nicht nur NGOs, Politiker und große Unternehmen auf die Fahnen, sondern auch immer mehr Jungunternehmen. Ob Ausbau von Bildung, Sicherung der Ernährung oder Bekämpfung der Klimakrise – auch Startups wollen einen Beitrag leisten.
Dieser Beitrag wird auch weiterhin gebraucht, wie ein aktuell vom statistischen Amt der Europäischen Union, Eurostat, veröffentlichter Beitrag zum Status Quo der SDGs innerhalb der EU zeigt. Dieser wurde parallel zum Frühjahrspaket des Europäischen Semesters 2022 präsentiert.
Gemäß dem Eurostat-Bericht namens „Sustainable development in the European Union — 2022 monitoring report on progress towards the SDGs in an EU context“ hätte die EU in den letzten fünf Jahren, für die Daten verfügbar sind, bei fünf SDGs „erhebliche“ Fortschritte bei der Verwirklichung erzielt und „leichte Fortschritte bei den meisten anderen.“
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SDGs von Pandemie beeinflusst
Den größten Fortschritt orten diese beim SDG 16, also Förderung von Frieden und persönlicher Sicherheit innerhalb der EU und bei der Verbesserung des Zugangs zur Justiz und des Vertrauens in die Institutionen, gefolgt vom SDG 1, Verringerung von Armut und sozialer Ausgrenzung und SDG 8, Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum. Auch beim Erreichen des SDGs 7, sauberer und erschwinglicher Energie und 9, Innovation und Infrastruktur, hätte es „erhebliche Fortschritte gegeben“, gibt die EU-Behörde in einer Aussendung bekannt. Dabei gibt es aber auch Einschränkungen. So würden sich die Daten zum SDG 1, also Verringerung der Armut, teilweise auf die verfügbaren Daten auf die Zeit vor der Pandemie beziehen und würden die Auswirkungen der Pandemie daher noch nicht vollständig erfassen.
Auch die „positve“ Bewertung von SD7 sei stark von dem immensen Rückgang des Energieverbrauchs im Jahr 2020 beeinflusst. Dieser war eine Folge der pandemiebedingten Lockdowns. Basierend auf diesen Werten scheint die EU auf dem Weg zur Zielerreichung für 2030 in diesem Bereich zu sein, allerdings ist das abhängig von der weiteren Entwicklung. So geben die Autor:innen zu bedenken, dass, auch wenn die Nutzung der Erneuerbaren Energien kontinuierlich zugenommen hätte, die EU immer noch mehr als die Hälfte des eigenen Energiebedarfs durch Importe fossiler Brennstoffe abdecke und die Reduktion des Energieverbrauches aus 2020 nur vorübergehend sein dürfte.
Kaum Fortschritte im Umwelt-Bereich
Ausruhen kann man sich darauf aber sowieso nicht. So werden den Autor:innen zufolge grundsätzlich mehr Anstrengungen erforderlich sein, um die 17 SDGs zu erreichen. Insbesondere drei Bereiche heben sie dabei hervor. So seien die Gesamtbewertungen beim SDG 17, Partnerschaften für die Ziele, und SDG 6, Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen, nur neutral. Bedeutet: Die Anzahl nachhaltiger und nicht nachhaltiger Entwicklungen hielten sich die Waage, so die Europäische Kommission. Auch das „Leben an Land“ braucht mehr Unterstützung. So seien beim SDG 15, Leben an Land, in den letzten fünf Jahren „leichte Rückschritte“ festgestellt worden, heißt es in der Aussendung. Das deute darauf hin, dass die Ökosysteme und die biologische Vielfalt nach wie vor Belastungen durch menschliche Tätigkeiten ausgesetzt seien. Während sowohl das Waldgebiet der EU als auch die Schutzgebiete an Land leicht zugenommen hätten, habe sich die Belastung der biologischen Vielfalt weiter verstärkt.
Österreich bleibt hinter eigenen Zielen zurück
Laut dem ebenfalls heute von der Europäischen Kommission im Rahmen des Europäischen Semesters veröffentlichten Country Report Austria sei das Land nicht auf dem Weg das „ambitionierte“ Ziel der Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen. Die bisherige Reduktion der Treibhausgasemissionen sei nicht mit dem verbindlichen Ziel Österreichs vereinbar, die Treibhausgasemissionen in Sektoren außerhalb des EU-Emissionshandelssystems, also unter anderem Gebäude und Verkehr, bis 2030 um 36 Prozent gegenüber 2005 zu senken. Selbst bei Berücksichtigung der zusätzlichen Maßnahmen, welche für den Zeitraum 2021-2030 vorgesehen wurden, könnte Österreich nach derzeitigem Stand das Ziel um etwa neun Prozentpunkte verfehlen, so die EU-Behörde.
Verkehr – Sorgenkind mit Potenzial
Diese sehen aber viel Potenzial im Bereich Verkehr, um die Ziele doch noch zu erreichen. „Die Verringerung der verkehrsbedingten Emissionen wird besonders entscheidend für den Übergang zur Kohlenstoffneutralität“, betonte die EU-Kommission in dem Bericht. Dafür brauche es ihrer Meinung nach aber „weitere Mobilitätslösungen und Alternativen zur Autonutzung“. Als Beispiele nennen sie dabei den Ausbau des öffentlichen Verkehrs insbesondere in abgelegenen, ländlichen Gebieten, aber auch Carsharing. Die Anstrengungen zur weiteren Dekarbonisierung und Elektrifizierung von schweren Nutzfahrzeugen könnten ebenfalls verstärkt werden, heißt es zudem in dem Bericht.
Im Anhang des Country Report Austria findet sich zudem eine Auswertung der österreichischen Performance beim Erfüllen der SDGs. Diese baut auf den Daten von Eurostat auf. Dabei ortet die EU-Kommission auch in Österreich unter anderem Aufholbedarf beim SGD15. Bei den meisten anderen SDG-Indikatoren vergab die EU-Behörde eine gute Bewertung oder sah zumindest eine Verbesserung, so das Resümee in dem Bericht.