sequestra: 1,1 Mio. Pre-Seed für CO2-Bindung in der Schwerindustrie
Die Industrie erzeugt verschiedene Abfallstoffe, auch als „Sekundärrohstoffe“ bekannt – ohne diese industriellen Prozesse wären weder Stahlproduktion noch Müllverbrennung möglich. Das 2024 gegründete Wiener ClimateTech-Startup sequestra hat genau hier angesetzt und eine CO2-Bindungstechnologie entwickelt. Mit datengetriebenen Verfahren möchten die drei Gründer Lukas Höber, Gero Schwarz und Roberto Lerche eine zentrale Herausforderung der Schwerindustrie adressieren: ihre Dekarbonisierung.
CO2 dauerhaft in Industriestoffen speichern
Sie haben sich mit der CO2-Reduktion in der Schwerindustrie einer Mammutaufgabe angenommen. sequestra ist dabei, eine Technologieplattform zu entwickeln, die CO2 dauerhaft in industriellen Reststoffen wie Stahlwerksschlacken, Müllverbrennungsaschen oder Betonabbruch speichern soll. Die dabei karbonisierten Materialien sollen im Anschluss für Bauanwendungen nutzbar gemacht werden.
Damit dies gelingt, wurden eine Analyseanlage, ein Datenmodell und industrielle Prozesstechnologien aufgesetzt – das Gründer-Trio möchte der Industrie maßgeschneiderte Lösungen je nach Anwendungsfall anbieten.
Potenzial: Reduktion der globalen Emissionen um 10 bis 20 Prozent
Industrielle Reststoffe werden in Österreich entweder recycelt, thermisch verwertet oder auf Deponien entsorgt, wobei der Fokus zunehmend auf der Kreislaufwirtschaft liegt. sequestra möchte mit seiner Lösung eine nachhaltige Alternative zur konventionellen Reststoffentsorgung bieten und CO2-Emissionen noch weiter reduzieren. Das Reduktionspotenzial von sequestra wird mit 4 bis 8,5 Milliarden Tonnen CO2 – oder 10 bis 20 Prozent der globalen Emissionen – beziffert.
1,1 Mio. Euro in Pre-Seed-Runde erhalten
sequestra konnte in der kürzlich abgeschlossenen Finanzierungsrunde auch einige Investor:innen von seiner Vision überzeugen. „Die Finanzierungsrunde wurde von mehreren erfahrenen Investoren mit Fokus auf Klimaschutz, Industrie und Deep Tech getragen“, teilte das Wiener Startup per Aussendung mit.
Das 1,1-Millionen-Euro-Investment kam einerseits durch die Organisation „Carbon Drawdown Initiative“ aus Deutschland zustande, die gezielt in Technologien zur langfristigen CO2-Reduktion investiert. Ebenso beteiligt haben sich die „VSE Beteiligungs-GmbH“ von Rudolf Friess aus Baden und der deutsche Accelerator „Climate Founders“, der nicht nur Kapital, sondern auch strategische Expertise und ein starkes europäisches Netzwerk einbringen wird.
rapid-testing-Anlage für automatische Materialproben
Laut den Gründern ist nun genügend Kapital vorhanden, um die nächsten Wachstumsschritte umzusetzen. Dazu gehören die technologische Weiterentwicklung der Plattform in mehreren Schlüsselbereichen. Zum einen werde der Fokus auf das global patentierte Verfahren zur datengetriebenen Prozesssteuerung der CO2-Aufnahme in mineralischen Reststoffen gelegt. Dafür wird eine sogenannte „rapid-testing-Anlage“ entwickelt, die automatisierte Parametererhebungen an kleinen Materialproben ermöglicht. Eine Pilotanlage soll bis Ende 2025 realisiert werden.
Bauanwendungen aus karbonisierten Materialien
Gleichzeitig arbeite man an der industriellen Skalierung der Technologie, um sie für großtechnische Anwendungen vorzubereiten. Dabei will sich sequestra auf die Nutzung und den Absatz der karbonisierten Materialien als Baumaterialien für zukünftige Bauprojekte konzentrieren. Zu diesem Zweck möchte man eine eigene Abteilung schaffen, die sich ausschließlich mit der Vermarktung dieser CO2-abbindenden Materialien befassen soll.
Weitere bisherige Erfolge
Das Team rund um sequestra besteht heute aus den drei Co-Founders Höber, Schwarz und Lerche sowie drei weiteren Mitarbeitenden im Bereich der Hardware- und Softwareentwicklung. Seit dem Projektstart im September 2023 erhielt das ClimateTech-Startup Einzug in (internationale) Acceleratorprogramme, darunter INiTS, das Gründungsstipendium der Wirtschaftsagentur Wien, EIT Climate KIC Climate Launchpad und EIT Manufacturing Venture Builders. Im November 2024 schaffte es sequestra unter die Top 3 des renommierten Greenstart-Programms des österreichischen Klima- und Energiefonds.
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