Hintergrund

Shopstory im Interview: E-Commerce für alle

Sebastian Schwelle und Robert Böhm, die beiden Gründer von Shopstory. © Shopstory
Sebastian Schwelle und Robert Böhm, die beiden Gründer von Shopstory. © Shopstory
Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview

Im hart umkämpften E-Commerce-Markt ist es für kleine und mittelgroße Unternehmen oft eine Herausforderung, sich gegen die Konkurrenz mit großen Budgets zu behaupten. Doch es gibt Lösungswege, die das Potenzial haben, den Spielraum für diese Unternehmen zu erweitern und auch ihnen eine profitable Zukunft zu ermöglichen. Das zumindest hat sich das Unternehmen Shopstory (früher auch bekannt als Boomerank) 2020 vorgenommen. Seit der Gründung hat es bereits mehr als 150 Onlineshops dabei geholfen, die gesetzten Ziele zu erreichen.

Dieses Interview stammt aus unserem neuen Magazin „Retail Startup Report 2023“. Das 50-seitige Magazin steht hier kostenlos zum Download parat.

Welchen Service bietet Shop­story an?

Sebastian Schwelle: In einem Satz nennen wir es „E-Commerce Performance and Automation“ beziehungsweise „Optimisation Management“. Wir haben eine Software entwickelt, mit der sich Onlineshops verbinden können und die dann Empfehlungen gibt, um im E-Commerce-Bereich mehr herausholen zu können, und das möglichst automatisiert und ohne Vorwissen.

Der Name des Unternehmens war früher Boomerank. Warum haben Sie sich denn umbenannt? Was hat sich geändert?

Gute Frage! Das ist tatsächlich ein Learning, das ich auch meinen anderen Kolleg:innen weitergeben kann. Bevor man sich für einen Namen entscheidet, sollte man nicht nur die Verfügbarkeit der URL überprüfen, sondern auch das Markenregister prüfen. Obwohl wir das zwar gemacht haben, haben wir uns zuerst lieber die Kosten erspart und den Namen nicht direkt angemeldet. Zudem haben wir es versäumt, die Lage regelmäßig zu überprüfen. Natürlich ist es dann passiert, dass jemand anders den Namen angemeldet hat. Zwar wurden wir nicht aktiv kontaktiert, aber wir wussten, dass wir selbst handeln müssen. Daraufhin haben wir interne Prozesse gestartet, und es gab viele lustige Ideen, in welche Richtung wir gehen könnten. Wir haben das gesamte Team einbezogen und uns letztendlich für Shopstory entschieden. Mit dem Namen sind wir immer noch sehr zufrieden und glücklich.

Hat sich dadurch irgendwas geändert an Ihrem Unternehmen, oder haben Sie noch immer die gleiche Vision, die Sie schon am Anfang hatten?

Im Endeffekt wollten wir schon immer kleineren bis mittleren Onlineshops die Chance geben, auch in diesem hart umkämpften Markt mehr Umsatz zu generieren und mehr Erfolg zu erzielen. Unserer Mission bleiben wir treu und werden ihr auch weiterhin treu bleiben.

Das heißt, was kann sich dann ein Unternehmen erwarten? Wenn es bei Ihnen Ihre Dienste in Anspruch nimmt, was passiert dann genau?

Grundsätzlich haben wir verschiedene Daten von Kund:innen. Wir sind ja mittlerweile auch außerhalb des deutschsprachigen Raums unterwegs und haben nun die ersten Kund:innen in den Niederlanden gewonnen. Bei uns läuft es folgendermaßen ab: Der Onlineshop verbindet sich mit unserem System, das dann alle Produkte sieht und beginnt, zu berechnen, bei welchen Produkten es sinnvoll ist, sie zu bewerben, basierend auf Wettbewerb, Profitmargen und anderen Faktoren. Die Onlineshops können dies dann einfach bestätigen und die Werbung wird live geschaltet. Es kann jedoch auch vorkommen, dass die Werbung abgedreht wird. Es besteht ebenso die Möglichkeit, dass Empfehlungen für den Onlineshop selbst kommen. Das sind typische Schwerpunkte, bei denen wir den Onlineshop wirklich umfassend unterstützen wollen, um das Beste herauszuholen.

E-Commerce ist zweifellos eine bedeutende Branche, insbesondere während der Corona-Zeit gab es einen bemerkenswerten Höhepunkt. Es ist möglich, dass dieser Höhepunkt nun vorbei ist und der Hype um den E-Commerce nicht mehr vergleichbar mit 2020 und 2021. Wie sehen Sie die aktuelle Entwicklung des Sektors?

