Sechs Chancen, wie jede:r selbst das Klima schützen kann
Es ist nicht immer einfach, das eigene Leben so zu gestalten, dass es möglichst wenig zur Klimakrise beiträgt. Angesichts der verschiedenen Dimensionen der Krise, fühlen sich einige Menschen nur als kleines Rädchen in einer riesigen CO2-ausstoßenden Maschinerie. Aber der Schein trügt. Es wird immer wichtiger, dass jede:r einen Teil zur Treibhausgasvermeidung beiträgt, denn die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels wird laut dem Weltklimarat immer unwahrscheinlicher (Tech & Nature hat berichtet). Schon in den 2030-Jahren könnte demnach diese Marke der Erderwärmung überschritten sein.
Daher braucht es nun einen kollektiven Einsatz für den Klimaschutz. Die Initiative „The JUMP“ veröffentlichte am Montag eine Studie, wie genau jede:r Durchschnitssbürger:in seinen/ihren Lebensstil so anpassen kann, dass es gut für das Klima ist. In Zusammenarbeit mit der University of Leeds arbeitete man sechs Punkte aus, denn „Politik und Industrie haben zwar die meiste Verantwortung, aber die Aktionen von Bürger:innen sind wichtig, nützlich und werden dringen gebraucht“, so The JUMP in seiner Aussendung. Die Bevölkerung hätte nämlich Einfluss auf 25 bis 27 Prozent aller Einsparungspotentiale, die bis 2030 vonnöten wären, um einen „ökologischen Meltdown“ zu verhindern.
Weltklimarat: Große Dringlichkeit für schnelle Anpassung an die Klimakrise
Sechs Wege, um das Klima zu schützen
Ernährung umstellen: Wer sich hauptsächlich vegetarisch oder vegan ernährt und Lebensmittelabfälle vermeidet, kann am meisten sparen. Würden alle Bürger:innen ihre Ernährung auf eine pflanzenbasierte Ernährung umstellt, wären bis zu 9 Prozent der CO2-Emissionen eingespart, wer Lebensmittel vor der Mülltonne rettet, spart nochmal bis zu 3 Prozent. Als Empfehlung gibt die Studie ein Maximum von 300 Gramm Fleisch pro Woche und 1,7 Kilo Milchprodukte pro Woche an. Als Nebeneffekt werden dadurch riesige Flächen frei, die vorher zur Tierfutterproduktion verwendet wurden. Das sind, wie hier berichtet, bis zu 80 Prozent aller landwirtschaftlichen Flächen.
Reparieren statt wegwerfen: Elektro- und Haushaltsgeräte sollten mindesten sieben Jahre verwendet werden, bevor man sich ein neues Gerät zulegt. Denn die Herstellung des Geräts verbraucht um ein Vielfaches mehr Energie und Ressourcen als eine langjährige Nutzung. Ein Negativbeispiel ist etwa das Smartphone: Laut einer von der Versicherungsgruppe Euler Hermes in Auftrag gegebenen Studie wechseln etwa Verbraucher:innen in den USA ihre Smartphones nach gerade einmal 24 Monaten. In Europa halten die Geräte aktuell (Stand 2022) rund 40 Monate, also gut drei Jahre durch. Das ist immerhin um ein Viertel länger, als noch 2016.
Second-Hand-Kleidung kaufen: Ähnlich verhält es sich mit Kleidung. Wer sich ein neues Kleidungsstück kauft, verbraucht neue Energie und Rohstoffe. Laut Greenpeace-Umfrage von 2019 besitzen Österreicher:innen im Durchschnitt 85 Kleidungsstücke, jedes achte davon wird selten oder gar nicht getragen. Die Hälfte der Befragten gab an, Kleidung auszusortieren, wenn etwa Oberteil oder Hose nicht mehr gefällt – selbst wenn das Stück keine Mängel hat. Wer laut The Jump nur drei bis acht neue Kleidungsstücke besitzt und den Rest Secondhand kauft, kann somit 6 Prozent zu den Einsparungszielen beitragen.
Mobilität als Treiber von Treibhausgasen
Auf Flüge verzichten: Durch das gestiegene Umweltbewusstsein entstand im Jahr 2017 das Wort „Flugscham“, also die Scham hinsichtlich der Benutzung von Verkehrsflugzeugen. 2020 nahm der Duden das Wort im Wörterbuch auf. The Jump rechnet etwa vor, dass eine Reduktion auf einen Kurzstreckenflug alle drei Jahre oder einen Langstreckenflug alle acht Jahre weitere zwei Prozent an den gesamten CO2-Emissionen einspart.
Auf Autos verzichten: Gleich viel Einsparungspotential schreibt die Studie dem Verzicht auf ein eigenes Auto zu. Wer kann, sollte auf öffentliche Verkehrsmittel, Carsharing oder auf das Fahrrad ausweichen. Obwohl Elektroautos besser für das Klima sind als Verbrenner, ist das allgemeine Ziel so wenige Autos wie möglich zu verwenden.
Die Macht der Vielen auf Politik und Wirtschaft
Ändere das System: Konsument:innen haben durch ihre schiere Zahl die Kraft, auch Pfeiler des Wirtschaftssystems zu ändern. So können etwa Investitionen in grüne Startups helfen, ein wirtschaftliches Umdenken herbeizuführen. Ein Wechsel zu nachhaltigen Energieanbietern, zu „grünen Banken“ oder die Entscheidung, nachhaltig zu bauen – all das zeigt auf, dass nachhaltige Produkte und Dienstleistungen gefragt sind. Politik und Wirtschaft werden langfristig dieser Nachfrage folgen müssen.
Obwohl Politik und Wirtschaft die Hauptverantwortung bei der Verminderung des CO2-Ausstoßes tragen, können die Aktionen einzelner Personen einen merkbaren Unterschied ausmachen. Nicht nur, dass dadurch CO2 eingespart wird, durch den gesellschaftlichen Sinneswandel müssen sich auch Politik und Wirtschaft nachhaltiger aufstellen. Je schneller das geschieht, desto positiver werden sich die Aktionen auf das Klima auswirken.