Silicon Valley Bank wird nach Kollaps von der First Citizens Bank gekauft
17 Tage nach der Schließung der Silicon Valley Bank (SVB) im größten Banken-Crash seit der Finanzkrise gibt es nun einen Käufer für die Überreste: Die First Citizens Bank (FCB) aus Raleigh in North Carolina (Nasdaq: FCNCA) hat soeben bekannt gegeben, dass sie die alle Kredite und bestimmte andere Vermögenswerte aus der FDIC-Konkursverwaltung und alle Kundeneinlagen und bestimmte andere Verbindlichkeiten der Silicon Valley Bridge Bank übernimmt. Zudem sollen am Montag die 17 Filialen der SVB wieder unter der Marke Silicon Valley Bank öffnen – die nunmehr eben eine Tochter der FCB ist.
„Die Transaktion ist als Kauf einer ganzen Bank mit Teildeckung von Verlusten strukturiert“, heißt es in einer Aussendung. Die teilweise gefährlichen Wertpapiere, die Mitschuld am Crash der SVB hatten (mehr dazu hier), bleiben bei der US-Behörde FDIC, und zwar etwa 90 Mrd. Dollar an Wertpapieren und anderen Vermögenswerten. Sie sollen von der FDIC veräußert werden. Denn klar ist auch: Der Kollaps der Silicon Valley Bank kostete dem US-Einlagensicherungsfonds (DIF) satte 20 Mrd. US-Dollar.
Die Überreste der SVB sicherte sich die First Citizens im Rahmen eines Ausschreibungsverfahrens. Kund:innen sollen aktuelle Websites, mobile Apps, Kreditkarten, ATMs und Filialen wie gewohnt nutzen können, und Darlehenskunden werden höflich darauf hingewiesen, das sie ihre Darlehenszahlungen wie gewohnt leisten können.
First Citizens Bank will VCs als Kunden gewinnen
„Diese Transaktion nutzt unser solides Fundament, um eine beträchtliche Größe, geografische Vielfalt, überzeugende digitale Fähigkeiten und vor allem sinnvolle Lösungen für Kunden während ihres gesamten Lebenszyklus hinzuzufügen. Insbesondere sind wir bestrebt, die starken Beziehungen, die das bisherige Global Fund Banking der SVB zu Private-Equity- und Venture-Capital-Firmen unterhält, auszubauen und zu erhalten. Diese Transaktion wird auch unsere Expansion in Kalifornien beschleunigen und Wealth-Fähigkeiten im Nordosten einführen“, so Frank B. Holding, Jr., CEO von First Citizens, in einer Aussendung.
Die Übernahme der SVB-Reste durch die First Citizens passt zu ihrer Strategie – sie hat in den vergangenen 50 Jahren mehr als 30 Banken zugekauft und gehört selbst zu den 40 größten Bankhäusern der USA. Pleitebanken sind ihre Spezialität geworden. „Wir haben in Zusammenarbeit mit der FDIC seit 2009 mehr von der FDIC unterstützte Transaktionen erfolgreich abgeschlossen als jede andere Bank, und wir freuen uns über das Vertrauen, das uns die FDIC erneut entgegenbringt“, so Holding weiter.
Inside the Silicon Valley Bankrun – mit Alex Windbichler von Anexia [Exklusiv]
Bankrun war 56,4 Milliarden Dollar groß
Am 10. März, dem Tag der Schließung durch die FDIC, hatte die SVB noch 167 Milliarden an Gesamtaktiva und etwa 119 Milliarden Dollar an Gesamteinlagen. Ende 2022, am 31. Dezember 2022, waren es noch 209,0 Mrd. US-Dollar an Gesamtaktiva und etwa 175,4 Mrd. US-Dollar an Gesamteinlagen. Das zeigt, dass im Bankrun zwischen Jänner und März SVB-Kund:innen 56,4 Milliarden Dollar abgehoben haben.
Die First Citizens übernimmt aber nicht alle Assets und Einlagen, sondern eigenen Angaben zufolge nur Vermögenswerte in Höhe von 110 Mrd. US-Dollar, Einlagen in Höhe von 56 Mrd. US-Dollar und Kredite in Höhe von 72 Mrd. US-Dollar. Wie erwähnt behält die FDIC 90 Mrd. Dollar an Wertpapieren und anderen Vermögenswerten, um diese zu verkaufen.
Milliarden-Rabatt für die First Citizens Bank
Damit die FCB überhaupt zugeschlagne hat, hat die FDIC dem Käufer eine Verlustbeteiligung an den von ihr erworbenen gewerblichen Krediten gegeben. Dieses Shared Loss Agreement (SLA) bedeutet, dass die FDIC einen Teil der Verluste aus einem bestimmten Pool von Vermögenswerten, die im Rahmen der Abwicklung einer ausfallenden Bank verkauft werden, übernimmt und den Verlust mit dem Käufer der ausfallenden Bank teilt.
Außerdem bekommt die First Citizens auch einen fetten Rabatt: „Die heutige Transaktion umfasste den Kauf von Vermögenswerten der Silicon Valley Bridge Bank im Wert von rund 72 Mrd. US-Dollar mit einem Abschlag von 16,5 Mrd. US-Dollar“, heißt es seitens FDIC. Der Kaufpreis beträgt demnach 55,5 Mrd. Dollar. Die FDIC bekommt im Gegenzug Wertsteigerungsrechte an Stammaktien der First Citizens mit einem potenziellen Wert von bis zu 500 Mio. Dollar.