Wir haben in den Jahren 2020 und 2021 zweistellige Wachstumsraten im E-Commerce gesehen, was wirklich außergewöhnlich war. Im Jahr 2022 konnte tatsächlich jeder Online-Umsätze erzielen, und das war wirklich cool, weil viele neue Onlineshops entstanden sind und erfolgreich waren. Jetzt erleben wir jedoch erneut, dass insbesondere die großen Unternehmen sich durchsetzen und den größten Teil des Wachstums für sich verbuchen. Verschiedene Statistiken, wie beispielsweise die von Shopify, schätzen, dass der E-Commerce-Markt in diesem Jahr noch um 8,9 Prozent wachsen wird. Wir werden also wieder etwas mehr Wachstum sehen als im letzten Jahr. Dies hängt jedoch mittlerweile nicht nur vom E-Commerce selbst ab, sondern auch vom allgemeinen makroökonomischen Umfeld. Wenn der Handel stark leidet, wird dies natürlich auch Auswirkungen auf den E-Commerce-Markt haben.

Bekommen Sie bei Shopstory diese Entwicklungen auch direkt mit? Wie sieht das bei Ihrem Kundenstamm und Ihrem Geschäft aus?

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es keine Auswirkungen gab, vor allem im vierten Quartal des letzten Jahres. Wir sind zwar weiterhin stark gewachsen, aber eben mit größeren Kunden und nicht mehr mit den Kleinstkunden. Wir waren immer sehr stolz darauf, dass wir sogar viele Einzelunternehmer:innen und Frauenbetriebe in unserem Kundenstamm hatten. Doch tendenziell hatten wir jetzt weniger von ihnen und mehr Kunden mit 50 oder mehr Mitarbeiter:innen. Bei ihnen war trotz der Krise das Budget vorhanden, die Zeit und die Ressourcen, um etwas zu unternehmen. Im Gegensatz dazu haben viele kleinere Unternehmen ihren Onlineshop sogar abgedreht. Das ist etwas, gegen das wir nichts tun können. Niemand kann das übernehmen oder verhindern, wenn das Geschäft einfach nicht mehr funktioniert. Insofern haben wir diese Entwicklung definitiv beobachtet.

Im Handel gibt es viele, die auch auf Offline-Auftritte setzen. Was ist in Bezug auf Ihr Unternehmen der Unterschied? Sind Sie ausschließlich im Online-Bereich tätig?

Genau, also unser Fokus liegt ausschließlich auf E-Commerce, das ist unser Zuhause. Wir bieten keine Beratung für Offline-Aktivitäten an, das gehört nicht zu unserem Leistungsspektrum. Was sich jedoch nicht vermeiden lässt und zum Glück auch nicht vermeiden sollte, ist die Rolle der Werbung. Wenn es einen physischen Store gibt, können Werbemaßnahmen dazu beitragen, dass Menschen den Store auch besuchen. Wir messen inzwischen auch das, insbesondere weil wir Kunden haben, die auch physische Geschäfte betreiben. Wir führen entsprechende Auswertungen durch. Aber unser Fokus liegt wirklich nur im digitalen Online-Bereich.

Wird künstliche Intelligenz in Ihrer Software eingesetzt und wie erfolgt das Training in diesem Fall?

Im Endeffekt setzen wir auf bestehende Modelle, die bereits verfügbar sind. Wir verfolgen verschiedene Ansätze, um das umzusetzen. Einerseits basieren unsere Recommendations darauf, dass wir Daten aus dem Onlineshop extrahieren und diese Daten sehr effektiv clustern können. Dadurch können wir immer genauer bestimmen, welche Strategien für einen bestimmten Onlineshop in Bezug auf Werbebudget, Produkte in der Branche und Umsätze funktionieren und welche nicht. Mit steigender Nutzung und zunehmender Kundenbasis verbessern sich auch unsere Empfehlungen. Und zum anderen haben wir uns stets zum Ziel gesetzt, möglichst viele Integrationen in unsere Plattform einzubinden. Daher setzen wir verstärkt auf gängige Tools und werden dies auch in Zukunft weiter ausbauen. Dadurch ermöglichen wir unseren Kunden eine einfache Nutzung. Ein Beispiel dafür ist die Nutzung von OpenAI bzw. ChatGPT im Hintergrund für Produktbeschreibungen. Unsere Kunden müssen diese Tools nicht selbst verwenden oder einzeln integrieren, sondern können sie nahtlos in unserer automatisierten Plattform nutzen. Auf Basis der vorhandenen Daten können wir bereits seit geraumer Zeit Suchbegriffe identifizieren, sie den entsprechenden Produkten zuordnen und dies bildet eine solide Grundlage für Beschreibungen.

Welche Bereiche bei Online-Shops beeinflussen Sie denn? Konzentrieren Sie sich nur auf Werbung oder haben Sie auch Einfluss auf das Sortiment, das sie anbieten? Und wie weit reichen Ihre Empfehlungen dann?

Intern sagen wir manchmal, dass wir die sogenannten vier Ps beeinflussen wollen: Product, Place, Promotion und Price. Unser Einstiegspunkt war tatsächlich die Promotion, also die Werbung, und wir erweitern nun langsam unseren Fokus auf andere Bereiche. Wir entwickeln unsere Software intensiv weiter, um den Kunden mehr Einfluss darauf zu geben, was sie auf unserer Plattform erstellen und automatisieren können. Dadurch kommen immer mehr Integrationen hinzu. Das bedeutet, dass wir uns in den nächsten zwölf Monaten nicht nur auf den Promotion-Bereich konzentrieren, sondern auch verstärkt auf Place und Price.

