Korallenriffe: Taucher:innen entdecken eines der größten Korallenriffe der Welt
In den vergangenen Jahren gab es in Zusammenhang mit Korallenriffe oft nur schlechte Nachrichten. Durch die Klimakrise erhitzten sich die Meere und lösten somit Korallenbleichen aus. Ein Expertenkommission der Unesco wollte im Zuge dessen bereits im Juli des vergangenen Jahres das Great Barrier Reef vor Australien als „bedrohtes Weltnaturerbe“ einstufen. Ihre Begründung: die Folgen der Klimakrise hätten in den letzten Jahren bereits zu einem Absterben von etwa 50 Prozent der Korallen am 2.400 Kilometer langen Riffgebilde geführt. Die Entscheidung darüber wurde jedoch vertagt, hauptsächlich weil Australien dann ein schlechtes Image bei den Tourist:innen fürchtet, wir berichteten.
Erschwerend hinzu kommt, dass eine Studie der British Columbia University im letzten September zu dem Schluss kam, dass nicht nur in Australien sondern weltweit der Korallenbestand seit 1950 um circa 50 Prozent zurückgegangen ist.
Diese Zahlen sind nicht zu beschönigen. Aktuell jedoch, kann die Unesco auch einmal eine gute Nachricht bekannt geben.
Wärmerekord: Temperaturen der Weltmeere sind erneut gestiegen
Korallenriff in Dämmerungszone
Naturfreunde können es sicher kaum glauben: Vor der Küste Tahitis, in der „Dämmerungszone“ des Pazifischen Ozeans, wurde ein riesiges Korallenriff entdeckt. „Es handelt sich um eines der größten Korallenriffe der Welt“, teilte die UN-Kulturorganisation Unesco mit, die die Erforschung des in mehr als 30 Meter Tiefe gelegenen Riffs unterstützt. „Der tadellose Zustand der rosenförmigen Korallen und die Ausdehnung des Gebiets, das sie bedecken, sind eine sehr ungewöhnliche Entdeckung.“
Das Riff vor der Insel Tahiti, die zum französischen Überseegebiet Französisch-Polynesien gehört, ist laut Unesco drei Kilometer lang und zwischen 30 und 65 Meter breit. Damit hat es zwar noch nicht mal ein Prozent der Länge des Great Barrier Reefs, birgt aber in den sonnenärmeren Tiefen Schätze wie Korallen mit einer Höhe von zwei Meter. Die Position in einer Tiefe von 35 bis 70 Metern könnte laut den Forschenden auch der Grund sein, warum das aktuell entdeckte Riff offenbar bisher nicht von der Korallenbleiche betroffen war, welche 2019 benachbarte Riffe in flacheren Gewässern geschädigt hat. In solchen Tiefen kommt deutlich weniger Sonneneinstrahlung an, als bei den meisten bekannten Riffen in circa 25 Meter Tiefe.
„Es war magisch, riesige, wunderschöne rosafarbene Korallen zu sehen, die sich so weit erstrecken, wie das Auge reicht“, so Alexis Rosenfeld, ein französischer Unterwasserfotograf, der zu dem internationalen Tauchteam gehört, das die Entdeckung machte. „Es war wie ein Kunstwerk.“
Trotz Empfehlung: Great Barrier Reef vorerst nicht als „bedroht“ eingestuft
Hoffnung auch weitere Entdeckungen
Neben diesem beeindruckendem Erscheinungsbild bringt die Entdeckung auch Hoffnung mit sich, dass noch weitere unberührte Ökosysteme in unerforschten Tiefen wachsen und gedeihen. „Bislang kennen wir die Oberfläche des Mondes besser als die Tiefsee. Nur 20 Prozent des gesamten Meeresbodens sind kartiert“, sagte Audrey Azoulay, die Generaldirektorin der Unesco. Dies könnte sich nun jedoch aufgrund der verbesserten Tauchtechnik ändern.
Die Frage, ob das überhaupt erstrebenswert ist, bleibt. Die von den Menschen bereits entdeckten Riffe sind zu 50 Prozent zerstört. Dies liegt Großteils an der Klimakrise, doch auch der Tauchtourismus stellt eine Gefahr für die fragilen Organismen dar. Jedes Riff das neu entdeckt und veröffentlicht wird, ist auch vor diesen Gefahren dann nicht mehr geschützt. Inwiefern das aktuell gefundene Riff daher gegebenenfalls unter Schutz gestellt wird, gab die Unesco bisher nicht bekannt.