Seit mehr als 100 Jahren ausgestorbener Luchs zurück in Wien
Das Jahr 2020 ging zu Ende mit der Nachricht der Umweltschutzorganisation WWF, dass die Anzahl der bedrohten Lebewesen auf einem Rekordniveau liegt. Das Jahr 2021 beginnt nun mit einer positiven Meldung aus dem Bereich. Der bereits in Westeuropa ausgestorben geglaubte Eurasische Luchs ist zurück und das vor der Haustür vieler Wiener und Wienerinnen. In den Quellenschutzwäldern Wiens, in den niederösterreichischen Bereichen Hochschwab/Rax/Schneeberg, fanden sich bereits 2020 eindeutige Beutereste eines Luchses. Wie die Stadt nun Ende Jänner bekannt gab, erhielten die Forstwirte dann pünktlich zum Heiligabend 2020 die Bestätigung: Zwei Luchse unterschiedlichen Geschlechtes konnten nachgewiesen werden.
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Letzter freilebender Luchs 1918 erlegt
1918 wurde der letzte freilebende Luchs im Bregenzerwald erlegt und galt danach, den Informationen der Forst- und Landwirtschaftsbetriebe zufolge, in Westeuropa als weitestgehend ausgestorben. 10-15 Jahre können die zumeist nachtaktiven Einzelgänger bei passenden Bedingungen werden. Dafür brauchen sie ein ausreichend großes Revier mit einem entsprechenden Futterangebot. Ungefähr zwei Kilo Fleisch verzehren sie täglich, zu ihrer Beute zählen unter anderem Rehe, Gämse und auch Hasen, Mäuse oder junge Wildschweine. Die Raubtiere sorgen so für eine natürliche Regulierung des Wildtierbestandes in den Wäldern und für ein ausgewogenes Gleichgewicht.
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Wiederansiedlungen seit den 1970-er Jahren
Bereits in den 1970er und 1980er Jahren wurden daher Wiederansiedlungen vorgenommen, um den Luchs wieder heimisch zu machen. Zuletzt wurden zwischen 2011 bis 2017 Luchse für die Wiedereingliederung im oberösterreichischen Nationalpark Kalkalpen freigelassen. 2020 nun der Beweis, dass die Luchse, welche zu den strenggeschützten Arten gehören und weiterhin hierzulande akut vom Aussterben bedroht sind, ihren Weg in die Quellenschutzwälder gefunden haben.
In Österreich weiterhin akut vom Aussterben bedroht
Sowohl der Forstdirektor der Forst- und Landwirtschaftsbetriebe Wiens, Andreas Januskovecz, als auch Wiens Klimastadttrat Jürgen Czernohorszky äußerten sich höchst erfreut über die Rückkehr der Großkatze in Wiens Quellenschutzwäldern in einer entsprechenden Aussendung. Der Luchs sei genauso wie der Wolf wichtig für die natürlich Erhaltung des Wildstandes und somit sehr willkommen, betonte der Forstdirektor. Czernohorszky hob außerdem die gute Zusammenarbeit zwischen dem Forst- und Landwirtschaftsbetrieb und dem WWF hervor. „Der Luchs fühlt sich in Wiens Wäldern zu Recht wohl“, so WWF-Artenschutzexperte Christian Pichler. Trotzdem gab die Umweltschutzorganisation zu bedenken, dass sowohl die durch Straßen und Infrastrukturen zerschnittenen Lebensräume, als auch Fälle von Wilderei den Luchs weiterhin in seinem Bestand bedrohen.
Sichtung eher unwahrscheinlich
Das Wanderer oder Spaziergänger den Eurasischen Luchs in Wiens Quellenschutzwäldern zufällig begegnen, ist trotz der Rückkehr allerdings eher unwahrscheinlich. Die Großkatze ist sehr scheu und bleibt in ihrem Revier fast unsichtbar, so der Forst- und Landwirtschaftsbetrieb. Auch als Beute ist der Mensch für das Raubtier eher uninteressant. Die erfolgreiche Wiederansiedlung in den Quellenschutzwäldern konnte nur durch aufwendiges Monitoring unter anderem mit Wildkameras nachgewiesen werden. Wie der Fingerabdruck eines Menschens, ist die Fellzeichnung der Tiere individuell und gibt so Aufschluss darüber, ob es sich um verschiedene Tiere auf der Durchreise handelt oder ob sich die Luchse wieder fest in dem Revier angesiedelt haben. In Wiens Quellenschutzwäldern konnte das nachgewiesen werden.