Sie haben 2022 eine Finanzierung von immerhin 2,2 Millionen Euro bekommen. Was haben Sie denn mit der Finanzierung gemacht? Was waren da Ihre Pläne? Haben Sie die schon erfüllt?

Wir haben großartige Mitarbeiter:innen gefunden und gleichzeitig unsere Expansion vorangetrieben. Mittlerweile erwirtschaften wir mehr als 50 Prozent unseres Umsatzes in Deutschland und sind auch in der Schweiz aktiv. Vor Kurzem haben wir unsere Aktivitäten auch in den Niederlanden gestartet. Diese Expansion geht einher mit einer verstärkten Produktentwicklung. Wir erweitern kontinuierlich unseren Fokus und streben eine breitere Aufstellung an. Unser Ziel ist es, immer mehr Integrationen einzubinden, um den Nutzen für unsere Kunden zu erhöhen. Je mehr Kanäle und Möglichkeiten wir bieten, desto mehr können unsere Kunden mit einem begrenzten Budget erreichen. Gleichzeitig stärken wir intern unsere operativen Abläufe. Wir haben bereits über 150 Kunden und arbeiten daran, unsere Prozesse zu automatisieren. Dabei beginnen wir mit einfachen Aufgaben wie der Optimierung des Finance-Themas und der Suche nach Möglichkeiten, Zahlungen zu verbessern bzw. neue Zahlungsmöglichkeiten hinzuzufügen. Diese Themen sind bereits in unseren ersten Schritten zur Skalierung enthalten.

Wie steht es derzeit um den Wettbewerb zwischen Online-Shops und Amazon? Diese Frage beschäftigt viele große Unternehmen. Wenn ein Anbieter einen eigenen Online-Shop betreibt, stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, auch auf Amazon präsent zu sein. Wie sieht die aktuelle Situation aus? Können Sie Empfehlungen dazu geben?

Wenn es funktioniert und Umsatz bringt, dann spricht erst einmal nichts dagegen und ein kurzer Test ist auch in Ordnung. Man muss sich nur bewusst sein, dass man sich hier stark von einem großen Betreiber abhängig macht. Ich kenne genug Leidensgeschichten, in denen von heute auf morgen der Shop abgeschaltet wurde, gerade zu Hauptverkaufszeiten im Weihnachtsgeschäft. Es gab zum Beispiel einen Kunden, der Spielwaren verkaufte und plötzlich mit einem Lagerbestand im hohen sechsstelligen Bereich sitzen blieb. Das kann schon sehr gefährlich sein. Deswegen finde ich, dass man das immer im Hinterkopf behalten sollte.

Was denken Sie über KI und die Zukunft der Jobs? Glauben Sie, es wird irgendwann so sein, dass man nur noch die Produkte herstellen muss, und die KI den Rest mit Vermarktung, Verkauf & Co regelt?

Hyperautomatisierung wurde tatsächlich von Gartner als einer der bedeutendsten neuen Trends angekündigt. Ich glaube sogar, dass sie sich auch auf die Produktion auswirkt. Natürlich kann man nicht alles automatisieren, und man erkennt auch die Grenzen eines Tools wie ChatGPT. Als Fan von Generative AI bin ich der Meinung, dass man den den Support in gewissem Maße nutzen kann. Viele Marketingaktivitäten lassen sich ebenfalls damit unterstützen. Insofern sehe ich tatsächlich Vorteile darin, die Welle von Anfang an mitzureiten. Ich persönlich denke, dass es sinnvoll ist, sich mit Trends auseinanderzusetzen und sie zu nutzen, wenn man dazu in der Lage ist.

Wie sehen die Zukunftspläne von Shop­story aus?

Im nächsten Jahr, genauer gesagt bis Ende des kommenden Jahres, streben wir an, in mehr als sieben Ländern aktiv zu sein. Unser Ziel ist es, unsere Kundenbasis zu verdreifachen. Auf der Umsatzseite möchten wir natürlich stark wachsen. Wir streben an, eine Vielzahl von Integrationen anzubieten und ein größeres Team aufzubauen. Vor allem ist es mir wichtig, ein glückliches Team zu haben. Unser Ziel ist es, langsam zu einem relevanten Akteur zumindest im deutschsprachigen Raum und möglicherweise auch darüber hinaus zu werden. Ich bin überzeugt, dass wir ein enormes Potenzial haben, insbesondere mit den zusätzlichen Dingen, die wir gerade aufbauen. Innerhalb von drei bis sechs Monaten werden wir bereits einige Ankündigungen machen können. Unser Team ist hervorragend aufgestellt. Wir haben vielfältige Möglichkeiten und ich habe volles Vertrauen in das Team und uns selbst. Daher glaube ich, dass wir in fünf Jahren noch viel, viel größer sein können. •

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