Shopify kürzt 1.000 Stellen, Aktienkurs stürzt ab
Für viele, vor allem in Deutschland und Kanada, war er lange Jahre der Vorzeige-Gründer. Heute ist er der Buhmann für zumindest 1.000 der rund 10.000 Mitarbeiter:innen von Shopify. Denn ihnen richtete der deutschstämmige Gründer und CEO heute aus: Ihr müsst das Unternehmen verlassen.
Tobias Lütke, CEO von Shopify, musste heute – wie viele andere CEOs vor ihm – kommunizieren, dass der E-Commerce-Anbieter rund zehn Prozent der stellen Streichen muss. Lütke, der das kanadische Unternehmen während dem Digitalisierungsschub der COVID-Pandemie als großen Gewinner positioniert, muss sich eingestehen: Die Entscheidung des Unternehmens, nach der Covid-19-Pandemie schnell zu expandieren, ist nicht aufgegangen.
Wie viele anderen Digitalunternehmen ist man auch bei Shopify dem Narrativ aufgesessen, dass die Coronakrise die Digitalisierung beschleunigt. Diese Rechnung wurde ohne Putin gemacht, der durch seinen Angriffskrieg auf die Ukraine und seinen Energiekrieg gegen Europa eine neue Wirtschaftskrise auslöste. Gepaart mit der hohen Inflation ist das ein giftiger Cocktail – der nun Endkonsument:innen und somit auf den Online-Shop-Software-Anbieter voll trifft.
Lütke: „Ich habe mich geirrt“
Die Annahme, dass E-Commerce umso stärker boomen wird, je mehr Menschen von zu Hause aus arbeiten, ist nicht aufgegangen. Klarerweise ist E-Commerce wesentlich davon abhängig, wie es um die Kaufkraft steht – und da ist in vielen Haushalten Sparen angesagt.
„Was wir jetzt sehen, ist, dass die Mischung ungefähr dorthin zurückkehrt, wo sie nach den Daten aus der Zeit vor Covid zu diesem Zeitpunkt sein sollte. Wir wachsen immer noch stetig, aber es war kein bedeutender 5-Jahres-Sprung nach vorn. Unser Marktanteil im E-Commerce ist viel höher als im Einzelhandel, das ist also wichtig“, schreibt Lütke an sein Team. „Letztlich war es meine Entscheidung, diese Wette zu platzieren, und ich habe mich geirrt. Jetzt müssen wir uns darauf einstellen. Das hat zur Folge, dass wir uns heute von einigen von Ihnen verabschieden müssen, was ich sehr bedauere.“ Die Rechnung bekommt die Belegschaft präsentiert, aber auch die Shareholder. Nach dem Bekanntwerden der Stellenkürzungen ist der Aktienkurs von Shopify abgestürzt, und zwar um etwa 15 Prozent.
Shopify ist nur eines von viele Tech-Unternehmen, dass Kürzungen vornehmen muss – auch bei Coinbase, Bitpanda, Crypto.com, Klarna wurden viele Stellen gestrichen. 2022 wurden der Datenseite layoffs.fyi mehr als 57.000 Stellen im Tech-Sektor gestrichen.